Griechenland hat viele Vorzüge! Neben dem milden Klima und der bizarren Landschaft ist das Land auf der Peloponnes wohl die geschichtsträchtigste Region der Welt. Daher ist Griechenland vor allem ein touristisches Ziel. Doch das ändert sich inzwischen.
Immer mehr Deutsche möchten mehr Lebenszeit auf der griechischen Halbinsel verbringen. Die Vorhut machten RentnerInnen, die sich auf einen Lebensabend in mediterranem Ambiente freuen. Doch auch Menschen, die voll im Arbeitsleben stehen, können sich vorstellen, ihren Lebensmittelpunkt ans Mittelmeer zu verlegen. Das trifft im Besonderen auf junge ArbeitnehmerInnen zu, die ortsunabhängig arbeiten können.
Was gibt es für Expats zu beachten, die Griechenland nicht nur aus der Urlaubsperspektive erleben möchten, sondern sich ganz und gar dem hellenischen Traum verschreiben?
Basisinformationen über Griechenland
Wer nach Griechenland auswandern möchte, sollte daran denken, dass sich der Alltag im Vergleich zu Berlin, Hamburg oder München grundlegend ändert. Das Leben läuft in eher entschleunigten Bahnen ab. Dabei bestimmen die folgenden Aspekte den Lebensrhythmus.
Klima
Das Klima in Griechenland wird von trocken-heißen Sommern und feucht-milden Wintern bestimmt. Fast im gesamten Landesgebiet fallen ausreichend Niederschläge, vor allem im gebirgigen Landesinneren und an den Küsten. Die Region rund um Athen gehört zu den trockensten Landesteilen. Dieser Umstand ist interessant, weil die meisten Expats, die auf Arbeitssuche sind, sich rund um die griechische Hauptstadt ansiedeln möchten.
Transport & Verkehr
Aufgrund der unregelmäßigen, bergigen Topografie wird dem Zugverkehr nur wenig Bedeutung zugemessen. Dagegen werden Autobahnen und Nationalstraßen seit Ende der 1980er-Jahre sukzessive ausgebaut. Daher empfiehlt es sich zumindest am Anfang des Aufenthalts, das Busnetz zu nutzen oder per Mietwagen Griechenland zu entdecken.
Lebenshaltungskosten
Löhne und Gehälter liegen in Griechenland im Vergleich zu Mittel- und Nordeuropa auf einem niedrigen Niveau. Dieser Umstand wird allerdings dadurch ausgeglichen, dass die allgemeinen Lebenshaltungskosten etwa 20 Prozent unter denen in Deutschland angesiedelt sind. Einzig Athen und einige beliebte griechische Inseln zeichnen sich durch ein gehobenes Preisniveau aus.
Auf dem Festland sind die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs sehr günstig. Das gilt nicht für hochtechnologische Importwaren und Luxusgüter wie Computer oder Autos, für die tief in die Tasche gegriffen werden muss.
Wohnungssuche
Aufgrund der finanziellen Situation der GriechInnen ist Wohnraum auch in den Großstädten noch günstig anzumieten. Als Faustregel gilt, dass mit der Entfernung zu Tourismuszentren der Mietzins abnimmt. Im Zentrum Athens sind Wohnungen mittleren Standards mit 3 Zimmern teilweise immer noch für 500 Euro zu finden. Etwas außerhalb werden solche Unterkünfte für Langzeitmieter ab etwa 300 Euro angeboten.
In der Regel sind Mietverträge mindestens drei Jahre gültig. Wer mit seinem Vermieter verhandelt, kann allerdings kürzere Laufzeiten vereinbaren. Zu beachten ist, dass die meisten Verträge auf Griechisch abgefasst sind.
Arbeitsbedingungen in Griechenland
Seit der Finanzkrise 2009 befindet sich die Wirtschaft des Landes im Wachstumsmodus. Die Regierung umwirbt qualifizierte AusländerInnen, um den Arbeitsmarkt anzukurbeln und die Unternehmenskultur zu fördern. Die folgenden Kriterien sollten Berücksichtigung finden, um als arbeitende/r Expat in Griechenland Fuß zu fassen.
Welche Berufe werden nachgefragt?
Griechenland bietet für Expats bevorzugt in drei Branchen Arbeitsmöglichkeiten:
- Dienstleistungssektor: In den letzten Jahren haben sich viele Unternehmen aus diesem Sektor in Griechenland angesiedelt. Expats mit Sprachkenntnissen finden hier ein Einkommen unter anderem als Berater, Content-Moderator und Buchhalter, aber auch im technischen Support oder im Vertrieb.
- Start-up-Szene: Nach der Wirtschaftskrise erfüllt das Unternehmertum die wichtige Aufgabe, Arbeitsplätze zu generieren. Die Szene fokussiert sich dabei vornehmlich auf den IT-Bereich. Expats können sich sowohl bei bestehenden Firmen bewerben oder ein eigenes Start-up aufziehen.
