Auch im Leben der Auswanderer gibt es viele gewöhnliche Erfahrungen. Die wahre Geschichte von Werner Rydl gehört jedoch eher in die Kategorie der nicht so alltäglichen Stories.
Wer ist Werner Rydl und warum wanderte er nach Brasilien aus?
Werner Rydl, geboren 1957 in Wien, ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten der österreichischen Finanzgeschichte. Der ehemalige Niederösterreicher wurde als „Österreichs Finanz-Staatsfeind Nr. 1″ bekannt, nachdem er in den 1980er und 1990er Jahren Steuerbetrug im großen Stil begangen hatte und 1991 nach Brasilien auswanderte.
Seine Auswanderung nach Brasilien war keine gewöhnliche Lebensveränderung. Rydl zog 1991 nach Brasilien, um Übergriffe zu verhindern, nachdem er mit einem ausgeklügelten Umsatzsteuerkarussell die österreichischen Finanzbehörden um Millionenbeträge gebracht hatte.

Der Weg nach Brasilien: Flucht oder Neuanfang?
Rydl baute in den frühen 1990er-Jahren ein komplexes internationales Firmengeflecht auf. Der Mittelpunkt lag in Pottendorf, Niederösterreich. Durch ein raffiniertes System aus Scheinfirmen und fingiertem Warenhandel kassierte er von seinen Geschäftspartnern die Mehrwertsteuer ein, führte diese aber nicht oder nur teilweise an die Finanzbehörden ab.
Als die Ermittlungen begannen, setzte sich Rydl nach Brasilien ab, heiratete dort eine Brasilianerin und erhielt 1995 die brasilianische Staatsbürgerschaft. Jahre lang lebte er in einem blauen Turm an der Küste bei Recife und führte ein Leben, das zwischen Luxus und seinem selbst proklamierten bescheidenen Lebensstil schwankte.
Werner Rydls Leben in Brasilien bei „Die Auswanderer – Für immer fort?“
Im Oktober 2022 zeigte PULS 4 in der Dokumentation „Die Auswanderer – Für immer fort?“ Werner Rydl in seinem aktuellen Leben in Brasilien. Die Sendung wurde dienstags um 20:15 Uhr ausgestrahlt und gab dir einen ungewöhnlichen Einblick in das Leben des kontroversen Auswanderers.
So verdient Werner Rydl heute sein Geld in Brasilien
Mit 65 Jahren arbeitet Rydl als lokaler Finanzdienstleister in einem kleinen brasilianischen Ort, in dem es keine Bank und keinen Bankomat gibt. Seine Geschäftsidee ist pragmatisch: Die Einheimischen müssten sonst 25 Kilometer in den nächsten Ort fahren, um ihre Rechnungen zu bezahlen.
„Die Fahrt hin und zurück kostet mehr, wie die Stromrechnung“, erklärt Rydl sein Geschäftsmodell. Er übernimmt für die Dorfbewohner gegen eine kleine Gebühr die Bezahlung ihrer Rechnungen – eine typische „Synergie mit geringstem Aufwand“, wie er selbst sagt.
Vom Luxusleben zum bescheidenen Alltag
Die Sendung stellte die provokante Frage: „Luxus, Saus und Braus?“ Die Realität zeigt ein anderes Bild. Rydl gibt Einblicke in sein neues Leben nach der Haft und zeigt, wie er in Brasilien „ein paar Reals verdient“.
Seine Philosophie hat sich im Vergleich zu den goldenen Jahren deutlich verändert. Der Mann, der einst Millionen bewegte, konzentriert sich nun auf kleine, lokale Dienstleistungen. Doch die Frage nach dem verborgenen Vermögen bleibt im Raum stehen.
Die Herausforderungen von Werner Rydls Auswanderung
Auslieferung und Haft
Werner Rydls Leben in Brasilien war alles andere als unbeschwert. Am 30. März 2005 wurde er auf einem Flughafen in Brasilien festgenommen und viereinhalb Jahre in Auslieferungshaft genommen.
Die Auslieferung gestaltete sich kompliziert, da Rydl die brasilianische Staatsbürgerschaft besaß. Ihm wurde jedoch vorgeworfen, bei der Einbürgerung falsche Angaben gemacht zu haben, woraufhin ihm diese im Dezember 2006 entzogen wurde.
