Wenn du überlegst, nach Ungarn auszuwandern, solltest du die Menschen kennenlernen, die dort leben. Ungarn hat etwa 9,6 Millionen Einwohner (Stand 2024) und ist eines der ethnisch homogensten Länder Europas. Die ungarische Bevölkerung zeichnet sich durch ihre stolze Kultur, tiefe Traditionen und eine besondere Mentalität aus, die das Land prägt.

Ethnische Zusammensetzung und Bevölkerungsgruppen
Die Ungarn (Magyaren) machen etwa 85 bis 90 % der Bevölkerung aus. Du wirst feststellen, dass die ethnische Homogenität im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr ausgeprägt ist.
Zu den wichtigsten Minderheiten gehören:
- Roma-Bevölkerung: Die größte Minderheit mit geschätzten 3 bis 8 % der Gesamtbevölkerung. Die genauen Zahlen variieren, da sich nicht alle zur Roma-Identität bekennen. Diese Gemeinschaft ist oft in separaten Siedlungen konzentriert und kämpft teilweise mit sozialer Ausgrenzung.
 - Deutsche Minderheit: Etwa 1 bis 2 % der Bevölkerung, hauptsächlich Nachfahren der Donauschwaben. Du findest sie vor allem in West- und Südungarn, wo deutsche Traditionen noch gepflegt werden.
 - Slowaken, Kroaten und Rumänen: Kleinere Minderheiten, die hauptsächlich in Grenzregionen leben und ihre eigenen kulturellen Zentren unterhalten.
 - Weitere Gruppen: Serben, Ukrainer und eine wachsende Zahl asiatischer Einwanderer, besonders aus China und Vietnam.
 
Sprachen in Ungarn
Ungarisch (Magyar) ist die Amtssprache und wird von über 99 % der Bevölkerung gesprochen. Diese finnougrische Sprache ist für dich als Auswanderer eine Herausforderung, da sie mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt ist.
Die Sprache besteht aus 14 Vokallauten, verwendet Agglutination (Wörter werden durch Anhängen von Suffixen gebildet) und hat eine völlig andere Grammatikstruktur als deutsche oder romanische Sprachen.
Fremdsprachen: Englisch wird von etwa 20 % der Bevölkerung gesprochen, vor allem von jüngeren Menschen in Budapest und größeren Städten. Deutsch ist als zweite Fremdsprache verbreitet, etwa 15 bis 18 % sprechen es. In ländlichen Gebieten wirst du jedoch oft auf Verständigungsschwierigkeiten stoßen.
Minderheitensprachen werden regional gesprochen und sind in bestimmten Gebieten offiziell anerkannt.
Religionen und Glaubensrichtungen
Ungarn hat eine christlich geprägte Gesellschaft, wobei die Religiosität unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
- Römisch-katholisch: Etwa 37 bis 39 % der Bevölkerung, die traditionell größte Glaubensgemeinschaft. Die katholische Kirche spielt eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben.
 - Kalvinistisch (Reformiert): Rund 11 bis 12 %, besonders stark in Ostungarn und der Großen Tiefebene vertreten.
 - Lutheraner und andere Protestanten: Etwa 2 bis 3 %, hauptsächlich in Gebieten mit deutscher Minderheit.
 - Griechisch-katholisch und Orthodox: Kleine Gemeinschaften, etwa 1 bis 2 %.
 - Konfessionslos: Ein wachsender Anteil von 18 bis 25 % gibt keine Religionszugehörigkeit an.
 
