Für jedes Land gibt es auch Beispiele für gescheiterte Auswanderungen. Ist es dann korrekt, wenn ich hauptsächlich die Erfahrungen erfolgreicher Auswanderer suche und hier online veröffentliche?
Ich denke, ja. Natürlich kann man auch aus negativen Erfahrungen lernen. Doch die Leser möchten in erster Linie bestmöglich auswandern und erfolgreiche Wege kennenlernen. Nachfolgend daher ein anspornendes Beispiel:
Interview mit einem Expat in Dubai
Lesen Sie das interessante Interview mit dem Finanzjournalisten Gérard Al-Fil, der 2004 nach Dubai ausgewandert ist und vor kurzem ein Buch speziell für Auswanderer verfasst hat. Dieses Interview wurde am 5. Oktober 2011 auf dubai-report.de veröffentlicht.
Der Finanzjournalist Gérard Al-Fil wurde 1973 in Österreich geboren und absolvierte 1993 sein Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier. Nach seinem Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Konstanz, der London School of Economics and Political Science und Düsseldorf erlangte er 1998 seinen Abschluss zum Diplom-Kaufmann.
Während seiner sechs-jährigen Tätigkeit im Finanzbereich in der Schweiz, entstand bei Gérard Al-Fil der Gedanke umzuziehen und er wanderte 2004 nach Dubai aus.
Der Autor des Auswanderer-Ratgebers „Leben und Arbeiten in Dubai“ lebt mit seiner Frau in Dubai und gründete dort das erste deutsche Korrespondentenbüro für Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Im Interview verrät Gérard Al-Fil, was Dubai zu einer der faszinierendsten Städte weltweit macht und weckt Ihre Neugier auf ein Leben in dieser aufstrebenden arabischen Metropole.
Herr Al-Fil, was hat Sie bewogen, nach Dubai auszuwandern?
„Dubai ist die internationalste Stadt im Orient. Zur Jahrtausendwende wurde ich durch den Aufstig der Golfmetropole zu einem Welthandelszentrum hellhörig. Andererseits liegen meine Wurzeln im Mittleren Osten. Es war für mich also kein besonders grosser Schritt in eine vermeintlich exotische, sondern in eine vetraute Welt. Das Golf-Emirat ist allerdings nicht meine erste Auslandsstation. Kurz nach meinem Diplom in Betriebswirtschaftslehre bin ich von Deutschland in die Schweiz umgezogen und habe dort sechs Jahre verbracht. Wer in Dubai Neuland betritt, dem empfehle ich mein Buch.“
Wie wurden Sie von Ihren Kollegen und Nachbarn in Dubai aufgenommen?
„Kollegen habe ich, streng genommen, keine, dafür mehr Kunden und Geschäftspartner, weil ich selbständiger Unternehmer bin. Als Deutscher wird man von den einheimischen Arabern gut aufgenommen, aber nur, wenn man sich vorab über die lokale Kultur informiert und deren Sitten und Gebräuche respektiert. Nach meiner Erfahrung baut man sich ein soziales Umfeld rasch auf, wenn man mit Schlips und Charme auftritt. Mein soziales Umfeld ist daher grenzenlos. Wenn ein Gérard Al-Fil ausgeht, dann sitzt die Welt an einem Tisch: Araber, Chinesen, Iraner, Amerikaner, Schweizer,…“
Was fasziniert Sie am Leben und Arbeiten in Dubai?
„Die Wahrnehmung, den Aufstieg einer Weltmetropolole hautnah mitzuerleben und mitgestalten zu dürfen entschädigt für die stressige „Rund-um-die-Uhr“-Arbeitsmentalität. Auch die politische Stabilität ist ein Vorzug von Dubai: Aufstände und Unruhen gab es in den Emiraten während des sogenannten„Arabischen Frühlings“ nicht. Ausserdem faszinieren meine Frau und mich das, was noch kommen wird: der in Bau befindliche Flughafen Al-Maktoum, der mit 150 Millionen Passagieren pro Jahr wohl der grösste der Welt sein wird; der stete Zufluss neuer Menschen, internationaler Firmen und neuer Ideen. Denn in Dubai herrscht eine Kultur der Offenheit. Und nicht zuletzt fasziniert uns natürlich der Strand und das Meer!“
Worin liegen für Sie die größten Unterschiede zwischen Dubai und ihrem Heimatland?
„Die grössten Unterschiede liegen eindeutig in der Auffassung von Geschäft, Erfolg und Risiko. In Deutschland sind diese drei Begriffe negativ besetzt, in Dubai dagegen sind sie der „way of life“. Denn hier dominiert eine Macher-Kultur.“
Haben Männer es leichter sich in Dubai zu integrieren als Frauen?
