Spanien zählt rund 48 Millionen Einwohner und ist damit eines der bevölkerungsreichsten Länder Europas. Die spanische Gesellschaft ist kulturell vielfältig und regional sehr unterschiedlich geprägt. Wenn du nach Spanien auswandern möchtest, solltest du die Mentalität und Lebensweise der Einheimischen kennen ✔️
Bevölkerungsgruppen und regionale Vielfalt
Die spanische Bevölkerung besteht aus verschiedenen regionalen Gruppen mit eigenen Identitäten:
Kastilier bilden die größte Gruppe und prägen die zentrale Region um Madrid. Katalanen in Katalonien, Galicier in Galicien und Basken im Baskenland pflegen ihre eigenen Sprachen und Traditionen besonders intensiv. Andalusier im Süden sind für ihre Lebensfreude bekannt, während Valencianer an der Ostküste eine eigene kulturelle Identität haben.
Etwa 13 bis 15 % der Bevölkerung sind Ausländer, darunter viele Lateinamerikaner, Marokkaner, Rumänen und zunehmend Menschen aus anderen EU-Ländern wie Deutschland und Großbritannien.
Sprachen in Spanien
Spanisch (Castellano) ist die offizielle Staatssprache, die du überall verstehen und sprechen kannst. In vielen Regionen werden jedoch Ko-Amtssprachen gesprochen:
- Katalanisch in Katalonien, Valencia (als Valencianisch) und den Balearen
- Galicisch in Galicien
- Baskisch im Baskenland und Teilen Navarras
Diese Regionalsprachen sind für die lokale Identität sehr wichtig. Wenn du in diese Regionen auswanderst, wird es geschätzt, wenn du zumindest Grundkenntnisse der jeweiligen Sprache erwirbst.
Religion und Weltanschauung
Traditionell ist Spanien stark katholisch geprägt – etwa 60 % der Bevölkerung sind katholisch getauft. Allerdings ist die Religiosität in der Praxis deutlich zurückgegangen. Nur etwa 20 bis 25 % der Spanier besuchen regelmäßig die Kirche.
Religiöse Feste wie Semana Santa (Karwoche), Weihnachten und lokale Schutzheiligenfeste werden dennoch ausgiebig gefeiert – oft mehr als kulturelle Tradition denn als religiöses Ereignis. Die jüngeren Generationen sind überwiegend säkular eingestellt.
Traditionen und kulturelle Eigenheiten
Tagesrhythmus und Essgewohnheiten
Der spanische Tagesablauf unterscheidet sich deutlich von Mitteleuropa:
Mahlzeiten finden später statt: Das Mittagessen (comida) zwischen 14 und 16 Uhr ist die Hauptmahlzeit, das Abendessen (cena) ab 21 bis 22 Uhr. Viele Restaurants öffnen erst ab 20:30 Uhr zum Dinner.
Die Siesta existiert noch in ländlichen Gebieten und kleineren Städten, ist in Großstädten aber weitgehend verschwunden. Dennoch schließen viele kleine Geschäfte mittags zwischen 14 und 17 Uhr.
Tapas-Kultur ist zentral: Das gesellige Ausgehen mit Freunden zu Tapas und Getränken (ir de tapas) ist fester Bestandteil des sozialen Lebens.
Soziales Leben und Kommunikation
Spanier sind extrovertiert, gesellig und lautstark. Gespräche sind oft lebhaft, mit Händen und Gesten unterstrichen. Was für Nordeuropäer laut wirkt, ist hier normale Kommunikation.
Körperliche Nähe ist üblich: Zur Begrüßung gibt es zwei Küsschen (dos besos) auf die Wangen, selbst bei flüchtigen Bekanntschaften. Persönlicher Abstand ist geringer als in Deutschland oder Skandinavien.
Das soziale Leben spielt sich draußen ab: Auf Plazas, in Bars und Cafés treffen sich Menschen jeden Alters. Gemeinschaft und Zusammensein haben höchsten Stellenwert.
Einkaufsgewohnheiten
Die Spanier kaufen traditionell gerne frisch und täglich ein. Märkte (mercados) sind beliebt, besonders bei der älteren Generation. Hier kaufst du Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch in hoher Qualität.
