Die Bevölkerung von Saudi-Arabien: Menschen, Kultur und Lebensweise

Saudi-Arabien zählt rund 36 Millionen Einwohner, wovon etwa 21 Millionen saudi-arabische Staatsbürger und 15 Millionen ausländische Arbeitskräfte sind. Die Bevölkerung ist jung: Über 60 % sind unter 30 Jahre alt. Die meisten Menschen leben in Städten wie Riad, Dschidda und Dammam, während nur wenige noch das traditionelle Beduinenleben führen.

Die saudi-arabische Gesellschaft durchläuft derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Die Vision 2030 verändert das Land rapide und öffnet es zunehmend für internationale Einflüsse, während gleichzeitig traditionelle Werte wichtig bleiben.

Saudis in Madina
Saudis in Madina

Ethnische Zusammensetzung und Herkunft

Die Mehrheit der saudischen Staatsbürger sind ethnische Araber, wobei es regionale Unterschiede gibt. Im Hedschas (Westregion) findest du durch die jahrhundertelange Pilgertradition eine stärkere ethnische Vielfalt. Im Nadschd (Zentralregion) dominieren traditionelle arabische Stammesstrukturen.

Die ausländische Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus Südasiaten (Inder, Pakistaner, Bangladescher), Ägyptern, Filipinos, Jemeniten und anderen arabischen Nationalitäten zusammen. Sie arbeiten in allen Bereichen von Hausarbeit über Bauwesen bis zu hochqualifizierten IT- und Medizinjobs.

Sprachen in Saudi-Arabien

Arabisch ist die Amtssprache und wird von allen Saudis gesprochen. Der lokale Dialekt unterscheidet sich vom klassischen Hocharabisch und variiert regional. Im Geschäftsleben, besonders mit internationalen Partnern, wird zunehmend Englisch verwendet.

Unter den ausländischen Arbeitskräften hörst du viele Sprachen: Urdu, Hindi, Tagalog, Bengali und weitere. In den großen Städten kommst du mit Englisch in Hotels, Shopping-Malls und bei Behörden oft gut zurecht, auf dem Land kann es schwieriger werden.

Wenn du nach Saudi-Arabien auswandern möchtest, sind grundlegende Arabischkenntnisse sehr hilfreich, auch wenn du im Alltag oft mit Englisch durchkommst.

Religion und religiöses Leben

Moschee in Saudi-Arabien

Saudi-Arabien ist ein islamisches Königreich und praktiziert den sunnitischen Islam in seiner wahhabitischen Ausprägung besonders streng. Der Islam durchdringt alle Lebensbereiche: Die fünf täglichen Gebetszeiten bestimmen den Tagesrhythmus, Geschäfte schließen während der Gebete, und der Ruf des Muezzin ist allgegenwärtig.

Der Ramadan ist ein Fastenmonat, in dem tagsüber nicht gegessen, getrunken oder geraucht wird – auch nicht in der Öffentlichkeit. Als Ausländer musst du dich daran halten, selbst wenn du nicht Muslim bist.

Mekka und Medina, die heiligsten Stätten des Islam, liegen in Saudi-Arabien. Nichtmuslime dürfen diese Städte nicht betreten. Die religiöse Polizei (Mutawa) hat in den letzten Jahren zwar an Macht verloren, religiöse Regeln werden aber weiterhin durchgesetzt.

Es gibt eine schiitische Minderheit (etwa 10-15% der Bevölkerung), die hauptsächlich in der Ostprovinz lebt. Andere Religionen dürfen nicht öffentlich praktiziert werden, es gibt keine Kirchen oder Tempel.

Traditionen und kulturelle Besonderheiten

Mädchen in Saudi-Arabien

Die Gastfreundschaft ist tief in der saudi-arabischen Kultur verwurzelt. Wenn du eingeladen wirst, erwarten dich arabischer Kaffee (Gahwa) und Datteln. Es gehört zur Höflichkeit, mehrfach anzubieten und auch anzunehmen.

Die Geschlechtertrennung prägt das öffentliche Leben, auch wenn sich unter der Vision 2030 vieles ändert. Frauen dürfen seit 2018 Auto fahren und nehmen zunehmend am öffentlichen Leben teil. Trotzdem gibt es weiterhin getrennte Bereiche in Restaurants, bei Veranstaltungen und in Wartebereichen.

Kleidung folgt islamischen Vorschriften: Männer tragen die weiße Thobe und das Kopftuch (Ghutra mit Agal). Frauen tragen meist die schwarze Abaya über ihrer Kleidung, die Vollverschleierung (Niqab) ist nicht verpflichtend, wird aber von vielen getragen. Als ausländische Frau musst du eine Abaya tragen, Kopftuch ist nicht zwingend erforderlich.

