Laut einer gemeinsamen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und der Universität Duisburg-Essen wandern jährlich 180.000 Deutsche aus. Fast die Hälfte davon aus Gründen des Lebensstils. Demgegenüber verschlägt es jedes Jahr 129.000 Bundesbürger zurück in die Heimat.
Die Gründe für eine Rückwanderung reichen von fehlender Zufriedenheit im Ausland bis hin zu beruflichen Chancen innerhalb der Bundesrepublik. Auch in der Corona-Pandemie gibt es Rückwanderung. Herausforderungen gehen mit Reintegration immer einher, doch durch die Krise verschärfen sie sich.
So erschwert Corona Rückwanderern die Reintegration
Krisen wie die Corona-Pandemie machen Angst. Wenn die Zukunft unsicher wird, sehnen sich die meisten Menschen nach Vertrautem. Das gilt auch für deutsche Auswanderer. Auf der Suche nach Sicherheit haben die mit Corona verbundenen Unsicherheiten einige davon zur Rückwanderung gebracht.
In vielen Fällen sehen sich Rückkehrer im alten Heimatland vor einem kompletten Neuanfang: mit all seinen Chancen und Herausforderungen. Einige haben in Deutschland Anfangs weder Wohnung noch Job und müssen vorerst mithilfe öffentlicher Verkehrsmittel wie der Bahn von A nach B gelangen. Herausforderungen wie diese sind normal und müssen die Freude über den Neuanfang nicht dämpfen.
Eines sollten Rückwanderer dabei bedenken: Im alten Heimatland werden sie die Dinge nicht genauso vorfinden, wie sie zurückgelassen wurden. Während sie im Ausland gelebt haben, hat sich die Heimat verändert. Auch kulturelle Unterschiede können am Anfang Gefühle der Fremde auslösen. So verbreitet dies unter Rückwanderern ist: In Zeiten der Pandemie ist es noch intensiver und hält vergleichsweise länger. Denn von einer Normalität, an die man sich gewöhnen kann, ist Deutschland noch weit entfernt.
Die soziale Interaktion wird durch Beschränkungen erschwert. Angesichts neuer Bedingungen wie Homeoffice-Regelungen lebt man sich im Berufsalltag schwerer wieder ein. In manchen Sektoren haben pandemiebedingte Schließungswellen die Karrierechancen ohnehin verschlechtert. Zur selben Zeit stößt man durch begrenzte Unternehmungsmöglichkeiten auch im Privatbereich auf Stolpersteine, was die Wiedereingliederung betrifft.
Wichtig bei Rückwanderungsplänen in der Pandemie: Die Krise hat Deutschland in kürzester Zeit verändert. Sogar vielen in der Bundesrepublik Lebenden fällt es schwer, den Überblick über Gesetze und Verbote zu bewahren. Rückwanderer sollten nicht davon ausgehen, dass der deutsche Umgang mit den Pandemie-Bedingungen dem in der zweiten Heimat gleicht.
Einreiseverbote kann die Bundesrepublik gegen deutsche Staatsbürger unabhängig von dem Ausreiseland nicht verhängen. An Bestimmungen wie Quarantäne- und Testpflicht muss man sich bei der Einreise trotzdem halten. Auch die im Alltag relevanten Infektionsschutzverordnungen sollten Rückwanderer vorab kennen. Informationen erhält man über das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit und das Auswärtige Amt.
In der Pandemie: Wohnungs- und Jobsuche lieber vor der Rückreise
Anders als vor der Krise brechen Rückwanderer in der Pandemie lieber nicht ins Blaue auf. Wer weder Wohnsitz noch Arbeitsplatz in Aussicht hat, erlebt die Rückwanderung während Corona leicht als Odyssee. Ohne Bleibe muss eine eventuelle Quarantäne im Hotel angetreten werden – das kann teuer werden.
Hat man einen Wohnsitz in Aussicht und will noch im Auswanderungsland mit der Jobsuche beginnen, meldet man sich idealerweise bei der Arbeitsagentur. Auf Arbeitslosengeld haben Rückwanderer nicht immer Anspruch. Ist man im Ausland noch höchstens drei Monate beschäftigt, kann man sich in Deutschland allerdings jobsuchend melden. Nicht nur die Arbeitsagentur, sondern auch alte Kollegen können bei der Suche unterstützen.
Darüber hinaus nehmen Rückwanderer vor der Heimkehr am besten Kontakt zu deutschen Beratungsstellen auf, um rechtliche und versicherungstechnische Fragen zu klären. Auch der zuständigen Rentenversicherungsträger sollte kontaktiert werden. Dasselbe gilt für die Krankenversicherung.
Einwohnermeldeamt nicht vergessen! Wer nach der Rückwanderung zunächst bei Freunden oder Verwandten wohnt, braucht darüber einen schriftlichen Nachweis. Nur damit ist die Aufnahme ins Melderegister gesichert. Jene ist Aufnahmevoraussetzung für viele Krankenversicherungen, der Krankenversicherungsnachweis wiederum oft für die Job- und Wohnungssuche relevant.
Rückwandern mit Kindern: Was man in der Pandemie beachten sollte
Wer mit Kindern die Rückwanderung antritt, nimmt am besten schon vom Ausland aus Kontakt zu einer Schule auf. Geklärt werden muss beispielsweise, ob die im Ausland geleistete Schulzeit in Deutschland anerkannt wird. Bricht man aus Ländern ohne Schulpflicht auf, können bei der Wiedereingliederung Probleme auftreten – vor allem, wenn Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichtet haben.
Eine Garantie auf einen Schulplatz im jeweiligen Wohnort besteht auch bei früher Kontaktaufnahme nicht. Lange Wartezeiten drohen insbesondere bei Kindergartenplätzen. Nicht nur Administratives wird für Rückwanderer mit Kindern leicht zur Herausforderung. Erschwerend hinzu kommen pandemiebedingte Regelungen. So beispielsweise die regelmäßige Testpflicht im Schul- und Kindergartenbetrieb.
Darüber hinaus müssen sich Kinder je nach Aufbruchsland umgewöhnen, was erlaubte und verbotene Verhaltensweisen in der Pandemie betrifft. Wenn sie im Ausland beispielsweise ohne Maske mit Schulfreunden spielen durften, akzeptieren sie Maskenregelungen an deutschen Schulen unter Umständen nur schwer.