„Die Fähigkeit, sich im Ausland zu integrieren hängt mehr mit dem Charakter einer Person zusammen und weniger mit deren Geschlecht. Ich konnte allerdings beobachten, dass europäische „Emanzen“, die über alles und jeden die Nase rümpfen, in Dubai ihre liebe Mühe haben, Anschluss zu finden. Fakt ist allerdings, dass der Frauenanteil in der Arbeitswelt stetig zunimmt. In den Branchen Medien, Gastronomie und Handel sind Frauen sogar auf dem Weg, die Oberhand zu gewinnen.“
Inwiefern beeinflusst der Islam das alltägliche Leben der modernen Großstadt Dubai?
„In Dubai wird jeder auf Schritt und Tritt daran erinnert, dass die Stadt im Orient liegt – auch wenn sie New York immer mehr ähnelt. Manager brechen Besprechungen ab und eilen zum Gebet; westliche Männer sind irritiert, wenn die Arbeitskollegin die Einladung zum Mittagessen ablehnt – weil es im Islam unüblich ist, dass sich Männlein und Weiblein zum Techtelmechtel treffen;… die Liste der Unterschiede ist endlos! Christen können ihren Glauben übrigens frei ausüben, dürfen aber nicht aktiv missionieren. Die 60 Kirchen in den VAE zeugen einmal mehr von der liberalen Haltung, die in dem Golfstaat vorherrscht. Insgesamt nimmt aber die Islamisierung stetig zu. Das ist schon an den immer strengeren Bekleidungsregeln in den Hotels und in den Einkaufspalästen zu sehen. Auch werden der Fastenmonat Ramadan und die islamischen Speiseregeln (Stichwort: Halal-Mahlzeiten) sehr ernst genommen.“
Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer neuen Heimat vermissen?
„Eher nicht. Aus der Schweiz kommend, fiel es mir zuerst schwer, fast ohne öffentliche Verkehrsmittel auszukommen. Zürich und Genf haben die dichtesten Tram- und Busnetze in Europa. Dieses Manko hat sich mit der Dubai Metro, die am 9.9.2009 startete und deren Netz seitdem ständig ausgebaut wird, (fast) erledigt. Ansonsten verfolge ich weiter die Fussball-Bundesliga und habe die aktuelle Tabelle stets im Kopf, wie übrigens viele Emirater auch, denn die lokale Liga kann nicht wirklich begeistern. Auch Birchermüsli und Schwarzbrot gehören bei uns neben arabischen Speisen weiter auf den Tisch.“
Wie kamen Sie auf die Idee einen Auswanderer-Ratgeber zu schreiben?
„Ganz einfach: über Dubai gab es noch keinen…“
Worauf sollten Auswanderer Ihrer Erfahrung nach achten, wenn Sie in Dubai leben wollen?
„Erstens: Nicht so schnell aufgeben. In Dubai muss man drei mal scheitern, bevor der Erfolg kommt. Das betrifft sowohl das berufliche als auch das private Umfeld.
Zweitens ist es wichtig zu wissen, dass die „Go-go-Jahre“ vorbei sind. Bis zum Ausbruch der Krise 2008 bestand man in Dubai mit einer guten Idee, Vitamin B und Motivation. In den nächsten zehn Jahren besteht man hier nur mit Zähigkeit und Ausdauer.
Drittens: Kein Tag gleicht dem anderen. Legen Sie sich ein dickes Fell für Überraschungen zu. In Dubai leben Menschen aus 200 Nationen. Da muss man sich immer wieder von einigen Klischees trennen.“
Welche 3 Gründe sprechen für Sie dafür, Dubai als Auswanderer-Ziel zu empfehlen?
a) Die über 20 Freihandelszonen mit ihren endlosen Arbeitsmöglichkeiten.
b) Die Vision und Umsetzung der politischen Führung, Dubai in eine Weltstadt zu verwandeln.
c) Der ganzjährige Sommer.“
Herr Al-Fil, vielen Dank für das Gespräch.
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Emigration – Wegzug von Deutschland
Verschiedene Faktoren haben die Unsicherheit im Jahr 2016 erhöht. Wirtschaftliche Stagnation, stark zunehmende Einwanderungszahlen und sich daraus ergebende Spannungen sowie die anhaltende Finanzkrise in Europa haben wieder viele Deutsche bewogen, über einen Umzug ins Ausland nachzudenken und Schritte zu unternehmen, die Heimat zu verlassen. Das spiegelte sich auch in den Wegzügen aus dem Bundesgebiet wieder. Von der Wahl der Auswanderungsziele kann man Anregungen für die eigenen Überlegungen erhalten. Würde es Sie daher interessieren, wohin die Deutschen in 2016 abwanderten?