In unserer psychologischen Video-Beratung treffen wir Klienten, die vom der mutigen Entscheidung berichten, in ein neues Land zu ziehen. Ein Selbstläufer ist es jedoch selten. Oft stehen Auswanderer auch Herausforderungen gegenüber, die Sie an Ihrer Entscheidung zweifeln lassen. In diesem Artikel schlagen wir Tipps für einen guten Umgang mit Krisen vor.
Jahrelang hat die Idee auszuwandern begeistert und nun ist man vor Ort und unglücklich – wie kann das sein? Erstens, es kann sehr normal sein, dass es nach der anfänglichen Euphorie im neuen Land auch eine Phase der Krise gibt, in der Auswanderer mit ihrer Entscheidung hadern. Der Anthropologe Kalervo Oberg sieht diese Phase sogar als notwendig für ein „Ankommen“ in einem neuen kulturellen Umfeld. Daher, bewahren Sie Ruhe und lassen Sie sich Zeit beim Ankommen in Ihrer neuen Heimat. Wahrscheinlich kommen und gehen die schweren Gefühle wieder. Schreiben Sie vielleicht ein Tagebuch und notieren Sie, wann und warum sich heitere Gedanken wieder einstellen.
Zweitens, Einsamkeit ist auch für Sie sicher keine neue Erfahrung. Wie haben Sie es früher geschafft? Jeder Mensch hat ganz persönliche Strategien, schwierige Situationen zu bewältigen. Wahrscheinlich haben Sie schon vorher im Leben kleinere oder größere Krisen gemeistert. Sicher sind die Bewältigungsstrategien, die Ihnen früher halfen auch jetzt nützlich.
Drittens, gehen Sie Ihren Gefühlen auf den Grund. Wollen Sie wirklich zurück in die Heimat? Die Pro- und Contra-Liste ist eine bewährte Methode. Füllen Sie die Liste detailliert aus. Ist die Liste vollständig oder fehlen Ihnen vielleicht noch Informationen? Nicht jedes Argument ist gleich wichtig. Gewichten Sie Ihre Vor- und Nachteile. Welcher Vorteile ist besonders schwerwiegend, welche Nachteile weniger wichtig?
Kluge Entscheidungen treffen Sie nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit Ihrem Bauchgefühl. Entwickeln Sie in Ihrer Vorstellung ein Bild davon, welche Konsequenzen Ihre Entscheidung haben wird. Stellen Sie es sich detailliert und so lebendig wie möglich vor: Was ist dann? Wo sind Sie dann? Wie sieht es dort aus? Wer ist außer Ihnen noch da? Die Gefühle, die Ihnen bei dieser Übung kommen, geben Ihnen nützliche Informationen, welche Entscheidung die Richtige ist.
Viertens, suchen Sie sich Gleichgesinnte. Sich in einem neuen Umfeld allein zu fühlen, ist normal. Ihre Interessen sind der Motor dafür, Menschen kennenzulernen. So tummeln sich die Computer-Begeisterten untereinander, genauso wie die Hobby-Köche oder Politik-Debattierer. Welche Interessen haben Sie? Und wo in Ihrer Umgebung könnten Sie auf Menschen treffen, die ähnlich ticken wie Sie? Menschen kennenlernen und Freundschaften aufbauen, ist ein wichtiger Teil des Ankommens.
Über die Autoren:
Nora Thiemann und Klemens Lühr sind Diplom-Psychologen und Gründer von Psychologen-Online. Per Videokonferenz bieten sie psychologische Beratung, Coaching und Erziehungsberatung an – für deutschsprachige Menschen, die im Ausland arbeiten und leben. Eigene Erfahrungen im Ausland haben sie in Lebens- und Arbeitsaufenthalten in Mexiko, England und Nicaragua gesammelt.
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