Die praktizierte Religiosität ist moderat. Während Kirchen zum Stadtbild gehören und religiöse Feiertage wichtig sind, besuchst du als durchschnittlicher Ungar nicht unbedingt regelmäßig Gottesdienste. Die Religion ist eher kulturelles Erbe als aktive Glaubenspraxis.
Traditionen und kulturelle Besonderheiten

Ungarn pflegen ihre Traditionen mit großem Stolz. Du wirst schnell merken, dass die Folklore lebendig ist, besonders in ländlichen Regionen.
- Volkstänze und Volksmusik: Die ungarische Csárdás ist weltbekannt. Volkstanzgruppen sind aktiv, und traditionelle Musik mit Zymbal und Geige wird bei Festen gespielt.
 - Trachten: Zu besonderen Anlässen siehst du noch traditionelle Kleidung, besonders bei Festivals und in Volkskunstregionen wie Kalocsa oder Matyóföld.
 - Kulinarische Traditionen: Die Küche ist zentral für die ungarische Identität. Gulyás (Gulasch), Pörkölt, Lángos und unzählige Paprika-Gerichte gehören zum nationalen Kulturgut. Ungarischer Wein, besonders Tokaji, und Pálinka (Obstschnaps) sind Teil der Trinkkultur.
 - Namenstage: Diese werden oft wichtiger gefeiert als Geburtstage. Jeder Vorname hat einen bestimmten Tag im Kalender.
 - Weihnachten und Ostern: Diese christlichen Feste werden mit besonderen Bräuchen gefeiert. Zu Ostern gehört das „Besprenkeln“ (Locsolás), bei dem Jungen Mädchen mit Wasser benetzen.
 - Nationaler Stolz: Der 15. März (Revolution 1848) und der 20. August (Stephanstag) sind wichtige Nationalfeiertage, die mit Paraden und Feuerwerken begangen werden.
 
Typische Verhaltensweisen und Mentalität
Die ungarische Mentalität ist komplex und manchmal widersprüchlich. Du solltest folgende Charakterzüge kennen:
- Melancholischer Stolz: Ungarn haben einen ausgeprägten Nationalstolz, verbunden mit einer gewissen Melancholie über vergangene Größe und erlittenes Leid. Das Trauma des Vertrags von Trianon (1920), bei dem Ungarn zwei Drittel seines Territoriums verlor, wirkt bis heute nach.
 - Gastfreundschaft: In privaten Kreisen sind Ungarn herzlich und gastfreundlich. Wenn du eingeladen wirst, wirst du großzügig bewirtet.
 - Reserviertheit: Im öffentlichen Raum wirken Ungarn oft distanziert und ernst. Lächeln gegenüber Fremden ist unüblich und wird als unaufrichtig empfunden.
 - Direktheit: Ungarn sprechen oft direkt und unverblümt, was für dich zunächst unhöflich wirken kann, aber als Ehrlichkeit gemeint ist.
 - Pessimismus: Es gibt eine Tendenz zum Pessimismus und zur Kritik. „Alles ist schlecht“ ist eine häufige Haltung, die jedoch nicht immer wörtlich gemeint ist.
 - Improvisationstalent: Ungarn sind kreativ im Finden von Lösungen, auch wenn diese nicht immer den offiziellen Weg gehen. Die Phrase „Meg lehet oldani“ (Es lässt sich lösen) spiegelt diese Mentalität wider.
 
Einkaufsgewohnheiten
Das Einkaufsverhalten in Ungarn hat sich modernisiert, behält aber traditionelle Elemente:
- Supermärkte und Discounter: Tesco, Aldi, Lidl, Spar und einheimische Ketten wie CBA dominieren. Du wirst feststellen, dass der Preiskampf hart ist.
 - Märkte: Traditionelle Bauernmärkte (piac) sind noch sehr beliebt. Hier kaufst du frisches Obst, Gemüse, Fleisch und selbstgemachte Produkte. Die Große Markthalle in Budapest ist ein Touristenmagnet, aber auch Ungarn nutzen sie.
 - Kleine Geschäfte: „Kisbolt“ (kleine Läden) in Nachbarschaften existieren noch, werden aber seltener.
 - Öffnungszeiten: Supermärkte haben oft lange Öffnungszeiten, manche 24 Stunden. Sonntags sind seit 2015 die meisten Geschäfte geschlossen (mit Ausnahmen für kleine Familiengeschäfte).
 - Preisbewusstsein: Ungarn vergleichen Preise genau und nutzen Aktionen. Die Kaufkraft ist niedriger als in Westeuropa, daher wird auf jeden Forint geachtet.
 - Bargeld vs. Karte: Während in Budapest und Städten Kartenzahlung verbreitet ist, bevorzugen viele Menschen, besonders ältere, noch Bargeld.
 
