Vor einer endgültigen Umsiedlung in ein Land, empfehlen sich immer Reisen, bei denen man Land und Leute besser kennenlernt, vielleicht seine Sprachkenntnisse verbessert und generell versucht zu erspüren, ob man hier wirklich leben möchte. Die Chūgoku Region auch bekannt als San’in-San’yō, die historische „Region der Mitte“, ist eine landschaftlich sehr reizvolle Region um das Chūgoku Gebirge im Westen der japanischen Hauptinsel Honshū im Zentrum des historischen Japan, die sich für eine solche Erkundungsreise bestens eignet.
Wenn Sie Japan interessiert, dann finden Sie in der Chūgoku Region eine große Vielfalt zwischen ursprünglichen Bergwelten, Küstengebieten, Industrie im Süden am Seto Binnenmeer mit seinen Inselwelten, Traumstrände am Japanischen Meer im Norden und viele Zeugnisse der bewegten Geschichte Japans, die teilweise auch als UN-Welterbe Stätten anerkannt wurden.
Um die vielfältigen Möglichkeiten des in Japan hervorragend ausgebauten öffentlichen Verkehrssystems ohne Komplikationen und preiswert nutzen zu können, bietet Japan für ausländische Touristen einen Sanyo-San’in Area Pass an, der für eine bestimmte Dauer von Tagen oder auch Wochen die Nutzung der meisten öffentlichen Verkehrsmittel, einschließlich der berühmten japanischen Shinkansen Hochgeschwindigkeitszüge, ohne zusätzliche Kosten ermöglicht.
1 Fukuyama
Für eine Reise in die Chūgoku-Region ist Osaka ein guter Ankunftsflughafen. Die über 200 Kilometer bis nach Fukuyama, der zentralen südlichen Hafenstadt der Region an der Mündung des Ashidagawa in der Präfektur Hiroshima, kosten Sie im Shinkansen Bullet Train gerade einmal eine Stunde und zehn Minuten.
Nutzen Sie unser Kartenmaterial, um sich eine Übersicht über die Region zu verschaffen! Falls Sie sich für japanische Geschichte interessieren, ist die 1966 fertiggestellte Rekonstruktion der Burg Fukuyama interessant. Der Bau der, im Pazifikkrieg ab 1937 fast vollständig zerstörten, mächtigen Burganlage mit ihrem fünfstöckigen Hauptturm, begann 1619 unter dem Samurai-Fürsten Mizuno Katsunari.
Während der Edo-Zeit diente sie als Ausgangspunkt für die Kontrolle der mitteljapanischen Tozama-Fürsten, die die Herrschaft der Tokugawa-Shogune immer nur widerwillig akzeptierten. Das einzige japanische Holokaust Museum und Gedenkstätte finden Sie ebenfalls in Fukuyama.
2 Fahrradfahren auf dem Shimanami Kaido
Falls Sie Lust darauf haben, die wunderbare Landschaft auch einmal in langsamerem Tempo zu erleben, bringt Sie der Shinkansen in nur 20 Minuten nach Onomichi, einer Hafenstadt, wo der berühmte Shimanami Kaido direkt an den Leihfahrradterminals am Bahnhof beginnt. Das ist ein 70 Kilometer langer Radweg parallel zu einer Schnellstraße, die über sechs mit Brücken verbundene Inseln, dem Setonaikai Nationalpark, bis auf die südlich gelegene Hauptinsel Shikoku führt. Dabei verläuft der Fahrradweg nur auf den Brücken direkt neben der Schnellstraße und nimmt über Land eigene Routen.
Die im Kontrast zur Aussicht im Bullet-Train sehr langsame Fortbewegung ermöglicht ein tiefes Erlebnis dieser Inselwelt und lässt Sie dort zum ersten Mal so richtig ankommen. Abfahrten mit interessanten Zielen gibt es überall, wie etwa zum Wasserpark in Innoshima, der in den Monaten Juli und August öffnet oder zum Schloss der Murakami-Piraten in der Nähe des Ohama Hafens dort.
Man kann die Fahrradtour auch an vielen Stellen, wo es Unterkünfte gibt, für einen oder mehrere Tage unterbrechen. An verschiedenen Stellen gibt es auch die Möglichkeit, mit Booten zurück nach Onomichi zu fahren und die Inselwelt dabei vom Wasser aus zu bewundern.
3 Weiter nach Westen: Hiroshima
Die Anfänge der heute etwa 1,2 Millionen Einwohner fassenden Stadt reichen auf eine im 13.Jahrhundert erbaute Burg am Ōtagawa zurück. Eine größere Burg mit sehr sehenswerter Architektur wurde in den 1590er Jahren flussabwärts gebaut, um die die Stadt Hiroshima dann schnell größer wurde.
Nach ihrer vollständigen Zerstörung 1945 wurde die Burg 1958 neu rekonstruiert. In der Stadtmitte befindet sich der Friedenspark, dessen zentrales Denkmal ein Stahlbetonbau ist, der Kuppelbau des ehemaligen Industriemuseums, der direkt unter der Stelle war, wo die Atombombe in etwa 600 Metern Höhe explodierte.
Das Gebäude brannte zwar völlig aus, alle Menschen darin starben, die Stahlbetonkonstruktion blieb aber größtenteils stehen. Die Explosion der von den Amerikanern „Little Boy“ getauften Bombe zerstörte 90% der Gebäude Hiroshimas und tötete etwa 70.000 Menschen sofort oder in den ersten Tagen.
Bis zum Jahresende stieg die Zahl durch die Strahlenverletzungen etwa auf das Doppelte. Noch heute gibt es Überlebende, die an den Folgen der Verstrahlung bei der Explosion leiden. Die Strahlung danach war relativ gering und heute hat Hiroshima eine ganz durchschnittliche, natürliche Strahlenbelastung.
4 Wandern in Chūgoku
Wanderfreunde wissen, dass das Naturerlebnis bei keiner anderen Fortbewegungsart so intensiv ist, wie beim Wandern. Sehr beliebte Wandertouren sind die Aufstiege auf den 535 Meter hohen Misen auf der heiligen Insel Miyajima, die sich etwa 20 Kilometer südwestlich von Hiroshima befindet. Drei verschiedene sehr gut ausgebaute Routen führen durch den, 1996 zum Weltkulturerbe erklärten, unberührten Urzeitwald, der als botanisches Museum betrachtet wird.
Hirsche, viele Vogelarten und selten auch Affen begegnen dem Naturfreund auf dem Aufstieg. Auf dem Gipfel gibt es Aussichtspunkte über die Hiroshima-Bucht mit ihren Inseln und an klaren Tagen kann man die Millionenstadt sehen. Der Daishō-in Tempel ist einen Besuch wert. In seiner Reikado Halle brennt noch die Ewige Flamme, die Kōbō Daishi vor rund 1200 Jahren persönlich entfachte. Mit dieser Flamme wurde auch die Friedensflamme im Friedenspark in Hiroshima entzündet.
Wer gerne höher hinaus möchte, der findet auch im Landesinneren, im eigentlichen Chūgoku Gebirge, gut markierte Wanderwege durch atemberaubend schöne Natur. Ein Aufstieg zum höchsten Gipfel des Gebirges, dem 1709 Meter hohen Mount Daisen, verlangt allerdings deutlich bessere Kondition und auch etwas Erfahrung sowie Trittsicherheit.