Ortsunabhängiges Arbeiten erfreut sich zunehmender Beliebtheit sowie steigender Akzeptanz. Gleichzeitig wächst der Wunsch vieler Arbeitnehmer nach internationaler Erfahrung und einer Anstellung im Ausland.
Die Globalisierung bringt weitreichende Veränderungen am Arbeitsmarkt mit sich. So ist es nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie eine immer beliebtere Praxis, zumindest für eine Zeitlang vom Ausland aus zu arbeiten. Der Wunsch nach Auslandserfahrung stößt bei einer zunehmenden Zahl von Arbeitgebern auf Akzeptanz und so ermöglichen sie es ihren Arbeitnehmern im Rahmen der geltenden Gesetzgebung, ihre Arbeit für gewisse Zeit im Jahr ortsunabhängig zu verrichten.
Da es allerdings allfällige sozial- und steuerrechtliche Aspekte zu beachten gibt, ist diese Zeit meist auf ein paar Wochen am Stück begrenzt. Möchte jemand dauerhaft im Ausland arbeiten, dann empfiehlt es sich, eine Stelle vor Ort zu finden.
Arbeiten in Frankreich – einige grundlegende Fakten
Wer davon träumt, nach Frankreich auszuwandern und dort zu arbeiten, sollte vorab einige Dinge bedenken. Abgesehen davon, dass unbedingt ausreichende Sprachkenntnisse mitgebracht werden sollten, macht es auch Sinn, den nationalen bzw. regionalen Arbeitsmarkt zu kennen und die Wahl des neuen Lebensmittelpunkts eventuell von den beruflichen Möglichkeiten vor Ort abhängig zu machen.
Sehen wir uns zuerst einmal die Bedeutung der französischen Sprache an: Anders als in Deutschland, wo in multinationalen Konzernen oder auch Startups neben Deutsch häufig auch Englisch beinahe schon selbstverständlich ist, wird in der Grande Nation selbst in großen und international ausgerichteten Unternehmen in der Regel fast ausschließlich Französisch gesprochen. Ist man sich dessen bewusst und in Französisch sattelfest, dann kann die Jobsuche losgehen.
Dabei schadet es nicht, eine grundlegende Ahnung vom französischen Arbeitsmarkt zu haben und zu wissen, was in Sachen Bewerbungsunterlagen gefragt ist bzw. welche Unterschiede es zu deutschsprachigen Bewerbungsschreiben und Lebensläufen gibt.
Gleich vorweg einmal hilft es zu wissen, dass Initiativbewerbungen in Frankreich durchaus üblich sind, da ein Großteil der zu besetzenden Stellen nicht ausgeschrieben wird. Außerdem sehen es Arbeitgeber gerne, wenn die Bewerber ein hohes Maß an Eigeninitiative an den Tag legen. Um diese Eigeninitiative zu unterstreichen, sollten sie spätestens zwei Wochen nach Absenden der Bewerbungsunterlagen beim potenziellen Arbeitgeber nachfassen, falls dieser bis dahin noch nicht auf die Bewerbung reagiert hat.
Bewerbungsunterlagen für den französischen Arbeitsmarkt
Die Bewerbungsunterlagen selbst umfassen ebenso wie im deutschen Sprachraum ein Anschreiben, den sogenannten lettre de motivation oder lettre de candidature, und einen Lebenslauf oder Curriculum Vitae auf Französisch. Es ist allerdings häufig so, dass Unternehmen nur den Lebenslauf sehen wollen, weshalb die Motivation für die angestrebte Stelle im CV erwähnt werden sollte.
Während Zertifikate und Zeugnisse in Frankreich nicht als Teil der Bewerbungsunterlagen verlangt werden, legen die Personalverantwortlichen umso größeren Wert auf eine gute Gliederung von Anschreiben und Lebenslauf.
Den Franzosen ist die Höflichkeitsform besonders wichtig – eine informelle Ansprache kann da gleich einmal als Ausschlusskriterium gelten. Aber auch insgesamt steht eine einwandfreie Ausdrucksweise und fehlerfreie Sprache im Fokus. Im Idealfall sollte nicht direkt erkennbar sein, dass die Muttersprache des Bewerbers nicht Französisch ist.