Die Stammeskultur spielt noch immer eine Rolle. Deine Stammeszugehörigkeit kann bei Geschäften, Heiraten und sozialen Beziehungen wichtig sein.

Einkaufsgewohnheiten

Saudi-Arabier lieben moderne Shopping-Malls, die klimatisiert sind und neben Einkaufsmöglichkeiten auch Unterhaltung bieten. Die Mall-Kultur ist extrem ausgeprägt, besonders in den heißen Sommermonaten sind sie soziale Treffpunkte.

Traditionelle Souks (Märkte) sind weiterhin beliebt für Gewürze, Gold, Textilien und Lebensmittel. Das Feilschen gehört dort zur Kultur. Große Supermärkte wie Carrefour, Panda und Danube sind weit verbreitet.

Eingekauft wird oft in großen Mengen, da Familien meist groß sind. Der Wochenende-Shopping (Donnerstag bis Freitag) ist ein beliebtes Familienerlebnis. Online-Shopping wächst rasant, besonders bei jüngeren Menschen.

Luxusmarken sind sehr gefragt. Saudi-Arabier geben gerne Geld für hochwertige Produkte, Autos und Elektronik aus. Der Lebensstandard ist durch die Öleinnahmen generell hoch.

Haltung gegenüber Ausländern und Einwanderern

Saudi-Arabien: Kaaba, Kadi und Kardamom. Menschen - Kultur - Wirtschaft
Saudi-Arabien: Kaaba, Kadi und Kardamom. Menschen – Kultur – Wirtschaft

Die Einstellung zu Ausländern ist zweigeteilt. Westliche Expatriates in hochqualifizierten Jobs werden meist respektvoll behandelt und genießen einen komfortablen Lebensstil in Compounds (abgeschirmten Wohnanlagen). Sie verdienen oft steuerfrei sehr gut.

Arbeitskräfte aus Südasien und Afrika erfahren häufig eine hierarchische Behandlung. Das Kafala-System, bei dem der Arbeitgeber weitgehende Kontrolle über ausländische Arbeiter hat, wurde zwar reformiert, ist aber weiterhin problematisch.

Saudi-Arabien ist traditionell kein Einwanderungsland. Eine Staatsbürgerschaft zu erhalten ist nahezu unmöglich, selbst wenn du jahrzehntelang dort lebst. Ausländer bleiben immer auf Zeit und haben einen befristeten Aufenthaltsstatus.

In den letzten Jahren zeigt sich die jüngere Generation offener gegenüber internationalen Einflüssen. Die Öffnungspolitik unter Kronprinz Mohammed bin Salman hat zu mehr Toleranz und Neugier gegenüber anderen Kulturen geführt.

Freizeitgestaltung

Tee Zeremonien in Saudi-Arabien
Tee Zeremonien in Saudi-Arabien

Traditionell war das Freizeitangebot begrenzt, aber das ändert sich rasant. Familienbesuche und gemeinsame Essen sind nach wie vor die wichtigste Freizeitbeschäftigung. Die Familie steht im Mittelpunkt des sozialen Lebens.

Wüstenausflüge sind beliebt: Campen in der Wüste, Grillen, Offroad-Fahren und Falknerei. Die Beziehung zur Wüste ist Teil der kulturellen Identität.

Die Kaffeehauskultur ist stark ausgeprägt. Männer treffen sich in Cafés zum Plaudern, Shisha-Rauchen und Kartenspielen. Frauen haben mittlerweile eigene Bereiche oder nutzen zunehmend gemischte Cafés.

Seit der Öffnungspolitik gibt es immer mehr Unterhaltungsangebote: Kinos (seit 2018 wieder erlaubt), Konzerte, Sportevents, Freizeitparks und Kulturveranstaltungen. Das Land investiert massiv in Tourismus und Freizeitinfrastruktur.

Shopping und Essen gehen sind zentrale Freizeitaktivitäten, besonders abends und nachts, wenn es kühler ist. Das Leben spielt sich oft bis spät in die Nacht ab.

Saudische Küche mit Kamelfleisch
Saudische Küche mit Kamelfleisch

Sport und Volkssport

Fußball ist mit Abstand die beliebteste Sportart. Die saudi-arabische Nationalmannschaft hat mehrfach an Weltmeisterschaften teilgenommen. Der Ligafußball erlebt durch Verpflichtungen internationaler Stars wie Cristiano Ronaldo einen Aufschwung.