Im September 2009 erfolgte schließlich die Auslieferung nach Österreich, wo ihm im Februar 2010 sechs Jahre Haft für Betrugsdelikte verhängt wurden. Die in Brasilien verbrachte Auslieferungshaft wurde ihm angerechnet, sodass er nach nur wenigen Tagen in österreichischer Haft wieder freikam.
Leben ohne Staatsbürgerschaft
Nach seiner Rückkehr nach Brasilien lebt Rydl faktisch staatenlos. Er besitzt nur noch eine „Karte für Geduldete“ in Österreich und die brasilianische Duldung – ein komplizierter rechtlicher Status, der sein Leben erheblich einschränkt.
Die Goldbarren-Affäre
Im März 2015 wurde Rydl in Brasilien vorübergehend mit einem 23-Unzen-Goldbarren im Wert von 25.000 Euro festgenommen. Nach zwei Tagen kam er wieder frei. Sein Anwalt behauptete, Rydl besitze angeblich 120 Tonnen Gold – eine Aussage, die nie verifiziert werden konnte.
Diese Episode zeigt die andauernden rechtlichen Herausforderungen, mit denen sich Rydl auch Jahrzehnte nach seiner Auswanderung konfrontiert sieht.
Erfolge und Misserfolge: Die Bilanz eines umstrittenen Auswanderers
Kontroverse „Erfolge“
Aus Rydls eigener Perspektive war sein Auswanderungsprojekt durchaus erfolgreich:
- Finanzielle Absicherung: Trotz aller rechtlichen Probleme schaffte er es, einen erheblichen Teil seines Vermögens zu sichern
- Integration in Brasilien: Er baute sich ein neues Leben auf, heiratete und integrierte sich in die lokale Gemeinschaft
- Neue Geschäftsideen: Mit seinem Finanzdienstleistungsmodell fand er eine Nische im lokalen Markt
- Mediale Präsenz: Er bleibt eine öffentliche Figur und nutzt dies für seine Zwecke
Die Schattenseiten
Die negativen Aspekte seiner Auswanderung überwiegen für die meisten Beobachter:
- Rechtliche Verfolgung: Jahre in Auslieferungs- und Untersuchungshaft
- Verlust der Staatsbürgerschaft: Leben in rechtlicher Unsicherheit
- Rufschädigung: Dauerhafter Status als verurteilter Steuerhinterzieher
- Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Ständige Gefahr weiterer rechtlicher Probleme
Zuschauerreaktionen auf Werner Rydls Auftritt bei „Die Auswanderer“
Die Ausstrahlung von Werner Rydls Geschichte bei PULS 4 sorgte für gemischte Reaktionen. Die Sendung gehörte zu einer sechsteiligen Staffel, die verschiedene österreichische Auswanderer begleitete.
Polarisierende Wahrnehmung
Werner Rydl ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten, die jemals in einem österreichischen Auswanderer-Format gezeigt wurden. Während einige Zuschauer Faszination für seine schillernde Lebensgeschichte zeigen, empfinden andere die Präsentation eines verurteilten Straftäters als problematisch.
Vergleich mit anderen Auswanderern
In derselben Staffel wurden auch andere Auswanderer wie „Marly“ Weber begleitet, die mit ihrer Tochter und ihrem Freund nach Mallorca zog, um ein neues Leben zu starten. Der Kontrast zwischen „normalen“ Auswanderern und einer so kontroversen Figur wie Rydl machte die Sendung besonders interessant, aber auch umstritten.
Medienecho
Der Standard berichtete über die Sendung und stellte heraus, dass PULS 4 ausgewanderten Personen nachspürt, darunter auch dem verurteilten Steuerbetrüger Werner Rydl. Die mediale Berichterstattung fokussierte sich stark auf die Kontroverse um seine Person.
Was macht Werner Rydl heute in Brasilien?
Alltag als Finanzdienstleister
„Ich suche Synergien, wo ich mit dem geringsten Aufwand durchkomme“, erklärt der 65-jährige seine aktuelle Lebensphilosophie. Sein Alltag in Brasilien dreht sich um sein kleines Dienstleistungsgeschäft und das Leben in einer ländlichen Gemeinde.
Weitere Aktivitäten
Die PULS 4-Sendung zeigte auch andere Aspekte seines Lebens. Rydl wurde dabei gezeigt, wie er vom Land aufs Wasser geht, immer auf der Suche nach Gefahr – ein Hinweis darauf, dass sein Leben nicht nur aus der Finanzdienstleistung besteht.