Auch wer sich in anderen fremdsprachigen Ländern bewirbt, sollte übrigens immer auf die jeweiligen Besonderheiten und einwandfreie Sprachkenntnisse achten. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Anforderungen und es wäre schade, wenn eine Bewerbung im Papierkorb landet, nur weil nicht auf die Voraussetzungen in Sachen Bewerbungsunterlagen geachtet wurde. Zurück zu Frankreich, wo, wie bereits erwähnt, der Lebenslauf oder CV – kurz für Curriculum Vitae – eine besondere Rolle spielt.
Lebenslauf für Bewerbungen in Frankreich
In Sachen Lebenslauf gilt es neben der Struktur vor allen Dingen auf die Länge zu achten. Führungskräfte, die über langjährige Erfahrung verfügen, mögen eine Sonderregelung haben, aber ansonsten ist die Länge strikt auf eine Seite beschränkt.
Während im deutschsprachigen Raum die chronologische Reihenfolge nach wie vor recht verbreitet ist, wird der Lebenslauf in Frankreich in umgekehrt chronologischer Reihenfolge verfasst. Das heißt, die zuletzt gemachten Erfahrungen stehen an oberster Stelle und die Ausbildung folgt erst unter den beruflichen Erfahrungen.
Da Unternehmen – und Personalverantwortliche – in Frankreich großen Wert auf die Persönlichkeit des Bewerbers legen, hat es sich durchgesetzt, dass ähnlich wie im US-amerikanischen Resumée Charaktereigenschaften, angeeignete Kompetenzen und Kenntnisse hervorgehoben werden. Wenn die Französischkenntnisse des Bewerbers auf Verhandlungsniveau sind, dann ist das eine Kompetenz, die unbedingt hervorgehoben werden sollte.
Einerseits ist die einwandfreie Beherrschung der Sprache, wie bereits weiter oben erwähnt, bei jeder Bewerbung in der Grande Nation wichtig. Andererseits sind sie zudem ein klarer Wettbewerbsvorteil für Bewerber in Unternehmen, die mit ausländischen, also beispielsweise deutschsprachigen, Kunden oder Partnern zu tun haben, da sehr viele Franzosen nach wie vor nur Französisch sprechen.
Allgemeines zum Arbeitsmarkt in Frankreich
In Sachen Arbeitsmarkt ist vor allem der Großraum Paris interessant, wo viele Unternehmen ihren Sitz haben. Rund ein Viertel der verarbeitenden Betriebe ist rund um die Hauptstadt zu finden, was auch ein entsprechendes Potenzial an Arbeitsplätzen mit sich bringt. Andererseits sind die Mieten im Großraum Paris ebenso wie in vielen anderen europäischen Großstädten extrem hoch und ein Leben im Ballungsraum ist nicht jedermanns Sache.
Auch in Regionen wie dem Elsass – wo darüber hinaus teilweise noch Deutsch gesprochen wird – der Bretagne oder in Südfrankreich gibt es gute Angebote und die Arbeitslosenzahlen in diesen Gebieten sind eher gering. Während die Jobangebote in Paris vor allem im Dienstleistungssektor zu finden sind, werden Arbeitsuchende aus dem Pharmabereich in Straßburg fündig und solche, die in Schifffahrt, Handel und Logistik tätig sein möchten, sollten Marseille und andere Hafenstädte in Erwägung ziehen.
Lyon hat sich zu einem Zentrum der Technologie entwickelt und sowohl Bordeaux als auch Toulouse gelten seit jeher als Zentren für die Luft- und Raumfahrt.
Bei einem bevorstehenden oder geplanten Umzug nach Frankreich ist es durchaus hilfreich, über die Spezialisierungen der verschiedenen Städte und Regionen Bescheid zu wissen. Anstatt sich nur von kulturellen Vorlieben leiten zu lassen oder wegen des mediterranen Klimas in den Süden des Landes zu ziehen, sollten praktische Erwägungen ebenso in Betracht gezogen werden. Das ist nicht unbedingt ein Malheur: Die Grande Nation hat so viele schöne Orte und Landstriche zu bieten, da wäre es doch schade, wenn man sich nur auf das Offensichtliche konzentriert.
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