Haltung gegenüber Ausländern und Einwanderern
Die Einstellung zu Ausländern in Ungarn ist differenziert und hängt stark von Herkunft und Kontext ab:
- Westeuropäer und Amerikaner: Du wirst als deutscher Auswanderer generell positiv aufgenommen. Westliche Ausländer genießen Respekt, werden als Touristen oder Investoren geschätzt.
 - Nachbarländer: Die Beziehung zu Nachbarländern ist historisch belastet. Zu Österreich besteht eine Hassliebe, zu Rumänien und der Slowakei gibt es wegen der ungarischen Minderheiten dort Spannungen.
 - Migration außerhalb Europas: Die Regierung verfolgt eine sehr restriktive Migrationspolitik. Die Rhetorik gegen muslimische Einwanderer ist stark, und ein bedeutender Teil der Bevölkerung teilt diese Haltung. Du wirst eine gewisse Skepsis gegenüber „illegaler Migration“ feststellen.
 - Praktische Erfahrung: Im Alltag sind Ungarn nicht unbedingt ausländerfeindlich, aber es gibt wenig Berührung mit kultureller Vielfalt. In Budapest ist die Atmosphäre deutlich weltoffener als auf dem Land.
 - Sprachbarriere: Wenn du kein Ungarisch sprichst, kann die Integration schwierig sein. Es wird erwartet, dass Ausländer zumindest grundlegende Ungarischkenntnisse erwerben.
 
Freizeitgestaltung und beliebte Aktivitäten

Ungarn nutzen ihre Freizeit vielfältig:
- Thermalbäder: Ungarn ist berühmt für seine Thermalquellen. Der Besuch von Heilbädern und Wellness-Einrichtungen ist eine Nationalaktivität für alle Altersgruppen.
 - Feste und Festivals: Zahlreiche Musikfestivals (Sziget Festival in Budapest), Weinfeste, Volksfeste und kulturelle Veranstaltungen ziehen Menschen an.
 - Natur und Wandern: Der Balaton (Plattensee) ist das Freizeitzentrum im Sommer. Wandern in den Bergen (Mátra, Bükk) und Radfahren entlang der Donau sind beliebt.
 - Gartenarbeit: Viele Ungarn haben Schrebergärten oder ein kleines Wochenendhaus (nyaraló), wo sie Obst und Gemüse anbauen.
 - Cafés und Restaurants: Die Café-Kultur ist ausgeprägt. Menschen treffen sich zum Kaffee, Kuchen oder zu einem Glas Wein.
 - Kulturelle Aktivitäten: Theater, Oper, Konzerte und Museen werden geschätzt, besonders in Budapest.
 - Angeln: Ein traditionelles Hobby, besonders bei Männern, an den vielen Seen und Flüssen.
 
Volkssport und beliebte Sportarten

- Fußball: Die beliebteste Sportart, obwohl die Nationalmannschaft in den letzten Jahrzehnten weniger erfolgreich war. Ferencváros, MTK Budapest und Újpest sind traditionelle Clubs.
 - Wasserball: Hier ist Ungarn Weltspitze! Die Nationalmannschaft gehört zu den erfolgreichsten der Geschichte mit zahlreichen olympischen Medaillen.
 - Handball: Sowohl Männer- als auch Frauenteams sind international erfolgreich und haben große Fanbasis.
 - Schwimmen: Ungarische Schwimmer wie Katinka Hosszú haben internationale Erfolge gefeiert. Die Thermalbadkultur fördert diese Sportart.
 - Fechten: Eine Tradition mit olympischen Erfolgen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.
 - Schach: Ungarn hat eine starke Schachtradition. Die Polgár-Schwestern machten das Land in dieser Disziplin berühmt.
 - Motorsport: Formel 1 in Hungaroring bei Budapest zieht jedes Jahr tausende Fans an.
 
