Italien gehört zu den eher zurückhaltend frequentierten Auswanderungszielen für Deutsche, in den letzten Jahren zogen etwa so viele Menschen dorthin wie wieder zurück. Darum wird es Zeit, einmal eine Lanze zu brechen für ein sonniges Land mit sympathischen Bewohnern, jeder Menge Kultur und leckerem Essen.
Zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen hat es Italien immerhin bereits geschafft, besonders von Süddeutschland aus liegt die »Dolce Vita« nur einen Katzensprung entfernt. Auch für Auswanderer könnte gerade die Nähe zur deutschen Heimat interessant sein, wenn es darum geht, Kontakt zu Freunden und Familie zu halten.
Die wirtschaftliche Lage sieht im südlichen Europa generell nicht gerade rosig aus, darum ist es umso wichtiger, vor der Ausreise ganz genau zu wissen, wie sich der Lebensunterhalt am neuen Wohnort bestreiten lässt. Digitale Nomaden haben es leicht: sie generieren ihr Einkommen über das Internet; ganz ohne eine bestehende, auf Herz und Nieren getestete Geschäftsidee oder noch besser, einer festen Stelle in Italien, wird es allerdings schwierig sein, Fuß zu fassen. Doch eine gute Planung und etwas Anstrengung kann sich durchaus lohnen, denn es wartet eine schöne Auswahl an herrlich sonnigen neuen Wohnsitzen.
Die malerische Insel Sardinien bietet ein interessantes Beispiel, hier wohnen mehr Hundertjährige als an irgendeinem anderen Ort dieser Erde! Vielleicht liegt es an dem idealen Klima und der wunderschönen Natur, eventuell aber auch am gesunden Essen, dass die Menschen hier im Durchschnitt so extrem alt werden. Die reichhaltige Gemüsesuppe mit dem klangvollen Namen Minestrone gehört auf Sardinien zur täglichen Ernährung, und wer so gesund isst, wird sicher davon profitieren.
In Italien besitzt das Essen ohnehin einen hohen Stellenwert, die Menschen genießen nicht nur ihre Mahlzeiten in vollen Zügen, sondern auch das gesellige Beisammensein zu Tisch. Gehetztes Essen wie in Deutschland ist kaum bekannt; Meeresfrüchte, Gemüse und Salate erfreuen sich anhaltend großer Beliebtheit – und das bereits seit vielen Jahrhunderten. Deutsche Auswanderer könnten von dieser entspannten Einstellung wahrlich profitieren und eventuell so selbst einige Lebensjahre hinzugewinnen.
Die historische Wasserstadt Venedig weckt nicht nur Urlaubs-, sondern auch Auswandererträume: Hier lässt es sich völlig anders leben als in Braunschweig, Hamburg oder München. Jeden Tag mit dem Boot zur Arbeit zu fahren, entlang der prunkvollen historischen Gemäuer, umweht von Geschichte und einem guten Schuss Romantik – das hat schon was! Ebenso wie auf Sardinien bietet sich ein Job in der Tourismusbranche an für ein gesichertes Einkommen in dieser Traumkulisse.
Nicht zuletzt stellt Venedig den kulturellen Ursprung der modernen Unterhaltungskultur dar, so hatten Glücksspiele hier beispielsweise schon immer Tradition und bringen noch heute prickelnde Spannung in den Alltag. Aber auch andere kulturelle Gepflogenheiten wurden hier kultiviert, bevor sie ihren Siegeszug durch Europa und die Welt antraten. Das prägt nicht nur die Stadt selbst, sondern wirkt nach wie vor magisch auf Touristen und Auswanderer zugleich.
Doch lassen Sie Ihr Auswanderungsprojekt nicht zum Glücksspiel werden und bedenken Sie, dass die Mieten im Stadtkern hoch und die regulären Einkaufsmöglichkeiten begrenzt sind. Sie benötigen hier einen guten Verdienst und neben dem Boot auch ein Auto, um sich auf dem Festland zu versorgen.
Die Ewige Stadt Rom lockt ebenfalls mit unwiderstehlichen Reizen, in der italienischen Metropole tobt das moderne Leben vor herrlich antikem Background. Um an einem Ort wie Rom beruflich und persönlich voranzukommen, benötigen Sie als deutscher Auswanderer vor allem ganz viel Kontaktfreude, Geduld und Diplomatie.
Auch wenn die offizielle Arbeitszeit häufig erst gegen 10 Uhr beginnt, bedeutet dies nicht, dass in den Unternehmen der faule Lenz geschoben wird. Ganz im Gegenteil: Wirtschaftlich leistungsfähige Firmen verlangen genau denselben Einsatz von ihren Mitarbeitern wie in Deutschland, der Feierabend beginnt dann eben erst am Abend. Dafür hat Rom wirklich alles zu bieten, was ein kulturbeflissener, sonnenverliebter, moderner Mensch zum Leben braucht, von den unzähligen Straßencafés über die berühmten touristischen Attraktionen bis zum lebhaften Nachtleben. In der Stadtmitte liegen die Monatsmieten für Parkplätze allerdings so hoch wie mancherorts die Wohnungsmieten – und der öffentliche Nahverkehr gestaltet sich ziemlich unorganisiert. Doch die Italiener machen, wie immer, das Beste draus. Trauen Sie sich das auch zu?
In der Modehauptstadt Mailand herrschen heiße Sommer und gemäßigte Winter, ideal für alle, die dem deutschen Wetter ein für alle Mal den Rücken kehren möchten. Wer beruflich mit Design und Mode zu tun hat, darf sich über recht gute Arbeitsplatzchancen freuen, doch auch hartgesottene Banker kommen gut unter. Kunst und Kultur werden in Italiens zweitgrößter Stadt großgeschrieben: Kunstgalerien, Verlage und Theater gibt es hier wie Sand am Meer.
Forschung und Lehre stehen ebenfalls hoch im Kurs, sieben Unis und vielerlei wissenschaftliche Institute sprechen für sich. Im Hinterland, nahe des Gardasees oder Richtung Lugano, lebt es sich etwas entspannter, wenn auch nicht unbedingt kostengünstiger. Gegen einen Wochenendabstecher an den Lago Maggiore oder nach Parma spricht rein gar nichts, hier liegt der Urlaub direkt vor der Tür!
Bevor Sie sich endgültig entscheiden, wo Sie sich bewerben oder ein eigenes Geschäft aufbauen möchten, sollten Sie die bevorzugten Orte besser selbst »live und in Farbe« testen. Und zwar nicht wie ein Tourist, sondern als arbeitender Mensch und gefühlter Einheimischer: in der Rush Hour mit dem Auto fahren, den öffentlichen Nahverkehr testen, mit den Menschen ins Gespräch kommen und möglichst viel vom Alltagsleben inhalieren. Danach fällt die Entscheidung sicher schon sehr viel leichter!
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