Aktualisiert 22. Mai 2024 von Jan Harmening, ausgewandert seit 2005
Ich bin Dennis, von Beruf Software-Entwickler, und habe mich vor etwa einem Jahr aus Deutschland abgemeldet. Seither bin ich permanent am Reisen und habe 17 unterschiedliche Stempel im meinem Reisepass gesammelt. In diesem Beitrag richte ich mich hauptsächlich an Singles oder Pärchen, die große Pläne haben und Deutschland verlassen möchten. Das heißt aber nicht, dass die folgenden Ideen nicht auch etwa für eine Familie mit vielen Kindern umsetzbar sind. Die Praxis vieler Nomaden-Familien beweist das. Dennoch bedarf es natürlich mehr Willenskraft und Vorbereitung, um mit einer ganzen Familie die Welt zu bereisen.
Die Vorteile eines Dauerreisenden
Neben den offensichtlichen Vorteilen wie der freien Ortswahl, der Flexibilität, dem Traumwetter sowie vielfältigen kulturellen Bereicherungen, gibt es noch eine ganze Palette anderer Annehmlichkeiten, die Du nur als Dauertourist erlangen kann:
Zum einen kann Deine Abmeldung aus Deutschland, sofern eine tatsächliche Auswanderung vorliegt, Steuerfreiheit bedeuten. Dass man dadurch schonmal die Hälfte des Einkommens spart – oder anders ausgedrückt – doppelt so viel verdient, sollte jedem Deutschen ab dem ersten eigenen Job klar sein. Aber zum Finanziellen unten mehr. Weitere Vorteile sind auch die geschäftlichen Freiheiten. Seien es steuerfreie Firmen ohne Buchhaltungspflicht oder das bürokratiefreie Einstellen von Vollzeit-Fernarbeitern über das Internet, was trotz Minijob-Gehalt für den Angestellten ein fairer Lohn in seiner Heimat ist. Die Kunden wiederum suchst Du Dir natürlich lieber in hochpreisigen Ländern.
Auch Versicherungskosten wie etwa für die internationale Krankenversicherung können mitunter wesentlich günstiger ausfallen als in Deutschland. Oder Du verzichtest ganz auf diese, auch wenn ich Dir das nicht raten würde, obgleich Du im Ausland allerlei günstige Behandlungen durchgeführt bekommen kannst. Je nach Land muss die medizinische Qualität nicht einmal darunter leiden. Stichwort: Medizintourismus, der ja auch von vielen fest in Deutschland Lebenden betrieben wird.
Auch bieten sich im Ausland häufig viel attraktivere Investitionsmöglichkeiten oder Finanzprodukte an, als wir sie im Null- bis Negativ-Zins-Deutschland gewohnt sind. Auch hier gilt: Das deutsche Finanzamt hat keine Hoheitsrechte. Und wenn richtig umgesetzt, möchte auch kein anderes Land von Dir Steuern sehen.
Für die Familien mit Kindern: Auch die Kinder unterstehen von nun an nicht mehr der deutschen Schulpflicht – für einige schon ein Auswanderungsgrund an sich.
Aber der größte Vorteil für Dich ist: Du kannst ausprobieren! Sei es etwa nur die Selbstständigkeit an sich, die Du im billigen Südostasien viel besser starten kannst als im teuren Deutschland, wo die nächste 600-Euro-Monatsmiete und GEZ bezahlt werden möchte. Ebenso kannst Du erst einmal in Ruhe prüfen, ob das Auswandern in fremde Kulturen überhaupt etwas für Dich ist oder ob Dich nach 2 Monaten schon das Heimweh packt. Und wenn es etwas für Dich ist, Du noch aber kein Wunschziel vor Augen hast, hält Dir so eine Weltreise einige nette Vorschläge bereit.
Ich selbst bin auch noch am Schauen, wo es mir auf diesem Planeten am besten gefällt. Eine Rückkehr nach Deutschland steht auf jeden Fall immer offen und bis dahin sammelst Du viele wertvolle Erfahrungen, Begegnungen und entwickelst ganz neue Überlebenskünste.
