Albanien hat sich in den letzten Jahren zu einem überraschend attraktiven Ziel für Auswanderer entwickelt – und das liegt nicht zuletzt am Steuersystem. Mit einem Flat-Tax-Modell, niedrigen Lebenshaltungskosten und einer wachsenden Expat-Community bietet das Balkanland interessante Möglichkeiten für steueroptimiertes Leben und Arbeiten.

Das Steuersystem von Albanien verstehen und richtig nutzen

Das albanische Steuersystem unterscheidet sich fundamental von den komplexen, progressiven Systemen der DACH-Länder. Während du in Deutschland, Österreich oder der Schweiz mit Spitzensteuersätzen von 42 bis 45 % rechnen musst, liegt die maximale Einkommensteuer in Albanien bei nur 23 %. Für Unternehmer ist die Körperschaftsteuer von 15 % besonders interessant, und kleine Unternehmen profitieren von einem stark ermäßigten Satz von nur 5 %.

Die steuerliche Attraktivität Albaniens zeigt sich besonders für Selbstständige, digitale Nomaden und Unternehmer. Das Land bemüht sich aktiv um ausländische Investoren und hat in den letzten Jahren zahlreiche Reformen durchgeführt, um das Geschäftsumfeld zu verbessern. Der EU-Beitrittsprozess sorgt zudem für eine schrittweise Angleichung an europäische Standards, was langfristige Planungssicherheit verspricht.

1. Steuerresidenz und Steuerpflicht

Kriterien für unbeschränkte Steuerpflicht

In Albanien wirst du steuerlich ansässig, wenn du eines der folgenden Kriterien erfüllst:

Du hältst dich mindestens 183 Tage innerhalb eines Kalenderjahres in Albanien auf. Der Aufenthalt muss nicht zusammenhängend sein – alle Tage werden addiert. Alternativ gilt die Steuerresidenz, wenn sich dein Lebensmittelpunkt in Albanien befindet. Das ist der Fall, wenn deine Familie dort lebt, du eine ständige Wohnung unterhältst oder dein wirtschaftlicher Schwerpunkt im Land liegt.

Als unbeschränkt Steuerpflichtiger musst du dein weltweites Einkommen in Albanien versteuern. Das bedeutet, dass auch Einkünfte aus dem Ausland – etwa Mieteinnahmen aus Deutschland oder Dividenden von internationalen Aktien – in Albanien der Besteuerung unterliegen.

183-Tage-Regel und andere Faktoren

Die 183-Tage-Regel ist das wichtigste Kriterium für die Steuerresidenz. Dabei zählen An- und Abreisetage als volle Tage. Auch wenn du weniger als 183 Tage in Albanien verbringst, kannst du dort steuerpflichtig werden, wenn du deinen gewöhnlichen Aufenthalt oder Lebensmittelpunkt im Land hast.

Die albanischen Steuerbehörden betrachten mehrere Faktoren: Wo befindet sich deine ständige Wohnung? Wo leben deine Familienangehörigen? Wo übst du deine berufliche Tätigkeit hauptsächlich aus? Wo befinden sich deine wirtschaftlichen Interessen?

Doppelbesteuerungsabkommen mit DE/CH/AT

Albanien hat Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) mit allen drei DACH-Ländern abgeschlossen. Das DBA mit Deutschland ist seit 2011 in Kraft, mit Österreich seit 2008 und mit der Schweiz seit 2001.

Diese Abkommen regeln, welches Land das Besteuerungsrecht für bestimmte Einkunftsarten hat. Grundsätzlich gilt: Aktive Einkünfte wie Gehälter und Unternehmensgewinne werden im Ansässigkeitsstaat besteuert, während passive Einkünfte wie Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren oft im Quellenstaat einer begrenzten Quellensteuer unterliegen.

Für Rentner ist besonders wichtig: Gesetzliche Renten aus Deutschland werden nach dem DBA ausschließlich in Deutschland besteuert. Private Renten hingegen können in Albanien steuerpflichtig sein.

Wegzugsbesteuerung aus DACH-Ländern

Wenn du aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz nach Albanien auswanderst, kann die Wegzugsbesteuerung relevant werden. Deutschland besteuert bei Wegzug in ein Nicht-EU/EWR-Land wie Albanien unrealisierte Wertsteigerungen von Unternehmensanteilen ab 1 % Beteiligung sofort.

