Vietnam hat etwa 98 Millionen Einwohner (Stand 2024) und gehört damit zu den bevölkerungsreichsten Ländern Südostasiens. Die Bevölkerungsdichte ist hoch, besonders in den Ballungsräumen um Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. Etwa 38 % der Vietnamesen leben in Städten, während die Mehrheit noch auf dem Land zu Hause ist.

Ethnische Gruppen und Völker in Vietnam

Die vietnamesische Bevölkerung ist überraschend vielfältig. Die Kinh (oder Viet) bilden mit etwa 85 bis 86 % die dominierende Mehrheit. Daneben existieren offiziell 53 anerkannte ethnische Minderheiten, die vor allem in den Bergregionen des Nordens und im zentralen Hochland leben.
Zu den größeren Minderheiten zählen:
- Tày (ca. 1,9 % der Bevölkerung)
- Thái (ca. 1,8 %)
- Mường (ca. 1,5 %)
- Khmer Krom (ca. 1,5 %)
- Hmong (ca. 1,4 %)
- Nùng (ca. 1,1 %)
Außerdem leben chinesischstämmige Vietnamesen (Hoa), Cham und viele kleinere Bergvölker im Land. Jede Gruppe pflegt eigene Traditionen, Trachten und Bräuche.
Sprachen in Vietnam
Vietnamesisch ist die offizielle Landessprache und wird von der überwiegenden Mehrheit gesprochen. Die Sprache nutzt das lateinische Alphabet mit zusätzlichen Diakritika und ist tonal – die Bedeutung eines Wortes ändert sich je nach Tonhöhe.
Die ethnischen Minderheiten sprechen ihre eigenen Sprachen, die zu verschiedenen Sprachfamilien gehören (Tai-Kadai, Hmong-Mien, Austroasiatisch, Austronesisch). In touristischen Gebieten und Großstädten wird zunehmend Englisch verstanden, vor allem von jüngeren Menschen. Französisch hat als koloniale Hinterlassenschaft bei älteren Generationen noch eine gewisse Bedeutung.
Religionen und Glaubensrichtungen
Vietnam ist religiös geprägt von einer synkretistischen Mischung verschiedener Traditionen. Die meisten Vietnamesen praktizieren eine Kombination aus:
- Buddhismus (Mahayana-Tradition, etwa 12 bis 14 % als Hauptreligion)
- Taoismus und Konfuzianismus (tief verankert im Alltag)
- Ahnenkult (fundamentaler Bestandteil der Kultur)
- Katholizismus (etwa 7 bis 8 %, Erbe der französischen Kolonialzeit)
- Caodaismus (einzigartige vietnamesische Religion, ca. 4 %)
- Hoa Hao (buddhistische Reformbewegung, ca. 1,5 %)
Offiziell bezeichnet sich die Mehrheit der Vietnamesen als nicht-religiös, praktiziert aber dennoch traditionelle Rituale, besonders die Ahnenverehrung. Tempel, Pagoden und Hausaltäre sind allgegenwärtig.
Traditionen und kulturelle Eigenheiten
Familienwerte und Ahnenkult
Der Familiensinn ist in Vietnam außergewöhnlich stark ausgeprägt. Die Familie bildet das Fundament der Gesellschaft, und Mehrgenerationenhaushalte sind noch verbreitet. Der Ahnenkult spielt eine zentrale Rolle: In fast jedem Haushalt findest Du einen Altar, an dem verstorbene Familienmitglieder mit Räucherstäbchen, Früchten und Gebeten geehrt werden.
Respekt und Hierarchie
Konfuzianische Werte prägen das gesellschaftliche Miteinander. Respekt vor Älteren ist selbstverständlich – ältere Menschen genießen hohe Wertschätzung und werden in Entscheidungen einbezogen. Hierarchien werden im Berufsleben und in der Familie respektiert. Du wirst feststellen, dass Vietnamesen großen Wert auf Harmonie legen und direkte Konfrontation vermeiden.