Wie verdienst Du Geld?
Theoretisch gibt es viele Jobs, die man als Selbstständiger von unterwegs aus erledigen kann. Empfehlenswert sind natürlich auch mehrere Standbeine aus jeweils kleineren Jobs. Je nach Fähigkeiten sind natürlich folgende ortsunabhängige Tätigkeiten und Einnahmequellen zum Reisen prädestiniert: Übersetzen, Betreiben eines Online-Jobs in einer bestimmten Nische, Designen von Produkten, Grafiken und Webseiten, Programmieren, Fotografieren, Online-Marketing, Consulting zu allerlei Themen (nicht nur Business, sondern vielleicht auch bezüglich Deines Hobbys?), Vertrieb und Erstellung von Info-Produkten (wieder je nach Deinem Interessengebiet), Schreiben als Journalist oder eBook-Autor, Assistent übers Internet für alles Denkbare (Videoschnitt, Textkorrektur- und Formatierung, E-Mails beantworten, Kundensupport, Telefonakquise, Recherchearbeiten oder Flugbuchungen), Online-Trading, Affiliate-Marketing, Dropshipping oder ganz oldschool-mäßig als Work-and-Travel-Arbeiter.
In größerer Anzahl noch als die Jobideen gibt es Portale, die diese Jobs vermitteln. Am besten ist es aber wenn Du schon in Deutschland selbstständig gearbeitet hast und einen gewissen Kundenstamm mitnehmen kannst. So arbeite ich etwa auch häufig für die Firma eines Freundes in Deutschland. Wichtig ist aber, etwas Mut mitzubringen. Am Ende eröffnen sich immer Wege. Ich bin zum Beispiel seit Februar in Kryptowährungen investiert, was bisher soviel Profit abgeworfen hat (durchschnittlich 25% pro Monat), dass ich alleine daraus schon gut überleben konnte. Und der Trend scheint aktuell noch eine Weile anzuhalten. Auf jeden Fall genug Zeit, um das eigene Online-Business voranzutreiben und möglichst bald finanziell gut aufgestellt zu sein.
Lebenshaltungskosten
Aber kommen wir mal zu den harten Fakten. Was kostet das Überleben als Dauertourist? Das kommt natürlich auf Dein Reiseland an. Für den Anfang empfehle ich Südostasien oder einige Länder in Süd- und Zentralamerika. Auf Numbeo lassen sich gut die alltäglichen Preise von verschiedenen Orten vergleichen. Ein guter Indikator ist hierbei der durchschnittliche Monatsverdienst der Einheimischen. Wenn dieser beispielsweise im noch relativ teuren Bangkok 641 Euro beträgt, dann heißt das bei einem Durchschnittswert, dass man sicherlich auch noch mit 400 Euro gut über die Runden kommt. Und irgendwie 400 Euro im Monat über das Internet zu verdienen, sollte für Deutsche durchaus machbar sein. Wenn Du dann sogar auch vielleicht 3.000 Euro Erspartes mitbringst, dann hast Du gut über ein halbes Jahr Zeit, Dir Dein eigenes Online-Business aufzubauen. Und mit genügend Willen sind 3.000 Euro vor der Reise in Deutschland schnell angespart.
In Südostasien kann man als Deutscher in einige Länder kostenlos einreisen und teilweise ein paar Monate bleiben. Auch ein Ortswechsel ist mit asiatischen Billig-Airlines recht kostengünstig. Flüge zwischen zwei asiatischen Ländern können hier teilweise bis zu 15 Euro günstig sein. Auch Fernbus-Verbindungen sind wesentlich günstiger als in Europa. Wenn er bereit ist, am Anfang auf großen Luxus zu verzichten, sollte jeder Deutsche in solchen Ländern irgendwie über die Runden kommen. In einigen Ländern werden QR-Codes häufig für Transaktionen verwendet, was Finanztransaktionen und Zahlungen für Reisende bequem und effizient macht (Hier kostenlos QR-Code erstellen).