Familiensinn und Kinderfreundlichkeit
- Familienwerte: Die Familie steht im Zentrum der ungarischen Gesellschaft. Mehrere Generationen halten engen Kontakt, sonntägliche Familienessen sind üblich.
 - Kinderfreundlichkeit: Ungarn sind grundsätzlich kinderfreundlich. Kinder gehören zum öffentlichen Leben dazu. Allerdings wirst du bemerken, dass in Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln Kinder eher still sein sollen.
 - Geburtenrate: Mit etwa 1,5 Kindern pro Frau ist die Geburtenrate niedrig. Die Regierung fördert Familien massiv durch Steuererleichterungen, Zuschüsse und Kredite für kinderreiche Familien.
 - Großeltern: Sie spielen eine zentrale Rolle in der Kinderbetreuung. Oft wohnen Großeltern in der Nähe oder im selben Haus und übernehmen regelmäßig die Betreuung.
 - Elternzeit: Frauen nehmen üblicherweise längere Elternzeit (bis zu 3 Jahre), während Väter selten Elternzeit in Anspruch nehmen.
 
Ältere Menschen und Seniorenkultur
- Respekt: Älteren Menschen wird traditionell Respekt entgegengebracht. In öffentlichen Verkehrsmitteln stehst du automatisch auf für Senioren.
 - Renten: Das Rentensystem ist unter Druck, und viele Rentner leben mit bescheidenen Mitteln. Die Durchschnittsrente liegt deutlich unter dem Durchschnittslohn.
 - Aktive Senioren: Trotz begrenzter Mittel sind viele ältere Ungarn aktiv in Gartenarbeit, Enkelbetreuung und sozialen Aktivitäten.
 - Pflegesituation: Altenpflege wird meist von Familienmitgliedern übernommen. Pflegeheime sind weniger verbreitet als in Westeuropa und haben oft keinen guten Ruf.
 - Soziale Isolation: In Städten gibt es zunehmend vereinsamte Senioren, während auf dem Land das soziale Netz noch stärker ist.
 
Einstellung zu Arbeit und Beruf
- Arbeitsethik: Ungarn arbeiten hart, aber die Einstellung zur Arbeit ist pragmatisch. Arbeit dient dem Lebensunterhalt, ist aber nicht unbedingt Selbstzweck.
 - Arbeitszeiten: Die offizielle Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden, aber Überstunden sind verbreitet. Das umstrittene „Sklavengesetz“ von 2018 erlaubt bis zu 400 Überstunden pro Jahr.
 - Gehälter: Das Durchschnittsgehalt liegt bei etwa 500.000 bis 600.000 HUF netto (ca. 1.250 bis 1.500 Euro), in Budapest höher. Viele Menschen haben Zweitjobs oder arbeiten schwarz.
 - Hierarchie: Unternehmen sind oft hierarchisch strukturiert. Du wirst feststellen, dass Autoritäten respektiert werden und Entscheidungen von oben kommen.
 - Beziehungen: „Kapcsolat“ (Beziehungen) sind wichtig. Wer du kennst, kann wichtiger sein als was du kannst. Netzwerke und persönliche Empfehlungen zählen viel.
 
Weiterbildung und Bildung
- Bildungswert: Bildung wird traditionell geschätzt. Viele Eltern investieren in die Ausbildung ihrer Kinder, auch private Nachhilfe ist verbreitet.
 - Universitäten: Ungarn hat renommierte Universitäten, besonders in Budapest (ELTE, Corvinus, Semmelweis). Viele junge Menschen studieren im Ausland und kehren nicht zurück (Braindrain).
 - Weiterbildung: Die Bereitschaft zur beruflichen Weiterbildung wächst, ist aber nicht so ausgeprägt wie in westeuropäischen Ländern. Ältere Arbeitnehmer sind weniger offen für Umschulungen.
 - Sprachkenntnisse: Jüngere Generationen lernen zunehmend Fremdsprachen, besonders Englisch, was ihre Karrierechancen verbessert.
 