Bei einem Umzug nach Albanien gibt es keine Stundungsmöglichkeit wie bei einem Umzug innerhalb der EU. Die fiktiven Gewinne werden so behandelt, als hättest du die Anteile verkauft. Das kann zu erheblichen Steuerzahlungen führen, ohne dass tatsächlich Liquidität zugeflossen ist.

In Österreich gilt eine ähnliche Regelung, wobei die Besteuerung auf Anteile ab 1 % sowie auf sonstige Kapitalvermögen angewendet wird. Die Schweiz kennt keine vergleichbare Wegzugsbesteuerung, was einen Umzug über die Schweiz als Zwischenstation interessant machen kann – allerdings nur bei ausreichend langem Aufenthalt.

2. Einkommensteuer

Allgemeine Struktur

Albanien verwendet ein progressives Steuersystem mit drei Stufen für Einkommen aus unselbstständiger Arbeit:

Monatliches Einkommen bis 50.000 ALL (etwa 480 Euro): 0 %
Monatliches Einkommen von 50.001 bis 60.000 ALL: 13 % auf den übersteigenden Betrag
Monatliches Einkommen über 60.000 ALL: 23 % auf den übersteigenden Betrag

Für Selbstständige und Unternehmensgewinne gelten abweichende Regelungen, die wir im entsprechenden Abschnitt behandeln.

Das Steuerjahr in Albanien entspricht dem Kalenderjahr. Die Einkommensteuer wird monatlich durch den Arbeitgeber einbehalten und an die Steuerbehörde abgeführt. Die jährliche Steuererklärung muss bis zum 31. März des Folgejahres eingereicht werden.

Arbeitnehmer

Als Arbeitnehmer in Albanien wird deine Lohnsteuer direkt vom Arbeitgeber einbehalten. Das Verfahren ähnelt dem deutschen Lohnsteuerabzug. Dein Bruttogehalt wird um Sozialversicherungsbeiträge und Einkommensteuer gekürzt, bevor du das Netto erhältst.

Die Sozialversicherungsbeiträge betragen für Arbeitnehmer etwa 11,2 % des Bruttogehalts, während der Arbeitgeber zusätzlich etwa 16,7 % zahlt. Die Beiträge sind gedeckelt: Für 2025 liegt die Beitragsbemessungsgrenze bei etwa 176.000 ALL monatlich (circa 1.700 Euro).

Werbungskosten kannst du in Albanien nur eingeschränkt absetzen. Das System ist deutlich weniger komplex als in Deutschland. Eine Pendlerpauschale oder detaillierte Absetzungsmöglichkeiten für Arbeitsmittel existieren nicht. Stattdessen gilt der Freibetrag von 50.000 ALL monatlich pauschal für alle Arbeitnehmer.

Digitale Nomaden

Albanien hat bisher kein spezielles Visum für digitale Nomaden eingeführt, wie es etwa Kroatien oder Portugal anbieten. Dennoch ist das Land bei Remote-Arbeitern beliebt geworden, vor allem wegen der niedrigen Lebenshaltungskosten und der guten Internetinfrastruktur in Städten wie Tirana.

Wenn du als digitaler Nomade für ausländische Auftraggeber arbeitest und in Albanien steuerlich ansässig wirst, musst du dein weltweites Einkommen dort versteuern. Das bedeutet konkret: Honorare von deutschen, österreichischen oder anderen internationalen Kunden sind in Albanien steuerpflichtig.

Als Freelancer würdest du in die Kategorie der Selbstständigen fallen. Wenn dein Jahresumsatz unter 10 Millionen ALL (etwa 95.000 Euro) liegt, kannst du vom vereinfachten Kleinunternehmerregime profitieren und zahlst nur 15 % Steuer auf deinen Gewinn. Noch günstiger wird es bei einem Umsatz unter 14 Millionen ALL und Tätigkeit in bestimmten Sektoren – dann gelten nur 5 %.

Die Nachweispflichten sind in Albanien weniger streng als in Deutschland, aber du solltest dennoch alle Rechnungen, Zahlungseingänge und Geschäftsunterlagen sorgfältig aufbewahren. Eine professionelle Buchhaltung ist empfehlenswert, da die Kommunikation mit den Behörden auf Albanisch erfolgt.

