23. März 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert) aktualisiert
Bolivien lockt einige Auswanderer wegen seiner einzigartigen Naturlandschaften, seiner ethnischen und kulturellen Vielfalt, geringer Bevölkerungsdichte und niedriger Lebenshaltungskosten. Nachfolgend aktuelle Einwanderungsbestimmungen sowie alle wichtigen Infos zur Einreise, Leben und Arbeiten in Bolivien.
Bolivien und seine Einwanderer
Im Jahr 2023 wanderten offiziell 253 Deutsche nach Bolivien aus und 277 kamen wieder in ihre Heimat zurück. Innerhalb der 10 Jahre von 2014 bis 2023 emigrierten offiziell 2.144 Deutsche nach Bolivien und 2.521 zogen nach Deutschland zurück.
Bolivien wird geprägt durch die Gebirgszüge der Anden, deren Höhe bis über 6.500 m reicht. Dazwischen liegt das zentrale Hochland, das 3.000 bis 4.000 m hohe Altiplano. Hier leben rund 80 Prozent aller Bolivianer. Weltbekannt ist der idyllische Titicacasee, der höchste See der Welt (auf etwa 3.800 Meter Höhe) und Südamerikas größter See. Das Naturgebiet um den See im Westen Boliviens ist atemberaubend.
Zu empfehlen ist das Wandern entlang des Sees sowie auf den Inseln Sol und Luna, da man hier die Aussicht auf die Königskordilleren genießen kann. Auch Bootsfahrten und Bootstouren werden angeboten. Empfehlenswert ist auch das malerische Seerandstädtchen Copacabana, welches das wichtigste Pilgerzentrum Boliviens ist.
Die sehenswerteste Stadt ist Sucre. Mit ihren 2.710 Meter Höhe hat sie ein erstaunlich mildes Klima. Der Stadtkern ist geprägt von neoklassizistischen und barocken, weiß getünchten Fassaden, kolonialen Kirchen und eine schachbrettartigen Grundstruktur.
Aber auch La Paz dient als Sprungbrett zu höchst interessanten Zielen: nach Tiwanaku, dem wichtigsten archäologischen Areal des Landes. Eine ganz besondere Tour führt hinab in die Yungas, tropische Täler im Nordosten von La Paz. Spektakuläre Pisten winden sich rund 2.000 Meter abwärts und erreichen Anbaugebiete von Kaffee und Kakao.
Durch die großen Höhenunterschiede verfügt Bolivien über verschiedene Klimazonen. Obwohl das Klima überwiegend tropisch ist und die Temperaturen meist warm oder sogar heiß sind, herrscht in den höheren Gebieten ein kaltes und trockenes Klima. Die Höhenunterschiede machen jedoch vielen herzschwachen Menschen sehr zu schaffen. Selbst ein gesunder Europäer braucht einige Tage, um sich an die Höhenbedingungen anzupassen.
Die beliebteste und wohl angenehmste Zeit für Reisen in Bolivien ist der Winter von Mai bis Oktober mit seinen trockenen, klaren Tagen. Dies ist auch die beste Jahreszeit zum Klettern im Gebirge.
Etwas über 55 % der Bevölkerung gehört den Indigenen Völkern an, meist Quechua und Aymara; gut 30 % der Bevölkerung sind Mestizen. Die übrigen Bewohner des Landes sind Weiße, meist Nachkommen der verschiedenen Einwanderungswellen bis nach dem zweiten Weltkrieg, aber auch ungefähr 40.000 Mennoniten.
Einreise und Aufenthalt in Bolivien
Nachfolgend alle wichtigen Informationen zu Einreise, Visa und Aufenthaltsgenehmigungen für EU-Bürger und Schweizer.