- Tourismus: Die Tourismusbranche wächst ständig – besonders auf den Inseln sind das ganze Jahr über TouristInnen anzutreffen. Ausländische Mitarbeiter mit fundierten Sprachkenntnissen in Deutsch, Englisch und Französisch sind immer willkommen.
Anstellungsbedingungen
In Griechenland beträgt die reguläre Wochenarbeitszeit 40 Stunden. Dabei sind bis zu fünf Überstunden möglich. Arbeitszeit, die darüber hinausgeht, muss der Arbeitgeber mit einem 40-prozentigen Aufschlag vergüten.
In den meisten Firmen zählt das gesamte erste Jahr der Beschäftigung als Probezeit, während derer von beiden Seiten eine fristlose Kündigung ausgesprochen werden kann. Urlaubsansprüche belaufen sich auf 20 bis 24 Werktage. Arbeitnehmer haben in Griechenland das Recht auf Krankengeld.
Umzug nach Griechenland
Da Griechenland ein Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) ist, ist eine Umsiedlung mit niedrigen Hürden verbunden. Es bedarf weder einer Aufenthaltsgenehmigung noch einer Arbeitserlaubnis. Wer einen längeren Aufenthalt als 90 Tage plant, muss sich um eine Meldebescheinigung bemühen. Alternativ dazu kann ein Personalausweis beantragt werden. Dazu muss eine Polizeidienststelle oder eine Ausländerbehörde aufgesucht werden.
Bei der Antragstellung sind die folgenden Unterlagen mitzubringen:
- Kopie des Reisepasses
- 4 biometrische Passfotos
- Nachweis einer Krankenversicherung
- Arbeitsvertrag
- Adressnachweis wie Telefonrechnung oder Mietvertrag
Aufgrund einer neuen Methode der Registrierung, die sich „biometrischer Aufenthaltstitel“ nennt, werden UmsiedlerInnen die Fingerabdrücke abgenommen. Um in Griechenland langfristig zu leben und zu arbeiten, benötigen Expats zudem zwei wichtige Kennziffern:
- AMKA: Die Sozialversicherungsnummer wird unter Vorlage des Reisepasses und der Meldebestätigung bei einer Bürgerdienststelle (KEP) oder bei der Sozialversicherungsanstalt (IKA/EFKA) beantragt. Mit der AMKA kann eine Krankenversicherung abgeschlossen und Arbeitslosengeld beantragt werden.
- AFM-Nummer: Wiederum mit Meldebestätigung und Reisepass wird beim zuständigen Finanzamt eine Steuernummer beantragt. Diese ist für eine Reihe von formalen Verfahren notwendig. Darunter fallen unter anderem der Erhalt eines gültigen Arbeitsvertrages und die Eröffnung eines Bankkontos.
Sprache
Die griechische Sprache ist aufgrund des Alphabets und der Schrift nicht leicht zu erlernen. Jüngere Menschen sprechen allerdings passabel Englisch. Trotzdem ist es empfehlenswert, sich als Expat so schnell wie möglich mit der Landessprache anzufreunden.
Gehalt
Das gesetzliche Mindestgehalt in Griechenland beläuft sich auf gut 750 Euro monatlich. Das Durchschnittsgehalt wird mit 1.150 Euro brutto angegeben. Expats und Spezialisten haben eine gute Chance, mehr zu verdienen. Texter im Home-Office kommen auf etwa 1.500 Euro monatlich und Entwickler starten bei 2.000 Euro. In Griechenland gibt es für Arbeitnehmer/innen ein Prämiensystem, mit dem zusätzlich jährlich bis zu zwei Monatsgehälter verdient werden können.
Steuern
Die Einkommenssteuer unterliegt einer progressiven Regelung und ist vom jeweiligen Jahreseinkommen abhängig. Dabei gelten derzeit die folgenden Steuersätze:
- bis 10.000 Euro: 9 %
- von 10.001 bis 20.000 Euro: 22 %
- von 20.001 bis 30.000 Euro: 28 %
- von 30.001 bis 40.000 Euro: 36 %
- über 40.001 Euro: 44 %
Bankkonto eröffnen
Die Eröffnung eines Bankkontos ist mit der Vorlage des Reisepasses und der AFM-Nummer reibungslos zu bewerkstelligen. Allerdings ist eine Online-Eröffnung nicht vorgesehen, sodass persönlich vorgesprochen werden muss. Einige Institute verlangen einen Wohnungsnachweis oder die letzte Gehaltsabrechnung. Üblich ist eine Mindesteinlage von 100 bis 300 Euro.
Fazit
Nach der heftigen Wirtschaftskrise haben sich Griechenland und seine Bevölkerung wieder stabilisiert. Die Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch in extremen Krisensituationen das Leben lieben. Genau das macht es so reizvoll für Expats, die bereit sind, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und dafür auch zu arbeiten.