Das Tet-Fest
Das Tet-Fest (vietnamesisches Neujahrsfest nach dem Mondkalender) ist das wichtigste Fest des Jahres. Familien kommen zusammen, Häuser werden gereinigt und dekoriert, und man besucht Verwandte. Die ersten Tage des neuen Jahres gelten als besonders bedeutsam für das kommende Glück.
Höflichkeit und „Gesicht wahren“
Das Konzept des „Gesichts“ (mặt) ist zentral. Vietnamesen vermeiden es, andere in Verlegenheit zu bringen oder öffentlich zu kritisieren. Ein Lächeln kann vieles bedeuten – von Freude bis zu Verlegenheit. Diese indirekte Kommunikation kann für Europäer anfangs ungewohnt sein.
Einkaufsgewohnheiten
Traditionelle Märkte sind nach wie vor das Herzstück des Einkaufens. Hier wird gehandelt, und die Preise sind verhandelbar – außer Du siehst festgeschriebene Preisschilder. Frische Lebensmittel werden oft täglich eingekauft.
Moderne Supermärkte und Shopping-Malls gewinnen besonders in Städten an Bedeutung, vor allem bei der jüngeren Generation. Marken und Statussymbole spielen eine wachsende Rolle. Online-Shopping und E-Commerce boomen – Plattformen wie Shopee und Lazada sind extrem populär.
Bargeld ist noch immer König, obwohl digitale Bezahlmethoden (Mobile Payment, QR-Codes) rasant zunehmen.
Einstellung gegenüber Ausländern
Vietnamesen sind Ausländern gegenüber grundsätzlich freundlich und neugierig. Besonders in ländlichen Gebieten wirst Du oft angelächelt und fotografiert. Die koloniale Vergangenheit und der Vietnamkrieg spielen im Alltag kaum eine Rolle – die Bevölkerung ist bemerkenswert versöhnlich und zukunftsorientiert.
Westliche Ausländer werden oft mit Interesse betrachtet und genießen in der Regel Respekt. Du solltest Dich jedoch respektvoll kleiden (besonders in Tempeln) und kulturelle Gepflogenheiten beachten. Öffentliche Zuneigungsbekundungen sind unüblich.
Einwanderer sind selten, aber qualifizierte Fachkräfte und Geschäftsleute sind willkommen. Die Integration kann herausfordernd sein, da Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede bestehen. Langfristige Visa und Aufenthaltsgenehmigungen sind für Nicht-Vietnamesen komplex.
Freizeitgestaltung und beliebte Aktivitäten
Soziales Leben
Vietnamesen verbringen ihre Freizeit gerne gesellig: In Cafés sitzen, mit Freunden essen gehen oder gemeinsam auf Rollern durch die Stadt fahren. Die Café-Kultur ist enorm ausgeprägt – Vietnam ist der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt, und Eiskaffee (cà phê sữa đá) ist Nationalgetränk.
Karaoke und Unterhaltung
Karaoke ist eine Volksleidenschaft. Karaoke-Bars und private Karaoke-Räume sind überall zu finden. Auch Gesellschaftsspiele, besonders Schach (Cờ tướng) und Kartenspiele, sind beliebt.
Natur und Ausflüge
Trotz der Urbanisierung schätzen Vietnamesen Ausflüge in die Natur, an Strände oder zu Pagoden. Wochenendausflüge mit der Familie sind üblich.
Digitale Medien
Die jüngere Generation verbringt viel Zeit online – Social Media (Facebook, TikTok, Zalo), Online-Gaming und Video-Streaming sind extrem populär. Vietnam hat eine der höchsten Social-Media-Nutzungsraten weltweit.
Sport und Volkssport
Fußball ist mit Abstand die beliebteste Sportart. Die vietnamesische Nationalmannschaft genießt große Unterstützung, und internationale Ligen werden leidenschaftlich verfolgt. Lokale Fußballspiele und kickende Kinder auf Straßen gehören zum Alltag.