Kurzfristiger Aufenthalt in Bolivien
Für einen touristischen Aufenthalt bis zu 90 Tagen benötigst Du als EU-Bürger oder Schweizer kein Visum für Bolivien. Bei der Einreise erhältst Du einen kostenlosen Einreisestempel, der Dir einen dreimonatigen Aufenthalt ermöglicht. Wichtige Voraussetzungen sind:
- Ein Reisepass, der noch mindestens 6 Monate gültig ist
- Ein Rück- oder Weiterflugticket
- Ausreichende finanzielle Mittel für den Aufenthalt
- Eine Reisekrankenversicherung wird empfohlen
Visumsarten für längere Aufenthalte
Spezifisches Zweckvisum (Visa Objeto Determinado)
Dieses Visum eignet sich für: Freiwilligenarbeit Praktika Geschäftsreisen Studium Forschungsaufenthalte
Die Gültigkeit beträgt 30 Tage bis zu einem Jahr und kann verlängert werden. Du musst nachweisen:
- Den Zweck Deines Aufenthalts durch entsprechende Dokumente
- Finanzielle Absicherung
- Eine Krankenversicherung
- Ein polizeiliches Führungszeugnis
Temporäre Aufenthaltsgenehmigung (Residencia Temporal)
Für einen längerfristigen Aufenthalt von 2 bis 3 Jahren benötigst Du:
- Einen gültigen Reisepass
- Ein polizeiliches Führungszeugnis
- Nachweise über regelmäßiges Einkommen oder ausreichende finanzielle Mittel
- Eine Krankenversicherung
- Eine Meldebestätigung in Bolivien
- Beglaubigte und übersetzte Dokumente
Daueraufenthalt (Residencia Permanente)
Nach drei Jahren legalen Aufenthalts kannst Du eine permanente Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Voraussetzungen sind:
- Nachweis über drei Jahre ununterbrochenen legalen Aufenthalt
- Keine Vorstrafen
- Regelmäßiges Einkommen oder ausreichende finanzielle Mittel
- Integration in die bolivianische Gesellschaft
Arbeiten in Bolivien
Für eine Arbeitserlaubnis benötigst Du:
- Ein konkretes Arbeitsangebot eines bolivianischen Arbeitgebers
- Eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung
- Beglaubigte Nachweise über Deine Qualifikationen
- Ein polizeiliches Führungszeugnis
Wichtige Hinweise für die Einwanderung
Die Bearbeitungszeit für Visa und Aufenthaltsgenehmigungen kann mehrere Wochen bis Monate dauern Alle Dokumente müssen ins Spanische übersetzt und beglaubigt werden Eine persönliche Vorsprache bei den Behörden ist meist erforderlich Rechne mit Gebühren für die verschiedenen Genehmigungen Plane ausreichend Zeit für die Behördengänge ein
Praktische Tipps für Deine Auswanderung
- Beginne frühzeitig mit der Planung und Dokumentenbeschaffung
- Stelle sicher, dass alle Dokumente aktuell und beglaubigt sind
- Suche Dir Unterstützung von erfahrenen Auswanderern oder einem lokalen Anwalt
- Lerne Spanisch, da Englisch nicht überall gesprochen wird
- Informiere Dich über die Lebenshaltungskosten und Arbeitsmöglichkeiten
Rechtssicher auswandern – Was jeder wissen sollte
Wirtschaft, Stellenangebote, Jobs
Bolivien zählt zu den ärmsten, wirtschaftlich wenig entwickelten südamerikanischen Ländern. Die wirtschaftliche Bedeutung des Landes liegt überwiegend in seinem Reichtum an wertvollen Mineralien, vor allem an Zinn. Einige Arbeitsmöglichkeiten bestehen für Techniker, Chemiker und andere im Bergbau verwendbare Menschen; ferner für Handwerker und Landwirte. Im Tourismusbereich ist es eher schwer, sein Geld zu verdienen.
Die Löhne sind in der Regel sehr niedrig. Aber auch die Selbständigkeit ist nur für erfahrene und finanzkräftige Unternehmer zu empfehlen. Mit Spanisch kommt man fast überall gut durch. Dies sollte man jedoch gut genug beherrschen, da man beispielsweise mit Englisch hier nicht verstanden wird.
Deutschsprachige Jobs für Auswanderer, die auch in Bolivien ausgeübt werden können, gibt es auf dem Portal Osourced. Besonders Muttersprachler sind sehr gefragt. Die Arbeitgeber kommen vor allem aus Deutschland bzw. DACH.
Gesundheitssystem und Krankenversicherung
Lokale Krankenversicherung
Das staatliche Gesundheitssystem in Bolivien richtet sich hauptsächlich an Einheimische und ist in ländlichen Gebieten oft technisch unzureichend. Ausländer haben in der Regel keinen automatischen Zugang zur staatlichen Versorgung und müssten ohne feste Anstellung auch den bürokratischen Weg scheuen, der nur Basisschutz bietet. Private Kliniken sind zwar vorhanden, doch deutlich kostenintensiver.