Als ich meine Reise in Deutschland begann, habe ich am Flughafen einen Pfandflaschensammler getroffen. Selbst er berichtete mir, dass er für ein paar Monate in Deutschland Flaschen sammeln geht und den Rest des Jahres in kostengünstigen Ländern verbringt. Das hat mir gleich zu Beginn meiner Reise sehr viel Mut gemacht und verdeutlicht, was alles möglich ist.
Lass Dir von eventuellen Ängsten nichts einreden. Vor allem nicht, dass nicht einmal ausprobieren solltest. Habe Mut! Vieles ergibt sich, während Du unterwegs bist, von alleine. Man kann die Kosten im Zweifelsfall sehr stark drücken. Übernachtungen in Hostels gibt es schon für 4 Euro pro Nacht.
Ich wohne sogar aktuell sehr günstig für 6 Euro pro Nacht in einem eigenen Zimmer zur Untermieter bei einer Familie in Kuala Lumpur. Mit Pool, Gym, Klimaanlage, Verköstigung, Tennisplatz und eigenem Bad kann ich hier wirklich nicht behaupten, dass es mir an Luxus mangele. Mein Bett ist bequem und an meinem Schreibtisch kann ich komfortabel arbeiten. Und wenn ich mal in die Innenstadt fahren möchte, so sind hier die Uber-Taxis günstiger als die U-Bahnen in deutschen Städten. Wie günstig erst der Bus hier ist, kannst Du Dir sicherlich vorstellen ?
Erste Schritte
Wenn Dich jetzt das Nomaden-Fieber gepackt hat, fange am besten gleich an Dein Zeug in entsprechenden lokalen Facebook-Gruppen oder auf eBay-Kleinanzeigen zu verkaufen. Dies motiviert, weil man Geld verdient und ein minimalistischeres Leben generell viel angenehmer ist.
Wenn es dann konkreter wird, solltest Du Dich frühzeitig um eine internationale Krankenversicherung bemühen. Denn hier kann der Anmeldeprozess teilweise sehr aufwändig werden. Meine Versicherung wollte beispielsweise eine genaue Protokollierung über die Arztbesuche meiner letzten Jahre. Da ich nie darüber Protokoll geführt habe, für welche Erkältung ich mal irgendwo den Arzt besuchte, war es ein großer Vorteil, dass ich noch bei meiner deutschen Krankenkasse angemeldet war. Die konnten mir solche Protokolle zusenden. Wäre ich schon auf Reisen gewesen, wäre das sehr umständlich geworden.
Peile am besten eine Abmeldung aus Deutschland noch vor dem Jahreswechsel an. Mit einem Wohnsitz in Deutschland im neuen Kalenderjahr bist Du im Prinzip erst mal wieder für das neue Jahr eine Steuererklärung schuldig.
Möchtest Du Dich impfen lassen, so kümmere Dich auch frühzeitig darum. Denn manche Impfungen müssen nach ein paar Monaten aufgefrischt werden, um die volle Wirkung zu entfalten.
Ist Dein Reisepass noch aktuell? Manche Länder fordern ein für mindestens noch 6 Monate gültiges Dokument bei Deiner Einreise.
Vielleicht hat Dein Miet- oder Dein Arbeitsvertrag noch eine Kündigungsfrist. Andere Verträge lassen sich häufig durch Nachweis der Abmeldung aus Deutschland vorzeitig kündigen. Kündige generell alle Verträge und Abos. Das Finanzamt könnte solche Dinge als Begründung für einen Lebensmittelpunkt in Deutschland ansehen, was Dich wieder steuerpflichtig werden lässt. Deutsche Bankkonten sind aber unproblematisch und begründen nach der Abmeldung keine Steuerpflicht in Deutschland.
Richte Dir vielleicht für Deine Post ein Dropscan-Postfach ein.