Zunehmend nutzen aber auch Spanier Supermärkte und Hypermärkte wie Mercadona, Carrefour oder Lidl für den Wocheneinkauf. Die Tendenz geht zum bequemeren Einkauf, besonders bei jüngeren Menschen und in Städten.
Öffnungszeiten sind gewöhnungsbedürftig: Kleine Geschäfte schließen mittags und samstags oft schon um 14 Uhr. Sonntags haben außer großen Supermärkten die meisten Läden geschlossen.
Einstellung zu Arbeit und Pünktlichkeit
Die spanische Arbeitsmentalität unterscheidet sich von der deutschen:
Pünktlichkeit wird im Berufsleben zunehmend wichtiger, im Privaten aber lockerer gesehen. „Sobre las 8“ (gegen 8 Uhr) kann auch 20:15 Uhr bedeuten.
Work-Life-Balance hat hohen Stellenwert, auch wenn die Arbeitszeiten oft lang sind. Die Familie und das soziale Leben kommen zuerst. Viele Spanier arbeiten, um zu leben – nicht umgekehrt.
Flexibilität und Improvisation werden geschätzt. Spanier sind kreativ im Problemlösen und weniger auf starre Prozesse fixiert als Nordeuropäer. Das kann für dich als Auswanderer manchmal frustrierend sein, wenn Behördengänge länger dauern als erwartet.
Beziehungen (enchufes) spielen im Berufsleben eine wichtige Rolle. Networking und persönliche Kontakte öffnen oft mehr Türen als formale Qualifikationen allein.
Bildung und Weiterbildung
Bildung wird hoch geschätzt. Spanien hat eine hohe Akademikerquote, und viele junge Menschen studieren. Allerdings führt dies auch zu Überqualifikation bei gleichzeitig hoher Jugendarbeitslosigkeit.
Weiterbildung ist weniger verbreitet als in Deutschland oder Skandinavien. Lebenslanges Lernen gewinnt aber an Bedeutung, besonders in urbanen Zentren und bei jüngeren Generationen.
Sprachkenntnisse, besonders Englisch, sind oft ausbaufähig, besonders bei der älteren Generation. Deine Spanischkenntnisse sind daher wichtig für die Integration.
Haltung gegenüber Ausländern und Einwanderern
Spanier sind generell gastfreundlich und offen gegenüber Ausländern. Die lange Tradition des Tourismus hat zu einer grundsätzlich positiven Einstellung gegenüber Menschen aus anderen Ländern geführt.
Lateinamerikaner integrieren sich besonders leicht aufgrund der gemeinsamen Sprache. EU-Bürger werden überwiegend positiv wahrgenommen, besonders in Küstenregionen mit hoher Ausländerquote.
In Touristenhochburgen gibt es zunehmend kritische Stimmen gegen Overtourism und steigende Immobilienpreise. In Barcelona oder Palma de Mallorca findest du Proteste gegen Massentourismus.
Integration wird erwartet: Wenn du Spanisch lernst, dich für die lokale Kultur interessierst und am Gemeinschaftsleben teilnimmst, wirst du herzlich aufgenommen. Abgeschottete Ausländer-Enklaven werden kritischer gesehen.
Familie und Kinderfreundlichkeit
Familiensinn
Die Familie steht im Zentrum des spanischen Lebens. Mehrere Generationen halten engen Kontakt, sonntägliche Familienessen sind Tradition. Kinder bleiben oft lange bei den Eltern wohnen – bis Mitte/Ende 20 ist keine Seltenheit.
Großeltern spielen eine wichtige Rolle in der Kinderbetreuung. Das familiäre Netzwerk ist stark und gegenseitige Unterstützung selbstverständlich.
Kinderfreundlichkeit
Spanien ist extrem kinderfreundlich. Kinder sind überall willkommen – in Restaurants, bei Festen, auch spät abends. Es ist normal, dass Kinder bis 23 Uhr auf den Plazas spielen.
Die Gesellschaft ist nachsichtig und geduldig mit Kindern. Lärm und Lebendigkeit werden toleriert. Wenn du mit Kindern auswanderst, wirst du diese entspannte Atmosphäre schätzen.
