Bedeutung Doppelbesteuerungsabkommen für Auswanderer

Wir geben einen Überblick über die Länder mit denen Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen hat und welche Bedeutung dies für dich als Auswanderer hat.

Steuern berechnen auf der Grundlage des Doppelbesteuerungsabkommens
Steuern berechnen auf der Grundlage des Doppelbesteuerungsabkommens

Was ist ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)?

Ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen Deutschland und anderen Staaten, der verhindert, dass du als Steuerpflichtiger doppelt besteuert wirst. Das bedeutet: Wenn du Einkommen sowohl in Deutschland als auch in einem anderen Land erzielst, musst du nicht in beiden Ländern die volle Steuer zahlen.

Welche Länder haben ein DBA mit Deutschland?

Deutschland hat mit über 90 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen. Hier die wichtigsten Kategorien:

Europa

  • EU-Länder: Alle 26 anderen EU-Mitgliedsstaaten (Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Niederlande, Polen, etc.)
  • Schweiz und Liechtenstein
  • Vereinigtes Königreich (trotz Brexit weiterhin gültig)
  • Norwegen, Island, Türkei

Nordamerika

  • USA
  • Kanada

Asien-Pazifik

  • Japan, Südkorea, Singapur
  • Australien, Neuseeland
  • China, Indien, Thailand, Malaysia

Afrika und Naher Osten

  • Südafrika
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Israel

Lateinamerika

  • Brasilien, Argentinien, Chile
  • Mexiko

Was beinhaltet ein Doppelbesteuerungsabkommen?

Kernelemente eines DBA:

1. Vermeidung der Doppelbesteuerung

  • Regelung, welches Land das Besteuerungsrecht hat
  • Anrechnung bereits gezahlter Steuern
  • Freistellung bestimmter Einkünfte

2. Informationsaustausch

  • Automatischer Austausch von Steuerdaten
  • Bekämpfung von Steuerhinterziehung
  • Transparenz bei grenzüberschreitenden Geschäften

3. Verfahrensregelungen

  • Streitbeilegungsverfahren
  • Verständigungsverfahren bei Meinungsverschiedenheiten
  • Rechtssicherheit für Steuerpflichtige

Steuerliche Auswirkungen für Auswanderer

Welche Einkünfte sind betroffen?

Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit:

  • Gehälter und Löhne
  • Pensionen und Renten
  • Abfindungen

Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit:

  • Unternehmensgewinne
  • Freiberufliche Einkünfte
  • Beteiligungen an Kapitalgesellschaften

Kapitalerträge:

  • Zinsen und Dividenden
  • Mieterträge aus Immobilien
  • Veräußerungsgewinne

Anrechnungsverfahren vs. Freistellungsverfahren

Anrechnungsverfahren: Du zahlst in beiden Ländern Steuern, aber die im Ausland gezahlte Steuer wird auf deine deutsche Steuerschuld angerechnet.

Freistellungsverfahren: Bestimmte ausländische Einkünfte werden in Deutschland von der Steuer freigestellt. Sie unterliegen aber dem Progressionsvorbehalt.

Rechtliche Auswirkungen und wichtige Regelungen

Ansässigkeitsregelung

Das DBA bestimmt, wo du steuerlich ansässig bist. Entscheidende Faktoren:

  • Mittelpunkt der Lebensinteressen
  • Gewöhnlicher Aufenthalt
  • Staatsangehörigkeit (als letztes Kriterium)

Betriebsstättenbegriff

Unternehmer müssen nur dann im Ausland Steuern zahlen, wenn sie dort eine „Betriebsstätte“ haben.

Quellensteuer

Viele DBAs regeln, dass bestimmte Einkünfte nur im Quellenstaat (wo sie entstehen) besteuert werden dürfen.

Praktische Tipps für Auswanderer

Vor der Auswanderung:

  • Prüfe das DBA zwischen Deutschland und deinem Zielland
  • Kläre deine steuerliche Ansässigkeit
  • Plane die Übertragung von Vermögen optimal

Nach der Auswanderung:

  • Beantrage Ansässigkeitsbescheinigungen
  • Nutze Verständigungsverfahren bei Problemen
  • Dokumentiere alle relevanten Unterlagen

Besonderheiten bei beliebten Auswanderungszielen:

Schweiz:

  • Befreiung von der Quellensteuer möglich
  • Grenzgängerregelung für Berufspendler
  • Besondere Regelungen für Rentner

USA:

  • Komplexes Steuersystem mit weltweiter Steuerpflicht
  • FATCA-Meldepflichten beachten
  • Mögliche Doppelbesteuerung trotz DBA

Spanien:

  • 183-Tage-Regel für steuerliche Ansässigkeit
  • Besonderheiten bei Immobilienerträgen
  • Progressionsvorbehalt bei deutschen Renten

Häufige Fehler vermeiden

Typische Stolperfallen:

  • Unkenntnis der 183-Tage-Regel
  • Falsche Annahmen über Steuerfreiheit
  • Versäumte Anträge auf Erstattung von Quellensteuern
  • Unvollständige Dokumentation

Fazit: DBA als wichtiger Schutz für Auswanderer

Doppelbesteuerungsabkommen sind für Auswanderer unverzichtbar. Sie bieten Rechtssicherheit und verhindern unfaire Mehrfachbesteuerung. Allerdings sind die Regelungen komplex und erfordern sorgfältige Planung.

Unser Tipp: Hole dir vor einer Auswanderung professionelle steuerliche Beratung. Die Investition in eine fachkundige Beratung zahlt sich langfristig aus und kann dir viel Geld und Ärger ersparen.


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information. Für deine individuelle Situation solltest du immer einen qualifizierten Steuerberater konsultieren.

Zuletzt aktualisiert: 11. August 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)