Internationale Krankenversicherung
Eine internationale Krankenversicherung springt ein, wenn bolivianische Einrichtungen nicht ausreichen, und übernimmt bei Bedarf auch den Rücktransport in besser ausgestattete Regionen. Damit sind Ausländer im Ernstfall nicht auf eine teils mangelhafte staatliche Versorgung angewiesen und vermeiden hohe Rechnungen in Privatkliniken. HIER erhältst Du eine kostenlose Beratung und maßgeschneiderte Tarife.
Lebenshaltungskosten in Bolivien
Bolivien ist eines der günstigeren Länder in Südamerika, was die Lebenshaltungskosten betrifft. Die Mieten sind besonders niedrig, vor allem außerhalb der großen Städte wie La Paz, Santa Cruz oder Cochabamba. Ein einfaches Apartment kann bereits ab 150 bis 300 USD pro Monat gefunden werden.
Lebensmittel sind auf lokalen Märkten sehr preiswert, besonders frisches Obst, Gemüse und Fleisch. Importierte Produkte aus Europa oder den USA sind dagegen deutlich teurer. Essen gehen ist ebenfalls günstig – ein typisches Mittagessen in einem lokalen Restaurant kostet oft nur 2 bis 5 USD.
Die Transportkosten sind niedrig, da öffentliche Verkehrsmittel wie Minibusse („Trufis“) oder Taxis sehr erschwinglich sind. Einfache Fahrten innerhalb der Stadt kosten meist unter einem Dollar.
Versicherungen, Internet und Strom sind relativ günstig, wobei der Stromverbrauch stark von der Region abhängt. Insgesamt kannst du in Bolivien mit einem bescheidenen Budget gut leben, während ein komfortabler Lebensstil deutlich günstiger ist als in Europa oder Nordamerika. Hier detaillierte Lebenshaltungskosten in Euro ✓.
Umzug nach Bolivien
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Fazit: Auswandern und Leben Bolivien
Ein kulturell (35 Ethnien) und in seiner Natur sehr abwechslungsreiches und interessantes Land, in dem mancherorts die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Einwanderung und Leben sind nur für Rentner und finanziell Unabhängige (bedingt) empfehlenswert. Weitere Vorteile sind: Atomkraftfrei, viel Wald, Kosten für die Lebenshaltung günstig (LHK-I 44,5). Wer arbeiten muss und keinen finanziellen Rückhalt hat, wird es hier sehr schwer haben. Regionale politische Unruhen sind in den letzten Jahren öfters an der Tagesordnung. Auf jeden Fall sollte man zumindest einen Grundwortschatz in Spanisch beherrschen.
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Bolivien Landesdaten
Fläche: 1.098.581 km²
Einwohner: 12.414.173 (2024)
Bevölkerungsdichte: 11 E/km²
Staatsform: Republik (Flagge/Wappen)
Regierungssystem: Präsidialsystem
Nachbarländer: Peru, Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile
Landeshauptstadt: Sucre; 237.480 Einwohner
Landessprachen: Spanisch, Ketschua, Aimara, (sowie vereinzelt Guaraní und 33 weitere indigene Sprachen)
Religionen:
92 % Katholiken
5 % Evangelisch
0,2 % Zeugen Jehovas
Währung: Boliviano (BOB) (umgangssprachlich Peso)
1 BOB = 100 Centavos
Wechselkurse:
1 EUR = 7,004 BOB
1 BOB = 0,135 EUR
1 CHF = 7,451 BOB
1 BOB = 0,127 CHF
(Kurs vom 01.01.2025)
Telefon Vorwahl: +591
Zeitzone: UTC -4
Netzspannung: 220 Volt (in La Paz auch 110 Volt)
Straßenverkehr:
In Städten 40 km/h
Bereich von Schulen 10 km/h
Außerhalb der Städte 80 km/h.
Ratgeber auswandern und Reiseführer


Weitere Bolivien Informationen
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Foto – ALaguna Colorada in Uyuni © Wikimedia / Carlos Adampol Galindo