Ältere Menschen
Respekt vor Älteren ist tief verwurzelt. Senioren werden in die Gesellschaft eingebunden und sind sichtbarer Teil des öffentlichen Lebens als in manchen nordeuropäischen Ländern.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Viele ältere Menschen leben allein, da die Jugend in Städte abwandert. Pflegeeinrichtungen werden zunehmend genutzt, auch wenn die Pflege zu Hause noch bevorzugt wird.
Freizeitgestaltung und Sport
Beliebte Freizeitaktivitäten
Ausgehen ist die Freizeitbeschäftigung Nummer eins: Bars, Cafés, Restaurants und das Nachtleben sind zentral. Spanier verbringen viel Zeit außer Haus in Gesellschaft.
Strände und Natur werden intensiv genutzt, besonders an den Küsten. Wandern (senderismo) gewinnt an Beliebtheit, besonders in den Bergen.
Kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Kino und Theater haben hohen Stellenwert in den Städten.
Volkssport und beliebte Sportarten
Fußball ist mit Abstand die beliebteste Sportart. Real Madrid, FC Barcelona und Atlético Madrid haben riesige Fangemeinden. Fußballspiele anzuschauen – im Stadion oder in Bars – ist Volkssport.
Basketball ist die zweitbeliebteste Sportart mit starker Liga und Nationalmannschaft.
Tennis hat durch Rafael Nadal viel Aufmerksamkeit gewonnen.
Regional beliebt sind:
- Pelota im Baskenland
- Radfahren (ciclismo) allgemein und bei Events wie der Vuelta a España
- Motorsport, besonders durch erfolgreiche Fahrer wie Fernando Alonso
Fitness und Outdoor-Sport gewinnen besonders bei jüngeren Stadtbewohnern an Bedeutung.
Umweltbewusstsein
Das Umweltbewusstsein in Spanien ist im Wachsen, aber regional unterschiedlich. In Großstädten und bei jüngeren Generationen ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Recycling und Umweltschutz deutlich stärker.
Mülltrennung wird praktiziert, allerdings weniger konsequent als in Deutschland. Gelbe Container für Verpackungen, blaue für Papier und grüne für Glas findest du überall.
Wasserknappheit ist ein zunehmendes Problem, besonders im Süden. Das Bewusstsein für sparsamen Wasserverbrauch wächst.
Öffentlicher Verkehr und Elektromobilität werden in Städten ausgebaut, jedoch ist das Auto noch dominierend, besonders auf dem Land.
Zuverlässigkeit und Bürokratie
Zuverlässigkeit im deutschen Sinne – präzise, pünktlich, planbar – ist nicht immer gegeben. Termine können sich verschieben, Handwerker kommen später als vereinbart, Behörden arbeiten langsam.
Dies erfordert von dir als Auswanderer Geduld und Flexibilität. Die berühmte „mañana-Mentalität“ (morgen ist auch noch ein Tag) existiert tatsächlich, besonders in ländlichen Regionen.
Bürokratie kann frustrierend sein: Viele Behördengänge erfordern persönliche Anwesenheit, Wartezeiten sind lang, und Informationen sind nicht immer leicht zugänglich. Digitalisierung schreitet voran, aber langsamer als in Nordeuropa.
Fazit: Leben in Spanien als Auswanderer
Die spanische Bevölkerung ist herzlich, gesellig und lebensfroh. Das soziale Leben, die Familie und das Genießen des Moments stehen im Vordergrund. Wenn du dich auf diese Mentalität einlässt, Spanisch lernst und dich integrierst, wirst du schnell Teil der Gemeinschaft.
Rechne mit späteren Tagesabläufen, lauterer Kommunikation und flexibleren Zeitvorstellungen. Die entspannte Lebensweise hat viele Vorteile, erfordert aber auch Anpassung, besonders wenn du aus einem strukturierteren, pünktlicheren Kulturkreis kommst.
Die Kinderfreundlichkeit, das gute Klima und die hohe Lebensqualität machen Spanien zu einem attraktiven Auswanderungsziel. Gleichzeitig solltest du dich auf geringere Gehälter, höhere Jugendarbeitslosigkeit und langsamere Bürokratie einstellen.
Insgesamt bietet dir Spanien eine warme, einladende Kultur mit starkem Gemeinschaftssinn, in der du dich als Auswanderer willkommen fühlen kannst – vorausgesetzt, du bringst Offenheit, Geduld und den Willen zur Integration mit.
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Zuletzt aktualisiert: 16. Oktober 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)