Weitere populäre Sportarten:
- Badminton (weit verbreitet in Parks und Schulen)
- Tischtennis
- Volleyball
- Kampfsportarten wie Vovinam (vietnamesischer Kampfsport), Kung Fu und Taekwondo
- Schwimmen (besonders an den Küsten)
- Radsport (zunehmend als Freizeitsport in Städten)
Traditionelle Sportarten wie Đá cầu (ein Federfußball-ähnliches Spiel) werden noch gespielt, sind aber weniger verbreitet als in der Vergangenheit.
Kinderfreundlichkeit und Umgang mit Älteren

Kinder
Vietnam ist extrem kinderfreundlich. Kinder werden verwöhnt und stehen im Mittelpunkt der Familie. Es ist üblich, dass mehrere Generationen bei der Kinderbetreuung helfen. In der Öffentlichkeit werden Kinder oft von Fremden angelächelt und angesprochen – ein Ausdruck der Zuneigung, den Du als Elternteil nicht als aufdringlich empfinden solltest.

Ältere Menschen
Der Respekt vor älteren Menschen ist tief in der Kultur verwurzelt. Großeltern leben häufig bei ihren Kindern und Enkeln und spielen eine aktive Rolle im Familienleben. Es ist selbstverständlich, dass erwachsene Kinder für ihre Eltern im Alter sorgen – Altenheime sind selten und gelten als letzter Ausweg.
Arbeitsmoral und Einstellung zur Arbeit

Vietnamesen sind fleißig und arbeitsam. Die jüngere Generation ist ambitioniert und bildungsorientiert. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahrzehnte hat eine leistungsorientierte Mentalität gefördert.
Weiterbildung
Bildung genießt höchste Priorität. Eltern investieren massiv in die Ausbildung ihrer Kinder – Nachhilfe, Sprachkurse (besonders Englisch) und zusätzliche Qualifikationen sind die Norm. Der Wettbewerb um Studienplätze und gute Jobs ist intensiv.
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
Hier gibt es kulturelle Unterschiede: Während in formellen Geschäftskontexten Pünktlichkeit zunehmend geschätzt wird, ist im privaten Bereich eine flexiblere Zeitauffassung üblich. „Vietnamese time“ kann bedeuten, dass Treffen etwas später beginnen. Zuverlässigkeit variiert – persönliche Beziehungen und „Gesicht wahren“ können manchmal wichtiger sein als strikte Regelkonformität.
Umweltbewusstsein
Das Umweltbewusstsein ist noch im Entwicklungsstadium. Rasante Industrialisierung und Urbanisierung haben zu Umweltproblemen geführt – Luftverschmutzung in Städten, Plastikmüll und Wasserverschmutzung sind sichtbar.
Allerdings wächst das Bewusstsein, besonders bei der jüngeren, gebildeten Generation. Initiativen zum Recycling, Verbot von Plastiktüten in einigen Städten und zunehmende Umweltbildung zeigen positive Entwicklungen. Als Ausländer kannst Du mit gutem Beispiel vorangehen, solltest aber keine westeuropäischen Standards erwarten.
International bekannte Vietnamesen
Ngô Bảo Châu
Mathematiker und Fields-Medaillen-Gewinner (2010) für seine Arbeiten zur Darstellungstheorie. Er ist der erste Vietnamese mit dieser höchsten Auszeichnung der Mathematik und Professor in Vietnam und Chicago.
Trần Ánh Hùng
Filmregisseur und dreimaliger Gewinner bei den Filmfestspielen von Cannes. Seine Werke wie „Der Duft der grünen Papaya“ (1993) zeigen vietnamesische Kultur und wurden international gefeiert.
Đặng Thùy Trâm
Ärztin und Autorin des berühmten Tagebuchs aus dem Vietnamkrieg. Ihre posthum veröffentlichten Aufzeichnungen wurden weltweit gelesen und bieten authentische Einblicke in die Kriegszeit.
Nguyễn Du
Klassischer Dichter und Autor des Nationalepos „Truyện Kiều“ (Die Geschichte von Kiều) aus dem 19. Jahrhundert. Sein Werk gilt als Höhepunkt vietnamesischer Literatur und prägt die kulturelle Identität.
