Ein 24 Jahre Rückblick nach meiner Auswanderung nach Kanada
Ein Beitrag von Frank Eckhardt
Nun, was verstehen Sie unter Freiheit? Was versteht ihr Nachbar darunter?
Ist dieses seit Menschheit Gedenken so oft gebrauchte und missbrauchte Wort nicht ein rein subjektiver Begriff? Meinen die Menschen das wirklich ernst, wenn sie behaupten, dass sie frei sein wollen? Nun, wenn man sich die Weltgeschichte und die aktuellen Ereignisse genauer ansieht, lässt sich unschwer feststellen, dass zwischen Aussage und gelebter Praxis vieler Mitmenschen darin oftmals eine gewaltige Lücke klafft. Meiner Erkenntnis nach will der Großteil der Menschen nicht frei sein. Sie haben geradezu eine tiefe innere Abneigung gegen echte Freiheit.
Aber warum ist das so?
Wahre Freiheit kommt niemals von alleine. Sie ist nur das, wo sie gerufen wird. Man darf also permanent um den Zustand Freiheit kämpfen, nicht nur um ihn zu erlangen, sondern man muss auch dauerhaft daran arbeiten seine Freiheit zu erhalten. Das erfordert meist viel Zeit und Kraftaufwand und war und ist oftmals auch nicht ungefährlich. Dem steht die menschliche Eigenart der Bequemlichkeit und Faulheit diametral gegenüber.
Der zweite Grund dafür, warum viele Menschen nicht wirklich frei sein wollen, ist das Freiheit immer zwingend Eigenverantwortlichkeit einfordert und damit auch die Möglichkeit des eigenen Scheiterns einschließt. Das macht vielen Menschen Angst, denn es ist für sie leichter Verantwortlichkeit auf andere Menschen oder besser noch auf Konstrukte wie „den Staat“ abzuwälzen. Der Staat darf dafür sorgen das es mir gut geht und ich von der Wiege bis zur Bahre rundum gut versorgt bin. Ist das nicht schön und einfach?
Was ich selber unter Freiheit verstehe, hat einmal ein bemerkenswerter Mann hervorragend zutreffend zusammengefasst:
Ich bin ein freier Mensch
- Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein.
- Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen – wenn ich es kann.
- Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten.
- Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt.
- Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben.
- Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben. Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: Dies ist mein Werk! Das alles ist gemeint, wenn ich sage: Ich bin ein freier Mensch.
Albert Schweitzer, Arzt und Friedens Nobelpreis Träger, 1875 – 1965
Was war mein Antrieb warum ich Deutschland damals dauerhaft den Rücken gekehrt habe? Habe ich hier in meinem „neuen Leben“ in Kanada tatsächlich gefunden wonach ich gesucht habe?
Es ist ein Zusammenwirken verschiedenster Ereignisse und der daraus erwachsenen Erkenntnis, dass ich das Leben dort in meinem Heimatland Deutschland als nicht mehr liebenswert empfunden habe:
- Die allgemein bekannte Thematik wie extremste Steuer- und Abgabenlast, die immer weiter zunehmende staatliche Kontrolle und Bürokratie.
- Das Einfluss nehmen auf alle Bereiche des persönlichen Lebens.
- Die Förderung des Denunziantentums.
- Das immer weiter entfernen von den eigenen Wurzeln und der eigenen deutschen Kultur.
Sie wissen vielleicht, was ich meine, und möglicherweise empfinden sie heute sogar Ähnliches. Ich denke, ich hatte damals vor etwa 24 Jahren bereits ein sensibles Gespür dafür, dass hier irgendwas aus dem Ruder läuft. Das ich mein eigenes Leben immer weiter beschleunigen musste, um nicht aus dem Hamsterrad heraus zu stolpern und eine harte Bauchlandung hinzulegen, in einem Leben das ich im Grunde so nicht mehr leben wollte.
Verstehen Sie mich nicht falsch, wirtschaftlich ging es mir gut. Ich habe mich aber nach mehr Lebenszeit für mich selber gesehnt, danach einige ganz andere persönliche Projekte umzusetzen, von denen ich bislang immer nur geträumt habe. Ich wollte mein Leben entschleunigen und ihm eine neue Richtung geben. Mehr Dinge tun, die mein Herz zum Singen bringen, die mich wirklich begeistern und mit tiefer Lebensfreude erfüllen. Ich wollte Freiheit leben und spüren.
Vieles davon hat sich in meinem Geburtsland aber nur schwer bis gar nicht umsetzen lassen. Wie sie sich nun unschwer vorstellen können, funktioniert nicht alles immer so ganz reibungslos, wenn man solche großen Veränderungen im Leben umsetzt. Und auch in meiner neuen Heimat Kanada hier auf Cape Breton Island in Nova Scotia ist nicht alles Gold was glänzt.
