Auswandern nach Dänemark – Erfahrungen

Erfahrungsberichte Immigration

Nachfolgend die Erfahrung eines Deutschen Studenten, der zum Zwecke des Studiums nach Dänemark ausgewandert ist.

Die Erfahrung von Alex

Hej!

Ich heiße Alex, bin 21 Jahre alt und wohne nun schon seit über einem Jahr in Dänemark. Genauer gesagt wohne ich in Horsens, eine Kleinstadt mit fast 60.000 Einwohnern. Der Grund, wieso es mich explizit dahin gezogen hat war mein Interesse an einem Studiengang, welches nur dort angeboten wurde. Um es zu erläutern, Ich studiere Supply Chain Management als Bachelor seit August 2015.

Es war keine leichte Entscheidung mit 19 meine Umgebung, meine Familie und meine Freunde für 3,1/2 Jahre nur noch selten sehen zu können. Jedoch fand ich schon immer, als ich auch noch bei meinen Eltern gewohnt habe diese Möglichkeit sehr spannend und aufregend. Ich war zwar schon zuvor bei einem Auslandaufenthalt in Amerika fast ein ganzes Jahr von meinem Zuhause weg, jedoch war dies noch eine Steigerung. Viele neue Herausforderungen kamen auf mich zu. Die größte von diesen war und ist wahrscheinlich, dass man seinen eigenen Haushalt führen muss, sprich selber einkaufen gehen (auch die Dinge die man früher gar nicht beachtet hat), selber Kochen/Wäsche waschen und Staubsaugen und vor allem dies auch in den Alltag neben dem Studium selbst einplanen. Es stehen keine Eltern mehr hinter meinem Rücken und sagten was ich tun muss oder kontrollieren ob ich alles erledigt haben. Dafür bin ich nun selbst verantworlich!

Mein erstes Semester über habe ich zusammen mit einem Mitbewohner eine Wohnung geteilt. Zwar hatten wir separate Schlafzimmer, mussten uns jedoch das Wohnzimmer, die Küche und das Bad zusammen teilen. Seit Februar habe ich jedoch eine kleine Wohnung für mich alleine gefunden und bin ziemlich zufrieden damit.

Vom Schulischen her unterscheidet sich Dänemark von Deutschland schon deutlich. Wenn ich mich zum Beispiel mit meinem Bruder oder mit Freunden, die in Deutschland studieren, über unser Studentenleben oder unser Leben in der Uni austausche, fällt mir auf, dass hier in Dänemark der Unterricht eher wie in der Schule aussieht. Ich studiere wie schon oben gesagt Supply Chain Management im VIA University College in Horsens. Die Atmosphäre bei uns ist fast wie in einer Schulklasse mit nur 20 Leuten in unserem Kurs. In Deutschland kann ja dies weit über 100 gehen.

Den Vorteil in meinem Fall sehe ich eindeutig darin, dass man einen näheren Bezug zum Lektor hat und dieser sich auch mehr Zeit für einen Persönlich nehmen kann. Natürlich muss ich sagen, dass es nicht in allen Kursen oder Unis in Dänemark die Unterrichtsstruktur so wie bei mir aussieht. Es gibt selbstverständlich auch Unis, bei denen das Programm eher an dem deutschen System ähnelt. Außerdem kennt man so gut wie jeden aus der eigenen Klasse und weiß genau wer welche Stärken hat, was vor allem in Gruppenarbeiten und Projekten sehr vorteilhaft ist.

Das führt mich zum nächsten Punkt. In meinem Studiengang ist der Anteil an praktischen Aufgaben vergleichsweise ziemlich hoch. Ich hatte bislang in jedem Semester mindestens ein Projekt in Kooperation mit einer Firma. Mein letztes Semesterprojekt war zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Firma Danfoss, welches ich sehr spannend und lehrreich fand. Wir haben als Gruppe die Produktionsstätte in Kolding, ca. 45. Autominuten südlich von mir entfernt besucht und hatten Kontakt zu dem Abteilungsleiter für unser spezielles Gebiet, dem wir unsere Fragen stellen konnten falls etwas unklar war.