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
- Pünktlichkeit: Die Einstellung zur Pünktlichkeit ist entspannter als in Deutschland. 10 bis 15 Minuten Verspätung bei privaten Treffen sind normal und werden nicht als unhöflich empfunden.
 - Geschäftlich: Im Geschäftskontext wird zunehmend Wert auf Pünktlichkeit gelegt, besonders in internationalen Unternehmen. Bei Behörden und öffentlichen Einrichtungen kann die Pünktlichkeit variieren.
 - Zuverlässigkeit: Die Zuverlässigkeit hängt stark vom Kontext ab. Während Verträge und formelle Verpflichtungen ernst genommen werden, können informelle Zusagen flexibler gehandhabt werden.
 - Bürokratie: Behördengänge können langwierig und frustrierend sein. Die Effizienz des öffentlichen Dienstes ist ausbaufähig.
 
Umweltbewusstsein
- Wachsendes Bewusstsein: Das Umweltbewusstsein in Ungarn entwickelt sich, liegt aber hinter westeuropäischen Standards zurück.
 - Mülltrennung: In Städten gibt es Recyclingsysteme, aber die Beteiligung ist gemischt. Auf dem Land ist Mülltrennung weniger verbreitet.
 - Plastikmüll: Plastiktüten sind noch weit verbreitet, obwohl Supermärkte zunehmend auf Papiertaschen oder wiederverwendbare Taschen setzen.
 - Öffentlicher Verkehr: In Budapest ist das öffentliche Verkehrsnetz gut ausgebaut und wird genutzt. Außerhalb der Hauptstadt ist das Auto dominierend.
 - Naturschutz: Es gibt Nationalparks und geschützte Gebiete, aber illegale Müllablagerung ist ein Problem. Der Umgang mit der Donau und dem Balaton verbessert sich allmählich.
 - Energie: Ungarn ist abhängig von importierter Energie, besonders Gas aus Russland. Erneuerbare Energien sind noch unterentwickelt.
 
Soziales Verhalten und Kommunikation
- Begrüßung: Händeschütteln ist üblich im Geschäftskontext. Unter Freunden und Familie gibt es Wangenküsse (links-rechts).
 - Höflichkeitsformen: Die formelle Anrede (maga) und informelle (te) existieren. Du wirst in den meisten Situationen formell angesprochen, bis eine persönlichere Beziehung entsteht.
 - Smalltalk: Ungarn sind nicht besonders begeistert von oberflächlichem Smalltalk. Gespräche können schnell zu tieferen oder persönlichen Themen übergehen.
 - Kritik: Kritik wird oft indirekt geäußert oder hinter dem Rücken kommuniziert. Offene Konfrontation wird vermieden.
 - Lautstärke: In öffentlichen Verkehrsmitteln und Restaurants sind Ungarn eher leise. Lautes Verhalten wird als unhöflich empfunden.
 
Politische Einstellung
- Polarisierung: Die ungarische Gesellschaft ist politisch stark gespalten. Die regierende Fidesz-Partei von Viktor Orbán hat eine solide Machtbasis, aber es gibt auch starke Opposition.
 - Konservative Werte: Ein großer Teil der Bevölkerung, besonders auf dem Land und unter Älteren, unterstützt traditionelle, konservative Werte.
 - EU-Skepsis: Während Ungarn EU-Mitglied ist und von EU-Geldern profitiert, gibt es Skepsis gegenüber Brüssel und EU-Vorgaben.
 - Apathie: Viele Menschen, besonders Jüngere, sind politikverdrossen und engagieren sich wenig.
 