Wenn es dann bald ernst wird, vergiss eine Abschiedsfeier nicht, damit auch wirklich jeder weiß, dass Du jetzt weg bist. Das stärkt auch zusätzlich Deine Verbindlichkeit und motiviert Dich dazu Vollgas zu geben.
Meine Tipps für Dich
Nehme nicht zu viel mit. Ich reise seit Beginn meiner Reise nur mit Handgepäck und sortiere bei fast jedem Ortswechsel weiteres Zeug aus. Denn ich muss einsehen, dass ich es nicht benötige. Wenn irgendwas Wichtiges doch einmal fehlen sollte, so kannst Du das in den meisten Orten der Welt nachkaufen. Mit Handgepäck ist man auch viel flexibler und muss bei Flügen nicht für teures Gepäck zahlen. Trotz teilweise 100% Übergewicht hatte ich mit meinem Handgepäck bei meinen 23 Flügen bisher noch NIE Probleme. Nur einmal wurde es überhaupt gewogen, doch das Übergewicht hat die Airline-Mitarbeiter nicht weiter gestört. Und ich fliege immer mit den billigsten Airlines, bei denen man eigentlich erwarten würde, dass so etwas ein gefundenes Fressen für sie wäre, um mich etwas mehr abzukassieren.
Habe keine Angst mit Deinem Schul-Englisch. Wir Deutsche können meist besseres Englisch als die Leute in anderen Nationen. Hin und wieder muss man sich bei der Kommunikation etwas anstrengen, aber letztlich kam ich bisher immer gut durch.
Reise am Anfang nicht zu viel, auch wenn die Versuchung natürlich sehr groß ist. 17 unterschiedliche Länder in nicht mal einem Jahr waren für mich echt zu viel. Ich habe gemerkt, dass ich es in Zukunft etwas langsamer angehen möchte. So hast Du auch viel mehr vom Reiseland und kannst viel produktiver arbeiten.
Mache Dir keine Sorgen bezüglich des Internets. Gerade in asiatischen Ländern ist es viel günstiger und besser ausgebaut als in Deutschland. In Thailand hatte ich zum Beispiel eine LTE-Flatrate für knapp 15 Euro im Monat. Dann ist es auch kein Problem, wenn das WLAN-Signal im Hostel oder Airbnb zu schwach ist.
Um in einer neuen Stadt erst einmal anzukommen, empfiehlt es sich mit Apps wie Booking.com nach günstigen Hostels im Stadtzentrum zu suchen. Nachdem ich einen neuen Ort für ein paar Tage erkundet habe, miete ich mich dann meistens über Airbnb irgendwo in einem äußeren Stadtteil ein oder unter. Keine Angst, man findet immer etwas Preiswertes – auch wenn man kurzfristig bucht. Insbesondere bei Ortswechsel weiß ich morgens häufig noch nicht, wo ich am Abend schlafen werde und trotzdem war ich noch nie obdachlos.
Es empfiehlt sich aber trotzdem schon vor dem Flug in ein neues Land eine Unterkunft zu buchen, da Du diese häufig bei der Einreise angeben musst. Ich war einmal eine Nacht in Singapur und wollte eigentlich durchmachen. Die Grenzbeamtin konnte das kaum fassen, war mir dann aber gnädig, als ich keine Hotel-Adresse angeben konnte. Allerdings wurde ich dann doch müde. Aber wie gesagt, es findet sich immer eine Schlafgelegenheit.
Aber Spaß beiseite! Das Leben als Dauertourist lohnt sich und bietet ungeahnte Freiheiten. Du lernst viel dazu und es ergeben sich ständig neue Möglichkeiten. Wenn Du sowieso schon ans Auswandern gedacht hast, dann mache doch erst einmal ein Praktikum als Dauertourist und steige für unbekannte Zeit aus dem System aus! Vielleicht trifft man sich dann ja mal auf irgendeinem Flughafen…
Über den Autor: Dennis schreibt ebenso auf dem Liberated.blog über das Thema Freiheit und gibt einige Insider-Tricks für ein globales Leben.
Krankenversichert – sicher, preiswert, flexibel
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