Die Lebenshaltungskosten sind hier definitiv teurer als in Deutschland. Eine Wohnung hier kostet ungefähr so viel wie in einer deutschen Großstadt wie Hamburg oder Berlin. Die Produkte sind ziemlich unterschiedlich von den Preisen hier verglichen zu Deutschland. Einige Produkte sind 20% bis 30% teurer, aber vor allem Produkte die eher ungesund sind wie zum Beispiel Coca-Cola kosten hier das doppelte wie in Deutschland (umgerechnet 2,50€ mit Pfand).

Ausgehmöglichkeiten gibt es genug hier. Von schicken Cafés, Restaurants, Kinos (die Filme werden in der Regel auf Englisch gezeigt), Clubs und Bars gibt es von allem etwas. Hier muss man auch sagen das alles in der Regel etwas teurer ist. Ich würde erfahrungsgemäß sagen, dass man mit 50% mehr Geld als in Deutschland rechnen sollte.

Die gute Nachricht ist, dass nicht nur die Ausgaben höher sind, sondern auch die Einnahmemöglichkeiten hier. Der durchschnittliche Lohn bei einem Aushilfsjob hier liegt bei 110 Dänische Kronen, was umgerechnet fast 15€ sind. Zusätzlich dazu gibt es die Möglichkeit, die dänische Studentenförderung (SU) zu beantragen. Dies kann man nämlich auch als nicht-Däne bekommen. Man muss jedoch ein EU-Bürger sein und einen Arbeitsvertrag mit mindestens 43 Stunden im Monat haben, was ca. 9,5 Stunden pro Woche ist.

Ich arbeite nun seit einem Monat einen Bürojob bei Trendhim und sammle viele neue Erfahrungen für meine Zukunft. Die Dänen sind im allgemeinen viel offener und für neue Ideen. Außerdem sind sie sehr Ehrlich. Kriminalität gibt es so gut wie gar keine hier. Durch meinen Job und der Förderung kann ich hier ziemlich gut über die Runden kommen, ohne jegliche Hilfe von Familie oder anderen Förderungen.

Zum Thema andere Förderungen: Man kann Auslands-Bafög beziehen, wenn man in Dänemark studiert. Dafür muss man beim Studentenwerk Schleswig-Holstein maximal 3 Monate vor Studienbeginn einen Antrag stellen. Dieser gilt dann für ein Jahr. Danach ist eine neue Antragsstellung erforderlich.

Ich selbst habe auch ein Jahr lang Auslands-Bafög bekommen. Die Höhe des Geldes, was man monatlich erhält hängt wie beim normalen Bafög von Kriterien wie das Einkommen der Eltern, das Vermögen eines selbst etc. ab. Außerdem ist zu beachten, dass die Hälfte des erhaltenen Geldes zinsfrei zurückgezahlt werden muss.

In Dänemark sind Zahlungsmöglichkeiten per Kreditkarten und MobilePay, welches ein Zahlungsverfahren über das Handy ist, fast überall verfügbar. Bargeld ist nur in seltensten Fällen notwendig, was auch ein ziemlich drastischer Unterschied zu Deutschland ist.

Falls du Interesse gefunden hast würde ich zum Schluss noch einen Rat geben. Fang schon ein halbes oder am besten 9 Monate bevor du anfängst an dich zu erkundigen und die erforderlichen Schritte zu machen. Universitäten haben in ganz Dänemark für Nicht-Dänen eine Bewerbungsfrist schon im März für das kommende Wintersemester, welches üblicherweise Ende August bis Anfang September anfängt. Außerdem ist es Ratsam, schon im Voraus sich über Wohnmöglichkeiten zu informieren. Viele junge Leute mussten ihre Pläne vom Studium in Dänemark abblasen nur, weil sie keine Wohnung gefunden haben. Die Universitäten verschicken ihre Zusagen erst Anfang August, was zu einem Wohnungschaos für kommende Studenten führt. Es ist daher sehr Ratsam, falls man sich entscheidet für Unis in mehreren Städten zu bewerben, sich mündlich schon mal vor August mit potenziellen Vermietern in allen! Städten zu einigen.

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