Hoàng Xuân Vinh
Sportschütze und erster vietnamesischer Olympiasieger (Rio 2016, 10m-Luftpistole). Er gewann auch Silber und setzte Vietnam erstmals auf die olympische Siegertreppchen.
Nguyễn Phương Hằng
Schach-Großmeisterin und eine der stärksten Spielerinnen Asiens. Sie gewann zahlreiche internationale Turniere und fördert Schach in Vietnam besonders unter Mädchen.
Lê Công Vinh
Fußballlegende und Rekordtorschütze der vietnamesischen Nationalmannschaft. Er spielte in mehreren Ländern und inspirierte eine Generation junger vietnamesischer Fußballer.
Nguyễn Ngọc Trường Sơn
Schach-Großmeister und jüngster Spieler, der Vietnam bei Olympiaden vertrat. Er gilt als eines der größten Schachtalente des Landes und gewann zahlreiche nationale und internationale Titel.
Ocean Vương (Vương Quốc Vinh)
Vietnamesisch-amerikanischer Dichter und Autor, dessen Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ international Bestseller wurde. Seine Werke thematisieren Identität, Trauma und queeres Leben.
Thích Nhất Hạnh
Zen-Meister, Autor und Friedensaktivist, der weltweit Achtsamkeit und engagierten Buddhismus lehrte. Mit über 100 Büchern prägte er westliche Meditationspraktiken und wurde für den Friedensnobelpreis nominiert.
Hà Thanh
Weltmeisterin im Taekwondo (2017) und mehrfache Medaillengewinnerin bei asiatischen Wettkämpfen. Sie gehört zu den erfolgreichsten vietnamesischen Kampfsportlerinnen und inspiriert besonders junge Athletinnen.
Dustin Nguyễn
Vietnamesisch-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Kampfkünstler, bekannt aus „21 Jump Street“ und zahlreichen Action-Filmen. Er baute eine Brücke zwischen Hollywood und vietnamesischem Kino.
Fazit: Vietnam als Auswanderungsland verstehen
Die vietnamesische Bevölkerung ist jung, dynamisch und tief in Traditionen verwurzelt. Familienorientierung, Respekt vor Älteren und gelebte Gastfreundschaft prägen den Alltag. Als Auswanderer wirst Du eine herzliche Aufnahme erfahren – Vietnamesen begegnen Ausländern grundsätzlich offen und neugierig. Die koloniale Vergangenheit spielt im heutigen Miteinander kaum eine Rolle, stattdessen richtet sich der Blick optimistisch in die Zukunft.
Gleichzeitig solltest Du Dir bewusst sein, dass kulturelle Anpassung Zeit und Geduld erfordert. Das Konzept des „Gesicht wahrens“, die indirekte Kommunikation und die flexible Zeitauffassung unterscheiden sich deutlich von mitteleuropäischen Gepflogenheiten. Vietnamesisch zu lernen ist herausfordernd, aber unverzichtbar für eine echte Integration – ohne Sprachkenntnisse bleibst Du weitgehend auf die Expat-Bubble beschränkt. Die bürokratischen Hürden für langfristige Visa und Aufenthaltsgenehmigungen sind nicht zu unterschätzen.
Die wirtschaftliche Dynamik macht Vietnam besonders für Unternehmer, digitale Nomaden und qualifizierte Fachkräfte attraktiv. Die niedrigen Lebenshaltungskosten, die lebendige Café-Kultur und die geografische Lage als Tor zu Südostasien sind weitere Pluspunkte. Wenn Du bereit bist, Dich auf eine völlig andere Kultur einzulassen, Kompromisse beim Umweltstandard zu akzeptieren und Dich aktiv um kulturelles Verständnis zu bemühen, bietet Dir Vietnam ein authentisches, faszinierendes und zunehmend modernes Leben in Asien.
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Zuletzt aktualisiert: 10. November 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)


