16. November 2024 von Jan Harmening (ausgewandert seit 2005) aktualisiert
Die monatlichen Belastungen von Kreditrückzahlungen wünscht sich niemand. Wenn möglich, möchte jeder kluge Rechner ohne einen Kredit auskommen. Aber es gibt Situationen im Leben, da lässt sich eine Finanzierung nicht umgehen oder vermeiden. Und manchmal hat sie sogar Vorteile. In solch einem Fall sollte man die Kreditbedingungen gut kennen und die jeweils bestmögliche Variante wählen können. Deswegen wird hier ein Überblick über die verschiedenen Arten von Krediten geben, den Ablauf von der Beantragung bis zur Auszahlung, die Kreditbedingungen sowie über die Möglichkeit von Umschuldungen, wenn sich dadurch Einsparungen ergeben.
Die wichtigsten Kreditarten
- Warenkredite (vom Verkäufer gewährt)
- Leasing
- Innerbetriebliche Kredite bzw. Konzerninterne Finanzierungen
- Gesellschafterdarlehen
- Private Darlehen und Pfandleihen
- Barkredite (Dispositionskredite, Kontokorrentkredite oder Überziehungskredite)
- Konsumkredite
- Investitionskredite (Finanzierung von Gegenständen des Anlagevermögens)
- Betriebsmittelkredite (Barkredite für Finanzierung des Umlaufvermögens)
- Vorfinanzierungen
- Zwischenfinanzierungen
- Effektenkredite
- Import/Exportkredite
- Baufinanzierungen
- Hypotheken
- Effektenlombardkredite (Beleihung von Wertpapieren)
Vom Kreditantrag bis zur Kreditauszahlung
- Kreditantrag des Kunden
- Prüfung der Kreditfähigkeit
- Prüfung der Kreditwürdigkeit (auch wirtschaftliche Kreditfähigkeit genannt)
- Prüfung der Beleihungsunterlagen
- Prüfung und Bewertung der angebotenen Kreditsicherheiten
- Abschluss des Kreditvertrages
- Stellung der Kreditsicherheiten
- Bereitstellung des Kredits (unter Berücksichtigung der Auszahlungsvoraussetzungen), z. B. durch Gutschrift auf dem Girokonto
Mindestanforderungen zur Bereitstellung von Krediten
Es erfolgt eine Risikoeinschätzung über ein Bewertungs- oder „Rating“-Verfahren. Es werden hierbei die Bonität (Einkommen, Zahlungsfähigkeit und Sicherheiten) des Kreditnehmers geprüft, die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung sowie die möglichen Risiken abgewogen. Das Risikomanagement muss dabei einer Reihe von Mindestanforderungen entsprechen (siehe auch Infos der Deutschen Kreditwirtschaft).
Bei der Kreditvergabe wird von Kreditinstituten Wert auf die nachhaltige Fähigkeit des Kreditnehmers gelegt, die Zinsen und Tilgungen aus laufenden Einkünften (bei Firmen: Cash Flow) erbringen zu können. Insbesondere bei mittel- und langfristigen Krediten kann die Stellung von Kreditsicherheiten durch einen Sicherungsgeber notwendig werden.
- Personalsicherheiten: Bürgschaften, Patronatserklärungen
- Sachsicherheiten: Grundpfandrechte, Verpfändung von Bankguthaben oder Effekten
Kreditbedingungen in Abhängigkeit von Kreditart
Bei Konsumkrediten und Investitionskrediten verlangen Kreditinstitute im Normalfall einen Eigenkapitalanteil in Höhe von 10 bis 25 Prozent. Vollfinanzierungen bilden hier die Ausnahme. Bei Investitionskrediten kommen als Beleihungsunterlagen je nach Investitionsgut Kaufverträge über gekaufte Büromöbel, Maschinen, Fahrzeuge oder Grundstücke, Finanzpläne und Cashflow-Rechnungen über die zu erwartenden Zahlungsströme der geplanten Investition infrage.
Als Kreditsicherheiten werden in der Regel die angeschafften Investitionsgüter genommen, die im Wege der Sicherungsübereignung (Maschinen), Sicherungsübereignung von Kraftfahrzeugen oder Grundschulden (Grundstücke) zum Einsatz kommen. Die Rückzahlung erfolgt meist als Ratenkredit (orientiert an den Abschreibungsrückflüssen) oder manchmal auch am Ende der Laufzeit.
Die Höhe der Zinsen ist in Abhängigkeit von den Sicherheiten des Kreditnehmers sowie den aktuellen Konditionen am Kreditmarkt. Einberechnet werden sollten die Kosten für die Bereitstellung des Kredites, die teilweise mit in die Finanzierung mit einfließen können.
Umschuldungen von Krediten
Manch einer hat noch ältere Kredite (z.B. für Auto, Möbel, technische Geräte), die höhere Zinsen als derzeit erhältliche Kredite aufweisen. Hier mag eine Umschuldung, also ein Abschluss eines neuen Kredites bei gleichzeitiger Auflösung des alten Kredites, zu teils erheblichen Einsparungen führen. Selbst wenn es monatlich nur ein paar Euro sind, kommen bei längerer Laufzeit manchmal Hunderte oder gar Tausende Euro Einsparung heraus.
Marianne Stietz, Fachberaterin für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Thüringen berichtet von einem typischen Fall aus Eichsfeld. Hier wurde ein Ratenkredit umgeschuldet, was zu einer Gesamtersparnis von mehr als 1.700 Euro führte. Der Kredit lief noch 5 Jahre, beschreibt die Verbraucherzentrale, und monatlich konnten 29 Euro gespart werden (Quelle: kredit.biz).
Trotzdem sollte man auch hierbei gut abwägen, da mit der Rückzahlung des bestehenden Kredits bzw. der Restschuld Gebühren auf den Kreditnehmer zukommen. Übersteigt die Gebühr den finanziellen Vorteil der Umschuldung, dann sollte man besser den alten Kredit auslaufen lassen. Dies gilt insbesondere bei Krediten, die nicht mehr lange laufen.