Kamelrennen sind traditioneller Volkssport und ziehen große Menschenmengen an. Es gibt professionelle Rennbahnen und erhebliche Preisgelder.

Falknerei ist ein traditionelles Hobby der Elite und symbolisiert Status und Tradition. Jagdfalken können ein Vermögen kosten.

Motorsport ist sehr populär. Saudi-Arabien richtet Formel-1-Rennen und die Rallye Dakar aus. Drag-Racing und Drifting sind bei jungen Männern beliebt.

Zunehmend wird auch Basketball, Volleyball und Tennis gespielt. Frauen dürfen seit einigen Jahren offiziell Sport treiben, was früher undenkbar war. Fitnessstudios mit Frauenbereichen wachsen.

Familie, Kinder und ältere Menschen

Der Familiensinn ist extrem stark. Die Familie ist die wichtigste soziale Einheit. Großfamilien leben oft nah beieinander, und familiäre Verpflichtungen haben immer Vorrang.

Saudi-Arabien ist sehr kinderfreundlich. Kinder werden geliebt und verwöhnt. Kinderreiche Familien sind üblich, auch wenn die Geburtenrate langsam sinkt. Kinder werden überall mitgenommen, auch zu späten Stunden.

Respekt vor Älteren ist selbstverständlich. Ältere Menschen genießen hohe Wertschätzung und werden meist von der Familie versorgt. Altenheime sind selten und werden als unpassend empfunden. Die Pflege der Eltern gilt als religiöse und soziale Pflicht.

Familienfeiern sind groß und aufwendig. Hochzeiten können mehrere Tage dauern und Hunderte Gäste haben. Getrennte Feiern für Männer und Frauen sind üblich.

Einstellung zu Arbeit und Beruf

Die Arbeitsmoral befindet sich im Wandel. Traditionell galten körperliche Arbeit und bestimmte Berufe als unter der Würde von Saudis, weshalb Ausländer diese Jobs übernahmen. Die Regierung versucht durch „Saudisierung“ mehr Bürger in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Die jüngere Generation ist ehrgeiziger und karriereorientierter als frühere Generationen. Viele studieren im Ausland und bringen neue Arbeitseinstellungen mit.

Pünktlichkeit wird flexibler gesehen als in westlichen Ländern. „Inshallah“ (so Gott will) spiegelt eine weniger strikte Zeitauffassung wider, auch wenn sich das in modernen Unternehmen ändert.

Beziehungen (Wasta) sind im Geschäftsleben oft wichtiger als reine Qualifikationen. Wer du kennst, kann entscheidender sein als was du kannst.

Weiterbildung wird zunehmend wertgeschätzt. Die Regierung investiert massiv in Bildung und Stipendien. Es gibt einen Trend zu mehr Professionalisierung und internationalen Standards.

Zuverlässigkeit und Geschäftskultur

In geschäftlichen Beziehungen gilt: Persönliche Beziehungen vor Verträgen. Geschäfte werden über gemeinsame Essen und lange Gespräche angebahnt. Direkt zur Sache zu kommen gilt als unhöflich.

Hierarchien sind wichtig. Entscheidungen werden oft top-down getroffen. Es ist wichtig, mit der richtigen Ebene zu verhandeln.

Die Zuverlässigkeit kann variieren. Zeitpläne werden manchmal flexibel gehandhabt, und plötzliche Änderungen sind nicht ungewöhnlich. Geduld ist eine wichtige Tugend im saudi-arabischen Geschäftsleben.

Vertragstreue wird ernst genommen, aber die Auslegung kann kulturell unterschiedlich sein. Bei Konflikten wird oft versucht, eine gesichtswahrende Lösung zu finden.

Umweltbewusstsein

Das Umweltbewusstsein ist traditionell weniger ausgeprägt als in westlichen Ländern. Wasser- und Energieverschwendung sind aufgrund der niedrigen Preise verbreitet. Müll wird nicht immer ordentlich entsorgt.

Allerdings zeigt sich ein Wandel, besonders bei jungen Menschen und durch Regierungsinitiativen. Saudi-Arabien investiert in erneuerbare Energien, Recyclingprogramme und Umweltschutzprojekte als Teil der Vision 2030.

Projekte wie NEOM (eine geplante Ökostadt) und The Red Sea Project (nachhaltiger Tourismus) signalisieren einen Kurswechsel. Die Regierung hat Umweltziele formuliert, auch wenn die Umsetzung noch am Anfang steht.