International bekannte Ungarn
Ungarn hat trotz seiner Größe eine beeindruckende Zahl an Persönlichkeiten hervorgebracht, die international Anerkennung fanden:
Wissenschaft und Erfindungen
Albert Szent-Györgyi (1893-1986): Biochemiker, erhielt 1937 den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung von Vitamin C und die Erforschung der biologischen Oxidation.
John von Neumann (1903-1957): Mathematiker und Physiker, gilt als einer der Begründer der Informatik, Spieltheorie und der Quantenmechanik, arbeitete am Manhattan-Projekt mit.
Edward Teller (1908-2003): Physiker, als „Vater der Wasserstoffbombe“ bekannt, spielte zentrale Rolle in der amerikanischen Nuklearforschung während des Kalten Krieges.
Dennis Gabor (1900-1979): Elektrotechniker und Physiker, erhielt 1971 den Nobelpreis für Physik für die Erfindung der Holographie.
Leó Szilárd (1898-1964): Physiker und Erfinder, arbeitete an der Atombombe, später Friedensaktivist, gilt als Vater der Kernkettenreaktion und hielt erstes Atompatent.
Eugene Wigner (1902-1995): Physiker, erhielt 1963 den Nobelpreis für Physik für Beiträge zur Atom- und Elementarteilchentheorie, besonders die Entdeckung von Symmetrieprinzipien.
Georg von Békésy (1899-1972): Physiker, erhielt 1961 den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckungen über die physikalischen Mechanismen der Stimulation innerhalb der Cochlea.
Ernő Rubik (1944): Architekt und Designer, weltweit bekannt als Erfinder des Zauberwürfels (Rubik’s Cube), eines der meistverkauften Spielzeuge der Geschichte.
Musik
Franz Liszt (1811-1886): Komponist und Pianist, einer der bedeutendsten Klaviervirtuosen des 19. Jahrhunderts, schuf die symphonische Dichtung und revolutionierte die Klaviermusik.
Béla Bartók (1881-1945): Komponist und Ethnomusikologe, sammelte tausende Volkslieder, sein Werk vereint Volksmusik mit moderner Klassik, zählt zu wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Zoltán Kodály (1882-1967): Komponist und Musikpädagoge, entwickelte die berühmte Kodály-Methode für Musikerziehung, sammelte ebenfalls ungarische Volksmusik.
Sir Georg Solti (1912-1997): Dirigent, gewann 31 Grammy Awards (Rekord für klassische Musik), leitete bedeutende Orchester weltweit, besonders die Chicago Symphony Orchestra.
Sir András Schiff (1953): Pianist, gehört zu den führenden Pianisten seiner Generation, besonders bekannt für Interpretationen von Bach, Mozart, Beethoven und Schubert.
Film und Schauspiel
Béla Lugosi (1882-1956): Schauspieler, weltberühmt als Graf Dracula in der gleichnamigen Hollywood-Verfilmung von 1931, definierte das ikonische Vampir-Image für Generationen.
Tony Curtis (1925-2010): Schauspieler (geboren als Bernard Schwartz), Hollywood-Star in Filmen wie „Manche mögen’s heiß“ und „Spartacus“, eine Ikone des amerikanischen Kinos.
Peter Lorre (1904-1964): Schauspieler, bekannt aus „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ und „Casablanca“, prägte mit seiner einzigartigen Erscheinung das Film-noir-Genre.
Paul Lukas (1894-1971): Schauspieler, gewann 1943 den Oscar für „Watch on the Rhine“, erfolgreiche Karriere in Hollywood während der goldenen Ära.
Zsa Zsa Gabor (1917-2016): Schauspielerin und Socialite, bekannt für ihren glamourösen Lebensstil, neun Ehen und Auftritte in Hollywood-Filmen der 1950er-60er Jahre.
Adrien Brody (1973): Schauspieler, gewann 2003 als jüngster Hauptdarsteller einen Oscar für „Der Pianist“, international erfolgreicher Hollywood-Star.
Vilmos Zsigmond (1930-2016): Kameramann, gewann Oscar für „Close Encounters“, arbeitete mit Spielberg, Cimino, revolutionierte Kinematographie mit seinem Lichtdesign.
Literatur
Sándor Petőfi (1823-1849): Dichter und Revolutionär, nationale Symbolfigur, seine Gedichte inspirierten die ungarische Revolution von 1848, gilt als größter ungarischer Lyriker.