Was habe ich also über all die Jahre die ich nun bereits hier lebe rückblickend tatsächlich vorgefunden? Was hat sich positiv verändert? Wo gab es Endtäuschungen? Wo neue Grenzen?
Ich möchte einmal mit den Dingen beginnen, die mich nach einigen Jahren Lebenserfahrung in diesem schönen Land auf den Boden der Tatsachen und des praktisch machbaren heruntergeholt haben. Zuerst einmal durfte ich feststellen, dass auch hier ein ganz besonderer „Amtsschimmel“ wiehert und auch hier Behörden versuchen, ihre Form der Regulierungen an den Mann zu bringen. Auch hier existieren Vorschriften und Verordnungen, die weder einen Sinn ergeben noch in irgendeiner Form notwendig sind und nur dazu dienen, die Zahl der staatlich bediensteten Herde aufrecht zu erhalten bzw. um deren Existenz zu rechtfertigen.
Auch hier ist nicht immer ein Bürger orientiertes Handeln von Behördlicher Seite aus zu erkennen. Gerade in den großen Städten Kanadas ist klar zu erkennen, dass man seine Schäfchen gut und gerne überschauen und kontrollieren möchte. Auch hier gab es eine „Zensus“ Umfrage, um ein wenig genauer zu wissen, was wo und wie bei jedem Kanadier zu Hause so los ist. Auch hier gibt es die unnütze Einrichtung von Gewerkschaften und die auf jugendlich getrimmten kanadischen Politik Darsteller, die einem von Wahlplakaten anglotzen und in mir die gleiche tiefe innere Ablehnung hervorrufen, wie damals noch in Deutschland.
Die „Kanadische Krankheit“ ist nicht etwa irgendein gefährliches Virus. Es ist fehlende Zuständigkeit. Niemand hier ist für irgendwas verantwortlich, besonders wenn man es mit Behörden oder großen Firmen zu tun hat. Das ist meistens sehr nervig, und man darf erst mal lernen damit um zu gehen (wenn man weiß wie, funktioniert das aber durchaus).
Was also ist besser und anders? Wo hat sich mein Leben tatsächlich positiv verändert seitdem ich hier lebe? Wo ist die so tief herbei gesehnte Freiheit? Hab ich gefunden, wonach ich gesucht habe?
Nun, man darf hier wohl zwei Bereiche grundlegend voneinander trennen. Die Insel, auf der wir leben, ist traumhaft schön. Dem „System“ Kanada kann man auch hier nur genauso kopfschüttelnd gegenüberstehen wie dem in meinem Heimatland Deutschland. Die verantwortlich handelnden Leute sind sicher kaum besser oder schlechter als die in der BRD.
Von dieser Seite aus durfte ich sicher eine gewisse Ernüchterung erfahren. Allerdings wird sich hier auf der lokalen Ebene doch noch ein wenig mehr Mühe gegeben, dem Willen der Bürger gerecht zu werden. „Der Zar ist weit“. Wie oft komme ich denn hier im praktischen Leben tatsächlich in Kontakt mit dem „Staat“ und seinen Organisationen?
Wenn ich auf dem platten Land recht weit draußen lebe und einen Großteil meines Lebens eigenverantwortlich strukturiere und handhabe, ist es recht wenig, wenn man von den jährlichen Grundsteuer Zahlungen und der Straßenverkehrsbehörde mal absieht, wenn man ein neues Fahrzeug zulassen möchte.
Sie müssen wissen, dass ca. 90 % der Kanadier in den 10 größten Städten im Speckgürtel zu den USA wohnen und arbeiten. Wir hier sind eher die Hinterwäldler, die Ostfriesen Kanadas die am „Ende der Welt“ leben, wo die hoch motivierte Beamtenschaft kaum oder gar nicht hin gelangt.
Man darf zur Kenntnis nehmen, dass der kanadische Beamte weitestgehend nicht sehr arbeitswillig ist. Sonst wäre er ja auch in der freien Wirtschaft gelandet. Also bekommt man hier auch selten Besuch von Leuten, die man nicht ausdrücklich eingeladen hat. Es steigt somit die gefühlte Lebensqualität und Freiheit mit der Abwesenheit des Staates und seiner Erfüllungsgehilfen. Einrichtungen wie GEZ gibt es in Kanada nicht. So etwas hat dieses Land zum Wohle aller Bewohner noch nicht durchgedrungen.
Im praktischen Leben hier draußen auf dem Lande kann ich durchaus noch weitgehend unberührte Natur genießen und darf Dinge persönlich entscheiden, von denen der deutsche Michel und auch sein Bruder in Österreich nur träumen darf.
Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr etwa 23 Hektar unseres mehr als erntereifen alten Waldbestandes von der lokalen Papierfabrik abernten lassen und das Holz an dieses Unternehmen verkauft. Dazu war ein vor Ort Termin erforderlich, bei dem der zuständige Mitarbeiter der Papierfabrik und wir als Besitzer anwesend waren. Dann wurde einen Vormittag lang das 80 Hektar Grundstück zusammen abgewandert, und wir haben die zu erntenden Bereiche gekennzeichnet. Ich erhielt am nächsten Tag eine GPS Satellit Karte zugesendet mit den dort farblich markierten Bereichen der geplanten Holzernte sowie das Angebot des Unternehmens, was sie dafür zahlen würden.
Dann ein kurzer zweiter Termin zur Unterzeichnung des Vertrages. Wenige Wochen später kamen die Ernte Maschinen und haben in zwei Wochen alles wie vereinbart erledigt, und wir erhielten unseren Scheck. „Der Staat“ kam bei all diesen Vorgängen nicht drin vor. Das ist mehr als angenehm und ich brauche dafür auch keine Grünideologen fragen, die mir erklären was ich auf meinem eigenen Land zu tun und zu lassen habe.
Zwei Jahre zuvor habe ich auf einem anderen Grundstück im Ort, welches wir als Holzreserve und Weideflächen nutzen, von meinem Straßenbauer in 4 Tagen mit dem Bagger eine kleine private Motocross Strecke auf etwa 12000 qm anlegen lassen, auf welcher Papa Frank mit seinen Jungs ein wenig rum flitzen und die Buben üben können. Irgendwelche Genehmigungen waren dafür nicht erforderlich.
Das ich selber darauf achte, dass all solche Projekte und Vorgänge sinnvoll und möglichst umweltschonend umgesetzt werden, versteht sich von selbst. Ich habe ja ein starkes Eigeninteresse daran, dass wir und später einmal unsere drei Kinder den privaten Besitz mit ihren Familien unbelastet weiter nutzen können. Also wieder das Zauberwort Eigenverantwortlichkeit.
Auch wurden und werden die auf unserem gerodeten Land die Freiflächen nachhaltig umgestaltet und mit hochwertigem Laubwald Bestand, Obstwiesen und seltenen lokalen Baumarten neu bepflanzt und nur ein Teil der gerodeten Flächen wird zukünftig als Weideland im Rahmen der Selbstversorgung unserer Familie genutzt werden. Wir sind also selber bestrebt unser Land durch sinnvolle Umgestaltung dauerhaft aufzuwerten. Dafür bedarf es keiner Regularien und Vorschriften durch den Staat und seiner Helfershelfer.
Unsere drei Kinder wachsen als Freilerner auf, und wir als Eltern organisieren und begleiten ihre Entwicklung und das alltägliche Lernen in allen Bereichen ihres Lebens und schauen, was gerade für wen passt und angesagt ist. Wir orientieren uns dafür an den Kindern und ihren aktuellen Interessen und wirken als Lernbegleiter. Das führt zu großer Lebensfreude und dem Erhalt der kindlichen natürlichen Neugierde und Begeisterungsfähigkeit. Das sie dabei spielerisch solche Dinge wie Lesen und Schreiben lernen, ist fast ein Nebenprodukt dieses Lebensweges. Wir als Eltern haben hier in Nova Scotia die Freiheit der Wahl, ob wir unsere Kinder auf staatlichen oder privaten Schulen anmelden oder zum Heimunterricht und Freilernen.
Wir haben selbst entschieden, dass unsere Kinder zu Hause ohne Arzt, Hebamme geboren werden sollen. Wir haben selber entschieden, dass sie nicht mit irgendwelchen Substanzen beglückt werden, die nichts in ihnen zu suchen haben. Wir empfinden es als ein hohes Gut, dass wir keinen Besuch bekommen von Leuten, die wir nicht ausdrücklich eingeladen haben, sich in unser Privatleben einzumischen. Das empfinde ich, das empfinden wir als normal und sinnvoll und als wichtigen Teil unserer gelebten Freiheit.
Friedrich Nietzsche schrieb einmal:
„Wer nicht mindestens zwei Drittel des Tages zu seiner freien Verfügung hat, ist ein Sklave“.
Nun, daran orientiert bin ich hier in meinem neuen Leben in Kanada tatsächlich ein weitestgehend freier Mann, denn von meinen täglich geleisteten Tätigkeiten sind gut 90 % Tätigkeiten, die ich aus vollem Herzen gerne tue und genieße und sie somit nicht wirklich als „Arbeit“ empfinde.
Ich kann also rückblickend feststellen, dass ich durch diese Neuorientierung nach Kanada im täglichen Leben durchaus ein enormes Maß an persönlicher Freiheit hinzugewonnen habe. Den Schritt, nach Cape Breton Island auszuwandern, haben wir nie bereut. Besuchen sie uns gerne mal.
Mit freiheitlichen Grüßen aus Grand River, Frank Eckhardt
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