Der hohe Wasserverbrauch in der Wüste und die Abhängigkeit von Meerwasserentsalzung bleiben Herausforderungen.

International bekannte Saudi-Arabier

Mohammed bin Salman Al Saud (MBS) – Kronprinz und faktischer Herrscher Saudi-Arabiens, treibende Kraft hinter der Vision 2030, die das Land modernisiert und wirtschaftlich diversifiziert, international kontrovers diskutiert.

Manal al-Sharif – Frauenrechtsaktivistin, die 2011 durch ihre Kampagne für das Frauenfahrrecht weltweite Aufmerksamkeit erlangte und damit eine wichtige gesellschaftliche Veränderung anstieß.

Ghazi Algosaibi – Diplomat, Autor und Intellektueller, dessen kritische Romane und Gedichte über saudi-arabische Gesellschaft und Politik im arabischen Raum großen Einfluss hatten.

Salman bin Abdulaziz Al Saud – König von Saudi-Arabien seit 2015, prägt die Außenpolitik und unterstützt die Reformagenda seines Sohnes MBS im Kontext regionaler Machtkämpfe.

Nassir Al-Qasabi – Schauspieler und Komödiant, dessen Ramadan-Fernsehserien gesellschaftliche Themen satirisch behandeln und in der gesamten arabischen Welt Millionen Zuschauer erreichen.

Mohammed Al-Owais – Fußballtorwart der Nationalmannschaft, der bei der WM 2022 mit spektakulären Paraden gegen Argentinien internationale Beachtung fand und zum Symbol für saudi-arabischen Fußball wurde.

Amr Diab – Obwohl Ägypter, ist er in Saudi-Arabien extrem populär. Zu den echten saudi-arabischen Musikern zählt Abdul Majeed Abdullah, dessen romantische Lieder ihn zur Legende arabischer Musik machten.

Etel Adnan – Libanesisch-amerikanische Künstlerin mit saudi-arabischen Wurzeln, deren abstrakte Gemälde und Lyrik international in Galerien und Museen weltweit ausgestellt werden.

Yasser Al-Qahtani – Fußballlegende und Rekordtorschütze der saudi-arabischen Nationalmannschaft, der den Fußball im Königreich geprägt und mehrere asiatische Titel gewonnen hat.

Raja Alem – Schriftstellerin, die 2011 als erste Frau den International Prize for Arabic Fiction gewann, ihre Romane behandeln Tabus und das Leben von Frauen in Mekka.

Dr. Hayat Sindi – Biotechnologin und erste saudi-arabische Frau im UNESCO-Exekutivrat, entwickelte kostengünstige medizinische Diagnosetechnologien für Entwicklungsländer und inspiriert junge Wissenschaftlerinnen.

Fahad Albutairi – Stand-up-Comedian, der als erster saudi-arabischer Komödiant internationale Bühnen eroberte und durch Netflix-Specials arabische Comedy einem globalen Publikum zugänglich machte.

Fazit: Leben in Saudi-Arabien

Am Rand der Unsichtbarkeit: Vier Jahre im Königreich Saudi Arabien
Am Rand der Unsichtbarkeit: Vier Jahre im Königreich Saudi Arabien

Die saudi-arabische Bevölkerung ist jung, dynamisch und befindet sich in einem historischen Transformationsprozess. Wenn du nach Saudi-Arabien auswandern möchtest, erwarten dich starke Kontraste: traditionelle Werte treffen auf rasante Modernisierung, Wüstenlandschaft auf ultramoderne Städte, strenge religiöse Regeln auf wachsende Freiheiten.

Die Menschen sind generell gastfreundlich, familienorientiert und stolz auf ihre Kultur und Traditionen. Gleichzeitig öffnet sich das Land zunehmend und die junge Generation ist neugierig auf die Welt.

Als Auswanderer musst du bereit sein, dich an islamische Regeln und lokale Sitten anzupassen. Dafür bietet das Land hohe Gehälter, keine Einkommensteuer, Sicherheit und in den Expat-Communities einen komfortablen Lebensstil. Eine dauerhafte Einwanderung ist jedoch nicht vorgesehen – Saudi-Arabien bleibt für Ausländer ein Leben auf Zeit.

Hilfen für einen sorglosen Umzug nach Saudi-Arabien

Nachfolgend findest du alle Hilfen für deine sorglose Auswanderung nach Saudi-Arabien, vom ersten Schritt bis zur erfolgreichen Integration. Die Links führen zu den jeweiligen Angeboten, Hilfen und Dienstleistungen.

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Zuletzt aktualisiert: 8. November 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)