Bei Schweden denken die meisten zuerst an Ikea, Kötbullar, Elche und Pippi Langstrumpf. Der typische Schwede ist angeblich groß und blond und lebt in einem roten Schwedenhaus an einem See – an einigen dieser Klischees ist womöglich etwas dran. Immerhin zieht es jedes Jahr viele Deutsche nach Schweden. Damit ist nicht nur der Sommerurlaub gemeint. Jährlich wandern mehr als 4.000 Deutsche in den Norden aus. Das hat vor allem mit den guten Arbeitsbedingungen und der angenehmen Work-Life Balance zu tun. Wer die Natur liebt und gerne draußen unterwegs ist, wird Schweden lieben. Mit welchen Hürden Auswanderer zu kämpfen haben, die nach Schweden wollen, darüber berichtet dieser Artikel.
Kaum bürokratische Hürden für Einwanderer nach Schweden
Deutsche, die nach Schweden auswandern möchten, haben es vergleichsweise einfach. Das Land ist seit 1995 Mitgliedsstaat der Europäischen Union. Daher genügt es bei der Einreise, seinen Pass oder Ausweis vorzuzeigen. Wer länger als zwei Monate bleiben möchte, sollte der Form halber eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Dazu prüft der schwedische Staat die Finanzen des Kandidaten genau. Bewerber, die sich mindestens die ersten drei Monate lang ohne Beruf finanziell selbst versorgen können, dürfen in der Regel bleiben. Ein Arbeitsvertrag und ein Mietvertrag sind Dokumente, die die Einwanderung erleichtern können. Das Einwanderungsamt ist für die bürokratische Abwicklung zuständig.
In anderen Ländern funktioniert die Einwanderung nicht so unkompliziert. Dort haben Interessierte vielfach mit unwägbaren Visabewerbungen und anspruchsvollen Einwanderungstests zu kämpfen. In solchen Fällen haben sich unterstützende Visabüros bewährt. In Deutschland gibt es ebenfalls einen Einwanderungstest, bei dem Kandidaten aus 33 Fragen mindestens 17 richtig beantworten müssen. Bei uns in Deutschland sieht der Test so aus. Einfach ist er nicht und er verlangt ein breit aufgefächertes Wissen.
Zum Glück spielt ein solcher Einwanderungstest für Deutsche, die nach Schweden auswandern, dort leben und arbeiten möchte, keine Rolle. Es geht deutlich unkomplizierter.
Diese Berufsgruppen werden gesucht
In einigen Berufsgruppen fehlt es in Schweden an Personal. Einwanderer, die in bestimmten Fachgebieten arbeiten, werden daher besonders willkommen geheißen. Das gilt zum Beispiel für Krankenschwestern und Pfleger. Wer im medizinischen Bereich arbeitet, hat gute Chancen in Schweden eine Anstellung zu finden. Dieser Schritt ist zwar mutig, zahlt sich für Deutsche aber finanziell aus. Die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Praxen sind nämlich sehr gut. Es gibt geregelte Arbeitszeiten und ein faires Gehalt. An Stress und Burnout müssen Mediziner hier nicht leiden – im Gegensatz zu Deutschland, wo die hohe zeitliche und seelische Belastung von medizinischem Personal immer wieder Thema ist.
Neben Ärzten und Pflegekräften sind in Schweden auch Handwerker durchaus gefragt. Zudem wirbt die IT- und Telekommunikationsbranche mit offenen Stellen. Das schwedische Arbeitsamt veröffentlicht regelmäßig eine Liste mit den meist gesuchten Berufen. Generell gilt: eine gute Ausbildung hilft bei der Jobsuche enorm.
Schwedisch lernen leichtgemacht
Zusätzliche Sprachkenntnisse sind von Vorteil. Auswanderer sollten zumindest sehr gut Englisch sprechen. Schwedisch ist kein Muss, aber vor Ort hilfreich. Deutsche tun sich relativ leicht, Schwedisch zu lernen. Die Sprache ist dem Deutschen oder Holländischen ähnlich. Ein Grundverständnis können Einwanderer daher schnell erwerben. Vor dem Auswandern empfiehlt sich ein Grundkurs, sodass Reisende in Schweden zumindest den Tagesgruß vorbringen und sich auf der Landessprache vorstellen können.
Viele Berufsgruppen, die sich um ausländische Mitarbeiter bemühen, helfen bei der Suche nach einem Sprachkurs vor Ort oder bieten inhouse einen an. In Krankenhäusern beispielsweise ist es nicht unüblich, dass ein neuer Pfleger einen schwedischen Kollegen eine Zeit lang begleitet und von ihm lernt, wie der Ablauf auf der Station aussieht – und gleichzeitig die nötigen Fachbegriffe lernt. Das passiert zu Beginn meist auf Englisch, später mehr und mehr auf Schwedisch. In einigen Berufsfeldern ist es nicht einmal zwingend notwendig, Schwedisch zu sprechen. Im Tourismus beispielsweise kommen Arbeitnehmer mit Englisch und Deutsch bereits ziemlich weit. Doch auch in Schweden gilt: Wer sich hier dauerhaft niederlassen und Freundschaften oder eine enge Beziehung eingehen will, kann auf die Schwedische Sprache nicht verzichten. Es ist also durchaus empfehlenswert, sich intensiv damit zu beschäftigen.
Lebenshaltungskosten in Schweden
In den nordischen Ländern sind die Lebenshaltungskosten bekanntlich höher als in Deutschland. Besonders Alkohol und Tabak sind aufgrund der Steuern viel kostenintensiver als zu Hause. Ein Großteil der anfallenden Lebenshaltungskosten geht auf die Wohnungsmiete zurück, wie das auch in Deutschland der Fall ist. Mietkosten fallen in den Ballungszentren der Städte höher aus, als auf dem Land. Im Vergleich zu Deutschland sind die Nebenkosten meist im Preis inbegriffen. Die Tabelle zeigt typische monatliche Belastungsprofile für Schweden:
Haushaltsgröße | Monatliche Ausgaben | Monatliche Ausgaben |
Single-Haushalt | 14.000 SEK | 1.466 Euro |
2-Personen-Haushalt | 26.000 SEK | 2.723 Euro |
4-Personen-Haushalt | 34.500 SEK | 3.614 Euro |
Für die ersten drei Monate sollten Einwanderer ausreichend Kapital mitbringen, um im Zweifelsfall ohne Anstellung über die Runden zu kommen. Das teuerste am Wohnortswechsel ist der Umzug. Durch die Beauftragung eines Umzugsunternehmens kommen Kosten zustande, die schnell einen mittleren vierstelligen Betrag erreichen. Es kann sich lohnen, einige Dinge zu Hause zu lassen und in Schweden günstig neu zu kaufen. Was im Zweifel die günstigere Alternative ist, lässt sich allerdings nur im Einzelfall ermitteln.
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