Es ist schon mal sehr gut, wenn man, bevor man nach Spanien ausgewandert ist, die Landessprache einigermaßen beherrscht. Noch besser aber ist es, man hat schon einige typische Gesten der Einheimischen drauf und weiß, was in Deutschland übliche Gesten im Ausland doch sehr missverständlich sein können. Es gibt nun einmal Handbewegungen, die hier positiv gemeint sind, woanders aber als übelste Beleidigung aufgefasst werden könnten.
Absolut verboten – kulturelle Missverständnisse bei „deutschen Gesten“
Zumindest diese No-go-Gesten sollte man sich allerdings wirklich schon als Urlauber draufschaffen, der mit einem Billigflieger nach Teneriffa oder eine andere Kanareninseln fliegt. Kleiner Tipp am Rande: Seit kurzem fliegt auch SunExpress, das Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, auf die kanarischen Inseln. Ehe wir uns also typisch spanischen Gesten widmen, hier zunächst Gesten, die Sie als Deutscher in Spanien besser nicht in der Öffentlichkeit machen sollten.
- Pommesgabel/Metal Fork/Teufelsgruß: In Nordeuropa größtenteils im Bereich des Heavy Metal bekannt geworden, bedeutet diese Geste in erster Linie Spaß, Party und gute Laune. Zeigen Sie die Hand mit ausgestreckten Zeigefinger und kleinem Finger in Spanien, wird sich die Laune des Mannes, mit dem Sie sprechen aber eher verschlechtern. Vielleicht formt er auch eine Faust und führt sie in einem schnellen Jab direkt an Ihr Kinn. Warum? Diese Geste bedeutet, dass jemand ihr sprichwörtlich Hörner aufsetzt und seine Partnerin ihn betrügt – er also ein Bulle, ein kastrierter Stier ist.
- OK-Zeichen: Alles bestens denken Sie und zeigen dem Kellner im Restaurant das OK-Zeichen mit zu einem Kreis geformtem Daumen und Zeigefinger. Falsch gedacht, denn diese Geste ist eine üble Beleidigung und bezeichnet in erster Linie das Körperteil, das sich mittig zwischen den Pobacken befindet.
- Faust mit kleinem Finger: In Deutschland nicht bekannt, aber in Spanien Tabu: Die Faust mit abgespreiztem kleinem Finger spricht auf eine mangelhafte Größe des männlichen Genitals an.
So sprechen Spanier mit ihren Händen – Thema „Essen“
Allgemein stimmt es, dass Menschen aus Spanien, Italien oder generell dem mediterranen Raum mehr mit den Händen sprechen als Mitteleuropäer, Skandinavier oder auch Briten. Da ist es nicht verwunderlich, dass man im Gespräch mal das Gegenüber berührt beim Gestikulieren. Und ebenso verständlich ist auch, dass die Spanier auch viele ganz eigene Gesten haben, um einen Gefühlszustand, eine Beobachtung oder auch eine Handlung zu provozieren. Hier sind fünf der üblichsten Handzeichen.
- Lecker: Schmeckt es uns Deutschen lecker, halten wir gerne den Daumen hoch und drücken so unser „Gefällt mir“ aus. Spanier sind da ein wenig exaltierter. Hier legt man alle Finger einer Hand aneinander, führt die Hand so mit dem Handrücken nach oben zum Mund, von wo man die Finger voneinander löst, sie nach vorne „explodieren“ lässt wie es eine Geschmacksknospe förmlich tut, wenn etwas sehr Leckeres gerade darüber gerutscht ist.
- Hunger: Ganz ähnlich sieht die non-verbale Aufforderung zum Essengehen aus. Hier entfällt das Auseinanderfalten der Finger und weicht einer Vorwärts-rückwärts-Bewegung. Da wirkt dann unsere „deutsche“ Charade, in der wir eine unsichtbare Gabel zum Mund führen wie Straßenpantomime gegen Sami Molcho.
- Pleite: Während wir Deutschen gerne Rechnungen im Restaurant aufteilen und das Servicepersonal damit in den Wahnsinn treiben, zahlt man in Spanien meist für die ganze Runde, beim nächsten Mal zahlt dann jemand anderes. Dumm nur, wenn man dann doch mal dran ist mit Zahlen und kein Geld und keine Kreditkarte einstecken hat. Versuchen Sie es in diesem Fall zunächst mal mit folgender Geste: Führen Sie Zeige- und Mittelfinger einer Hand gespreizt vor beide Augen und bewegen Sie sie vom unteren Rand der Augen in Richtung Oberlippe. I. d. R. sollte dann jemand anderes die Rechnung übernehmen, denn jeder Spanier weiß: Bei Ihnen ist gerade absolute Ebbe im Portemonnaie.
So sprechen Spanier mit ihren Händen – Schwören und mehr
- Ich schwöre: Bei Nachfragen, ob Sie wirklich völlig pleite sind, sollten Sie in der Lage sein, auf Spanisch zu schwören, dass Sie die Wahrheit sagen. Führen Sie die geballte Faust zum Mund, küssen Sie den Daumen, schwingen Sie den Unterarm nach vorne und richten Sie dabei den Daumen auf. Fertig.
- Angenommen, eine Ihnen nahe stehende Person weiß es besser. Vor ein paar Minuten noch hat sie zufällig gesehen, wie Sie an einem Bankomat ein paarhundert Euro abgehoben haben. Jetzt baut sie sich vor Ihnen auf, mit ausgestreckter Hand (Handfläche nach unten), angewinkeltem Arm und wedelt ruckartig von rechts nach links. Was tun? Nun, Sie können gerne noch einmal (unwahrheitsgemäß) schwören, Sie hätten kein Geld mehr, Sie nehmen die Deckung hoch oder aber Sie suchen am besten das Weite. Warum? Weil die gerade genannte Geste nur eines bedeutet: Gleich gibt es Haue/Ärger/Kloppe etc.
Sie sehen: Gestensprache will gelernt sein. Wenn Sie sich jetzt fragen, welche weiteren Gesten, Hand- und Fußzeichen (ja, letztgenannte gibt es auch, schauen Sie nur das erste Bild auf dieser Seite hier an, auf dem eine Schuhsohle einen Deal erschwert) Sie wo beachten müssen, empfiehlt sich ein Blick in einen Artikel der Huffington Post mit dem Titel „The Guide to Hand Gestures Around the World“. Alternativ sprechen Sie mit einem Einheimischen oder decken sich vor der Abreise gleich mit entsprechender Literatur für Ihr Urlaubs- oder Auswanderungsziel ein.