Imre Kertész (1929-2016): Schriftsteller, erhielt 2002 den Nobelpreis für Literatur für sein Werk über Holocaust-Erfahrungen, besonders den „Roman eines Schicksallosen“.
Arthur Koestler (1905-1983): Schriftsteller und Journalist, bekannt für „Darkness at Noon“ über stalinistische Schauprozesse, wichtiger intellektueller Kritiker des Totalitarismus.
Sport
Ferenc Puskás (1927-2006): Fußballer, einer der größten Stürmer aller Zeiten, führte das „Goldene Team“ der 1950er, erfolgreich bei Real Madrid, FIFA benennt ihm zu Ehren einen Preis.
Katinka Hosszú (1989): Schwimmerin, dreifache Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin, genannt „Iron Lady“, dominierte internationale Schwimmwettbewerbe über ein Jahrzehnt.
László Papp (1926-2003): Boxer, erster Boxer mit drei olympischen Goldmedaillen (1948, 1952, 1956), später erfolgreicher Profi, Legende des europäischen Boxsports.
Krisztina Egerszegi (1974): Schwimmerin, fünffache Olympiasiegerin, dominierte Rückenschwimmen in den 1990ern, jüngste Schwimmerin mit olympischem Gold in Seoul 1988 (14 Jahre).
Aladár Gerevich (1910-1991): Fechter (Säbel), gewann sechs olympische Goldmedaillen über 28 Jahre (1932-1960), einer der erfolgreichsten Olympioniken in der Geschichte des Fechtens.
Weitere Persönlichkeiten
Theodor Herzl (1860-1904): Journalist und Schriftsteller, Begründer des modernen politischen Zionismus, schrieb „Der Judenstaat“, organisierte erste Zionistenkongresse.
George Soros (1930): Investor und Philanthrop, milliardenschwerer Hedgefonds-Manager, bekannt für philanthropische Open Society Foundations, kontroverse Figur in politischen Debatten weltweit.
Harry Houdini (1874-1926): Entfesselungskünstler und Zauberer (geboren als Erik Weisz), weltberühmt für spektakuläre Entfesselungsnummern, gilt als größter Bühnenzauberer aller Zeiten.
Joseph Pulitzer (1847-1911): Zeitungsverleger, gründete berühmte Zeitungen in den USA, stiftete die nach ihm benannten Pulitzer-Preise für Journalismus, Literatur und Musik.
Marcel Breuer (1902-1981): Architekt und Designer, Bauhaus-Mitglied, erfand den Freischwinger-Stuhl aus Stahlrohr, prägte modernistische Architektur in Europa und Amerika.
Eva Hesse (1936-1970): Bildhauerin, wichtige Vertreterin der Post-Minimalismus-Bewegung, ihre innovativen Skulpturen aus Latex und Fiberglas beeinflussten zeitgenössische Kunst nachhaltig.
Die Polgár-Schwestern: Judit (*1976), Susan (*1969) und Sofia (*1974) Polgár revolutionierten Frauenschach. Judit gilt als stärkste Schachspielerin aller Zeiten, besiegte zahlreiche Weltmeister.
Fazit: Auswandern nach Ungarn verstehen
Wenn du nach Ungarn auswanderst, triffst du auf eine stolze Nation mit tiefen historischen Wurzeln und komplexer Identität. Die Ungarn sind gastfreundlich, aber auch reserviert, traditionsbewusst, aber auch pragmatisch. Das Land durchläuft einen Wandel zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ost und West.
Deine Integration wird leichter, wenn du die Sprache lernst, die kulturellen Eigenheiten respektierst und Geduld mit Bürokratie und manchmal langsameren Prozessen hast. Budapest bietet ein kosmopolitisches Umfeld, während ländliche Regionen traditioneller und enger verbunden sind.
Die ungarische Gesellschaft ist nicht homogen in ihren Ansichten, aber Familienwerte, kulinarische Traditionen und die Liebe zu Thermalbädern verbinden fast alle. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und politischer Debatten bleibt Ungarn ein faszinierendes Land mit reicher Kultur und herzlichen Menschen, die dich willkommen heißen werden, wenn du dich auf sie einlässt.
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Zuletzt aktualisiert: 4. November 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)


