Ein Leben im Einklang mit der Natur ist für viele Menschen ein erstrebenswertes Ziel. Wer das im Ausland erreichen will, braucht einiges an Vorbereitung. Zudem gilt es zentrale Entscheidungen über die Art und Weise des Alltags zu treffen. Schließlich kann ein Leben in der Natur für jeden anders aussehen. Diese Liste mit Fakten soll Auswanderern erste Eindrücke vermitteln und Denkanstöße für eine bedarfsgerechte Lebensweise geben.
1. Meldepflicht
Wer in Deutschland sein Leben verbringt, muss auch der allgemeinen Meldepflicht gerecht werden. Wird die Anmeldung beim zuständigen Meldeamt nicht erledigt, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bestraft wird. Gleichzeitig müssen sich Auswanderer bei der Meldebehörde abmelden, wenn sie den Umzug ins Ausland anstreben. Und wie sieht es am Zielort aus?
Eine Meldepflicht gibt es in den meisten Ländern der Welt, sodass sich Auswanderer nicht einfach ohne Behördengang an ein schönes Plätzchen in der freien Wildbahn zurückziehen können. Die Anmeldung bei der zuständigen Behörde muss – wie auch in Deutschland – innerhalb einer festgelegten Frist erfolgen. In der Regel wird hier die Angabe zum Wohnsitz im entsprechenden Land verlangt.
2. Draußen schlafen ohne Packesel
Ob Meldepflicht oder nicht: Jeder muss für sich entscheiden, wie und wo er im Ausland leben möchte. Abhängig davon, ob ein fester Wohnsitz in naturnaher Umgebung oder eine Art Nomadenleben bevorzugt wird, ist das Reiseziel zu wählen.
Diejenigen, die am liebsten in Bewegung und ungern lang an einem Ort bleiben, müssen auf leichtes Gepäck achten. Jedes Kilo mehr erschwert die Reise von A nach B. Zudem muss an robustes und funktionales Zubehör zum Übernachten gedacht werden. Zumindest betrifft das alle, die nicht mit einem Reisemobil unterwegs sind. Isomatte, Zelt und Schlafsack sind eine gute Alternative, um trotz Nähe zur Natur von einem gewissen Schutz vor äußeren Einflüssen zu profitieren.
Die Kaufberatung unter zelt.org umfasst beispielsweise ultraleichte Zelte unter zwei Kilogramm Gesamtgewicht von führenden Herstellern wie Hilleberg oder MSR. Wie der Ratgeber aufzeigt, muss selbst bei den Leichtgewichten unter einem Kilogramm nicht auf Strapazierfähigkeit verzichtet werden.
3. Wildcamping kann verboten sein
Doch auch beim Zelten gilt es die Vorschriften der Länder und Regionen zu beachten. Wildes Campen mit Zelt ist vielerorts verboten und wird streng bestraft. Wer auf sein Zelt nicht verzichten will, ist in Ländern wie Finnland, Norwegen und Schweden gut aufgehoben. Dort herrscht das sogenannte Jedermannsrecht, wonach jeder Mensch gewisse Grundrechte bei der Nutzung der Natur hat.
Das Zelten ist in der Regel vom Jedermannsrecht umfasst. „Solange du den Grundbesitzer nicht störst und die Natur nicht beschädigst, kannst du dein Zelt für bis zu zwei Nächte an einem Fleck deiner Wahl aufstellen“, heißt es zum Beispiel unter visitsweden.de zum Jedermannsrecht der Schweden. Aber auch Estland, Lettland und Litauen sind denkbare Ziele für Camper. Ein behutsamer Umgang mit der Natur sollte selbstverständlich sein.
4. Biwakieren
Ist das Zelten nicht erlaubt, ist das Biwakieren eine Alternative. Dieser Begriff steht – zumindest im Alpinismus für ein spartanisches Lager. Zum Übernachten ist meist eine Ausrüstung bestehend aus Schlafsack und Isomatte gemeint. Wird es kalt, sind zusätzlich ein Biwaksack und isolierende Kleidung ratsam.
5. Titan – leichte Ausrüstung zum Ernähren
Wer vorwiegend draußen leben möchte, braucht eine Grundausstattung zum Ernähren. Für Töpfe und andere Gefäße zur Zubereitung von Speisen ist Titan ein ideales Material. Das Leichtmetall wiegt wesentlich weniger als Stahl und ist gesundheitlich unbedenklich. Zudem ist Titan abriebbeständig, rostbeständig und hohe Temperaturen sind kein Problem.
Tipp: Töpfe und Becher mit Literskala (innen) erleichtern die Dosierung von Zutaten ohne zusätzlichen Messbecher.
6. Bushcraft-Utensilien als Kochstelle
Ist ein Gaskocher keine Option, gibt es platzsparende Trockenbrennstoffkocher als alternative Lösung. Darin lässt sich mit Brennmaterialien aus der Umgebung ein Feuer machen, um darüber ein Topf mit Inhalt zu erhitzen. Wie kompakt ein solches Produkt sein kann, zeigt Bushcrafter Sacki:
7. Die Wildnis verlangt nach Überlebenskünstlern
Dass ein ruhiges Leben in der Natur im Ausland auch an einem festen Platz seinen Reiz hat, hat ein Deutscher längst bewiesen: Hans Joachim Karl Blankenburg, der als Jo Bentfeld bekannt ist, lebte bis zu seinem 50. Lebensjahr in der Bundesrepublik. Inzwischen ist er seit über 30 Jahren in der Wildnis von Kanada zuhause.
Das Online-Reisemagazin travelbook.de hat über den deutschen Reiseschriftsteller und seine Geschichte als Aussteiger berichtet. Im Artikel wird schnell deutlich, dass es sich um einen Überlebenskünstler handelt. Wer so leben möchte, braucht Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und ein robustes Gemüt. Auf seinem eigenen YouTube-Kanal hat der ursprüngliche Baden-Württemberger die ARD-Verfilmung zu seinem Buch „Zuhause in der Yukon Wildnis“ geteilt:
8. Jagen mit Erlaubnis
Das Jagdrecht in Deutschland ist komplex. Damit ein Bürger Wild nachstellen, erlegen und fangen darf, braucht es nach Bundesjagdgesetz (BjagdG) einen Jagdschein, welcher wiederum mit einer Jägerprüfung verbunden ist. Wer wie Jo Bentfeld im Einklang mit der Natur leben und selbst erlegte Tiere essen will, sollte sich vor dem Auswandern gründlich mit der Gesetzeslage im Ausland befassen.
9. Gefahren kennen
Ob Impfung oder Schutzausrüstung: Um in der Natur auf alles vorbereitet zu sein, müssen sich Auswanderer sorgfältig mit den potenziellen Risiken auseinandersetzen. Infektionskrankheiten, Gefahren durch wilde Tiere oder Giftpflanzen sollten realistisch beurteilt werden, um im Ernstfall richtig zu reagieren.
10. Selbstversorgung will gelernt sein
Das Leben mit der Natur verlangt zumindest nach Grundkenntnissen im Anbau von Lebensmitteln. Ansonsten kann es vor Ort schnell schwierig werden. Ob Gemüse oder Obst: Jede Pflanze hat ihre individuellen Standortanforderungen und will entsprechend gepflegt werden. Auch an Saatgut ist für den gelungenen Start zu denken.
Weitere Informationen für Auswanderer hat das Bundesverwaltungsamt in einer Publikation mit Basiswissen von der Sozialversicherung bis zur Staatsangehörigkeit unter bva.bund.de zusammengetragen.
Bilder: StockSnap (Zelt), LUM3N – Pixabay