Die Frage nach dem versteckten Vermögen
Bis heute ranken sich Spekulationen um Rydls tatsächliches Vermögen. Während die österreichischen Behörden von Forderungen in Millionenhöhe sprechen, gibt es immer wieder Berichte über Gold und andere Vermögenswerte, die Rydl angeblich in Brasilien versteckt haben soll.
Lehren aus Werner Rydls Auswanderergeschichte
Was du von diesem Fall lernen kannst
Werner Rydls Geschichte ist ein extremes Beispiel dafür, wie eine Auswanderung ablaufen kann – und in den meisten Fällen sollte. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse für dich:
- Rechtliche Probleme lösen sich nicht durch Auswanderung: Rydl wurde trotz Tausender Kilometer Entfernung eingeholt
- Staatsbürgerschaft ist wichtig: Der Verlust seiner Staatsbürgerschaft brachte immense Probleme
- Integration funktioniert nicht ohne legale Basis: Trotz Heirat und lokalem Geschäft blieb sein Status prekär
- Vergangenheit holt dich ein: Auch nach Jahrzehnten in Brasilien ist Rydl nicht von seiner Geschichte losgekommen
Der Unterschied zu „normalen“ Auswanderern
Im Gegensatz zu den anderen in „Die Auswanderer“ porträtierten Personen ist Rydls Fall extrem untypisch. Die meisten Auswanderer suchen neue berufliche Möglichkeiten oder ein besseres Leben – nicht die Flucht vor Strafverfolgung.
Fazit: Die außergewöhnliche Auswanderergeschichte von Werner Rydl
Werner Rydls Auswanderung nach Brasilien ist keine klassische Erfolgsgeschichte, sondern ein warnendes Beispiel. Seine Präsenz bei PULS 4 „Die Auswanderer – Für immer fort?“ zeigt einen Mann, der zwar überlebt hat, aber weit entfernt ist von dem sorgenfreien Paradies, das viele sich unter Auswanderung vorstellen.
Jahre nach der Haft schaffte er es zwar, die Steuermillionen zu behalten, aber zu welchem Preis? Jahre in Haft, rechtliche Unsicherheit, der Verlust von Freiheit und Reputation – all das macht seine Geschichte zu einem komplexen Lehrstück über die Schattenseiten der Auswanderung.
Für dich als potenzielle:n Auswanderer:in ist Rydls Geschichte vor allem eins: ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Eine erfolgreiche Auswanderung basiert auf legalen Fundamenten, gründlicher Vorbereitung und realistischen Erwartungen – nicht auf der Flucht vor rechtlichen Konsequenzen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Werner Rydl
Wo lebt Werner Rydl heute?
Werner Rydl lebt in einem kleinen Ort in Brasilien, wo er als lokaler Finanzdienstleister arbeitet. Der genaue Ort wird aus Sicherheitsgründen oft nicht öffentlich genannt.
Wann wanderte Werner Rydl nach Brasilien aus?
Rydl setzte sich 1991 nach Brasilien ab und erhielt 1995 die brasilianische Staatsbürgerschaft, die ihm später jedoch wieder entzogen wurde.
Wie viel Geld hat Werner Rydl der österreichischen Finanzbehörde geschuldet?
Der verursachte Gesamtschaden wurde auf über 116 Millionen Euro geschätzt. Rydl selbst behauptete später, über 20 Jahre hinweg bis zu 5 Milliarden Euro einbehalten zu haben.
Wurde Werner Rydl in Österreich verurteilt?
Ja, im Februar 2010 wurde Rydl wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Da ihm die Auslieferungshaft angerechnet wurde, kam er nach nur zwei Tagen in österreichischer Haft wieder frei.
Was zeigt PULS 4 über Werner Rydl in „Die Auswanderer“?
Die Sendung zeigt Rydls aktuelles Leben in Brasilien, wo er als lokaler Finanzdienstleister arbeitet und versucht, mit geringem Aufwand seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Hat Werner Rydl noch Vermögen in Brasilien?
Es gibt Spekulationen über verstecktes Gold und andere Vermögenswerte, aber konkrete Beweise fehlen. Rydl selbst äußert sich dazu widersprüchlich.
Kann Werner Rydl nach Österreich zurückkehren?
Theoretisch ja, da er eine Karte für Geduldete besitzt. Praktisch lebt er aber in Brasilien, wo er weniger rechtlichen Risiken ausgesetzt ist.
Zuletzt aktualisiert: 30. Oktober 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)
