Die Bevölkerung von Serbien: Menschen, Traditionen und Verhaltensweisen

Serbien hat rund 6,7 Millionen Einwohner, wobei die Bevölkerungszahl seit Jahren rückläufig ist. Etwa 83 % der Bevölkerung sind ethnische Serben, während bedeutende Minderheiten wie Ungarn (3,5 %), Roma (2,1 %), Bosniaken (2 %), und kleinere Gruppen von Kroaten, Slowaken und Rumänen das multiethnische Bild prägen. Die Bevölkerungsdichte konzentriert sich stark auf Belgrad, wo über 1,6 Millionen Menschen leben.

In der Innenstadt von Belgrad, Serbien
In der Innenstadt von Belgrad, Serbien

Sprachen und Religionen

Die Amtssprache ist Serbisch, das in kyrillischer Schrift geschrieben wird, obwohl lateinische Schrift im Alltag ebenfalls verbreitet ist. In Regionen mit Minderheiten sind deren Sprachen regional anerkannt. Die serbisch-orthodoxe Kirche spielt eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben, etwa 85 % der Bevölkerung bekennen sich zum orthodoxen Glauben. Muslime machen rund 3 % aus, gefolgt von Katholiken und Protestanten.

Traditionen und kulturelle Eigenheiten

Militärkapelle in Belgrad
Militärkapelle in Belgrad

Serben pflegen ihre Traditionen mit großer Leidenschaft. Die „Slava“ ist ein einzigartiges Fest, bei dem jede Familie ihren Schutzheiligen ehrt – diese Tradition gibt es nur in Serbien.

Gastfreundschaft wird großgeschrieben: Du wirst als Gast fürstlich bewirtet, oft mit hausgemachtem Rakija (Obstschnaps) und reichhaltigen Mahlzeiten. Die „Kafana“-Kultur, traditionelle Gasthäuser mit Live-Musik, ist tief verwurzelt. Serben sind temperamentvoll, emotional ausdrucksstark und schätzen direkte, ehrliche Kommunikation.

Einkaufsgewohnheiten und Konsumverhalten

Serben kaufen gerne auf lokalen Märkten (Pijaca) ein, wo frisches Obst, Gemüse und regionale Produkte angeboten werden. Supermärkte wie Idea, Maxi und Roda gewinnen an Bedeutung, besonders in Städten. Das Bewusstsein für Qualität steigt, dennoch spielt der Preis eine wichtige Rolle. Bargeld ist nach wie vor das bevorzugte Zahlungsmittel, obwohl Kartenzahlung zunimmt. Sonntagseinkäufe sind begrenzt, da viele Geschäfte geschlossen haben.

Einstellung gegenüber Ausländern und Einwanderern

Frauen beim Einkaufsbummel
Frauen beim Einkaufsbummel

Serben begegnen Ausländern grundsätzlich offen und neugierig. Westeuropäer und Amerikaner werden meist freundlich empfangen, während die Haltung gegenüber ehemaligen jugoslawischen Nachbarn komplexer sein kann.

Du wirst als Einwanderer willkommen sein, besonders wenn du Interesse an der Kultur zeigst und ein paar Worte Serbisch lernst. Die jüngere Generation ist weltoffener und international orientiert. Rassismus existiert, ist aber weniger verbreitet als in manchen westeuropäischen Ländern.

Freizeitgestaltung und Sport

Fußball als beliebteste Sportart
Fußball als beliebteste Sportart

Serben verbringen ihre Freizeit gerne gesellig: in Kafanas, bei Familientreffen oder auf dem Flohmarkt. Spaziergänge entlang der Donau oder Save sind beliebt, ebenso wie Ausflüge in die Natur. Fußball ist mit Abstand die beliebteste Sportart – Clubs wie Roter Stern Belgrad und Partizan haben fanatische Anhänger. Basketball genießt ebenfalls hohes Ansehen, Tennis hat durch Novak Djokovic einen Boom erlebt. Volleyball und Wasserball sind weitere beliebte Sportarten.

Familiensinn und Kinderfreundlichkeit

Die Familie steht im Mittelpunkt des serbischen Lebens. Mehrgenerationenhaushalte sind verbreitet, Großeltern spielen eine aktive Rolle in der Kindererziehung. Kinder werden verwöhnt und genießen große Freiheiten. Ältere Menschen werden respektiert und in Entscheidungen einbezogen, Altersheime sind weniger üblich als Pflege zu Hause. Familienfeste sind ausgiebige, mehrtägige Ereignisse mit großer Gästezahl.

Arbeitsmoral und Einstellungen

Die Einstellung zur Arbeit ist gespalten: Während viele Serben hart arbeiten und Karriere anstreben, führte die wirtschaftliche Instabilität zu einer gewissen Resignation. Pünktlichkeit wird weniger streng gehandhabt als in Deutschland oder der Schweiz – eine „akademische Viertelstunde“ ist durchaus akzeptabel. Zuverlässigkeit variiert stark individuell. Weiterbildung wird zunehmend geschätzt, besonders in IT und Technik. Umweltbewusstsein entwickelt sich langsam, ist aber noch nicht stark ausgeprägt – Recycling und Mülltrennung stecken in den Kinderschuhen.

International bekannte serbische Persönlichkeiten

Novak Djokovic – Einer der erfolgreichsten Tennisspieler aller Zeiten mit 24 Grand-Slam-Titeln, bekannt für mentale Stärke und Dominanz im Männertennis.

Nikola Tesla – Visionärer Erfinder und Elektroingenieur, der das Wechselstromsystem entwickelte und als Vater der modernen Elektrizität gilt.

Emir Kusturica – Zweifacher Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, Filmregisseur mit surrealem Stil, der die Balkan-Kultur weltweit bekannt machte.

Marina Abramović – Pionierin der Performance-Kunst, berühmt für ihre extremen, körperlich herausfordernden Performances, die Grenzen zwischen Künstler und Publikum auflösen.

Mihajlo Pupin – Physiker und Erfinder, dessen Arbeit die Telekommunikation revolutionierte, mehrfach ausgezeichnet und Professor an der Columbia University.

Vlade Divac – NBA-Legende und Basketball-Ikone, der als einer der ersten europäischen Stars den Weg für internationale Spieler ebnete.

Matija Bećković – Angesehener Dichter und Schriftsteller, dessen Werke die serbische Identität und Geschichte reflektieren und literarische Anerkennung genießen.

Ana Ivanović – Ehemalige Nummer 1 im Damentennis, French-Open-Siegerin 2008, heute erfolgreiche Unternehmerin und Botschafterin.

Ivo Andrić – Literaturnobelpreisträger 1961 für sein episches Werk „Die Brücke über die Drina“, das die Geschichte des Balkans erzählt.

Marko Jarić – Ehemaliger NBA-Basketballspieler, der in Europa und den USA spielte und internationale Bekanntheit auch durch seine Ehe mit Adriana Lima erlangte.

Darko Pančev – Fußballlegende, Europas Fußballer des Jahres 1991, erfolgreich bei Roter Stern Belgrad und in der italienischen Serie A.

Fazit: Leben in der serbischen Gesellschaft

Reiseführer Serbien: Kultur und Natur
TRESCHER Reiseführer Serbien: Kultur und Natur zwischen Vojvodina und Balkangebirge

Als Einwanderer wirst du in Serbien eine herzliche, temperamentvolle Bevölkerung vorfinden, die Traditionen hochhält und Gastfreundschaft lebt. Die wirtschaftliche Situation bleibt herausfordernd, doch die Lebensqualität in Belgrad und anderen Städten verbessert sich stetig. Die starke Familienbindung, die lebendige Kafana-Kultur und die einzigartige Slava-Tradition prägen den Alltag und bieten dir die Möglichkeit, tief in die serbische Lebensweise einzutauchen. Die Serben sind stolz auf ihre Geschichte und Kultur, gleichzeitig aber auch offen für neue Einflüsse und internationale Kontakte.

Wenn du dich auf die serbische Mentalität einlässt, Serbisch lernst und die kulturellen Besonderheiten respektierst, wirst du schnell Anschluss finden und das lebendige gesellschaftliche Leben genießen können. Die direkte, ehrliche Kommunikation mag anfangs ungewohnt wirken, wird aber schnell zu einer erfrischenden Eigenschaft, die authentische Beziehungen fördert. Besonders in der jüngeren Generation triffst du auf weltoffene, international orientierte Menschen, die gerne Brücken zwischen den Kulturen bauen.

Die Herausforderungen wie die weniger ausgeprägte Pünktlichkeit, das noch entwicklungsbedürftige Umweltbewusstsein und die wirtschaftlichen Unsicherheiten solltest du kennen, aber nicht überbewerten. Serbien bietet dir ein authentisches, lebensfrohes Umfeld mit niedrigen Lebenshaltungskosten, einer reichen Kultur und Menschen, die dich mit offenen Armen empfangen werden, sobald du echtes Interesse an ihrem Land zeigst. Die Mischung aus traditionellen Werten und moderner Entwicklung macht Serbien zu einem spannenden Ziel für alle, die das echte Balkan-Leben erleben möchten.

Hilfen für einen sorglosen Umzug nach Serbien

Nachfolgend findest du alle Hilfen für deine sorglose Auswanderung nach Serbien, vom ersten Schritt bis zur erfolgreichen Integration. Die Links führen zu den jeweiligen Angeboten, Hilfen und Dienstleistungen.

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Zuletzt aktualisiert: 10. November 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)