Selbstständige und Unternehmer

Für Selbstständige und Unternehmer bietet Albanien besonders attraktive Bedingungen. Die Körperschaftsteuer beträgt grundsätzlich 15 % und liegt damit deutlich unter dem deutschen Niveau von etwa 30 % (Körperschaftsteuer plus Gewerbesteuer).

Noch interessanter ist das Regime für kleine und mittlere Unternehmen:

Jahresumsatz bis 14 Millionen ALL (etwa 134.000 Euro) in bestimmten Sektoren: 5 % Gewinnsteuer
Jahresumsatz bis 10 Millionen ALL (etwa 95.000 Euro) allgemein: 15 % Gewinnsteuer
Größere Unternehmen: 15 % Körperschaftsteuer

Eine Gewerbesteuer wie in Deutschland existiert in Albanien nicht. Das vereinfacht die Steuerberechnung erheblich und macht die effektive Steuerbelastung transparent.

Die Buchführungspflichten richten sich nach der Unternehmensgröße. Kleine Unternehmen können eine vereinfachte Einnahmen-Überschuss-Rechnung führen, während größere Firmen zur doppelten Buchführung verpflichtet sind. Alle Geschäftsbücher müssen auf Albanisch geführt werden.

Absetzbare Betriebsausgaben umfassen die üblichen Kategorien: Miete, Personal, Material, Reisekosten, Abschreibungen und Beratungskosten. Bewirtungskosten sind zu 50 % absetzbar. Firmenwagen können abgeschrieben werden, wobei die private Nutzung als geldwerter Vorteil versteuert werden muss.

Finanziell Unabhängige und Investoren

Kapitalerträge werden in Albanien mit einem Pauschalsatz von 15 % besteuert. Das gilt für Zinsen, Dividenden und Kursgewinne. Im Vergleich zur deutschen Abgeltungssteuer von 25 % plus Solidaritätszuschlag (insgesamt etwa 26,4 %) ist das ein deutlicher Vorteil.

Dividenden von albanischen Unternehmen unterliegen einer Quellensteuer von 8 %. Wenn du Dividenden von ausländischen Unternehmen erhältst, musst du diese in deiner albanischen Steuererklärung angeben und mit 15 % versteuern. Bereits im Ausland gezahlte Quellensteuer kann angerechnet werden.

Kursgewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren werden ebenfalls mit 15 % besteuert. Es gibt keine Spekulationsfrist wie früher in Deutschland – alle Gewinne sind steuerpflichtig, unabhängig von der Haltedauer.

Immobilienerträge werden gesondert behandelt. Mieteinnahmen aus albanischen Immobilien unterliegen einem reduzierten Steuersatz von 15 %. Der Verkauf von Immobilien wird mit einer Kapitalertragssteuer von 15 % auf den Gewinn belegt.

Für ausländische Depots gelten keine besonderen Meldepflichten wie etwa das automatische Informationsaustauschverfahren innerhalb der EU. Allerdings bist du als Steuerpflichtiger verpflichtet, alle weltweiten Einkünfte zu deklarieren.

Rentner

Albanien kann für Rentner aus DACH-Ländern steuerlich interessant sein, wobei die Regelungen je nach Rentenart unterschiedlich sind.

Gesetzliche Renten aus Deutschland werden nach dem Doppelbesteuerungsabkommen ausschließlich in Deutschland besteuert. Das bedeutet: Du musst deine deutsche gesetzliche Rente weiterhin in Deutschland versteuern, auch wenn du in Albanien lebst. In Albanien wird diese Rente dann freigestellt.

Private Renten und Betriebsrenten können hingegen in Albanien steuerpflichtig sein. Hier kommt der progressive Einkommensteuertarif zur Anwendung. Bei einer privaten Rente von beispielsweise 1.500 Euro monatlich würde nur der Teil über dem Freibetrag besteuert.

Pensionen von Beamten werden grundsätzlich im Quellenstaat besteuert, also in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.

Schweizer AHV-Renten unterliegen nach dem DBA der Besteuerung im Ansässigkeitsstaat, also in Albanien. Das kann vorteilhaft sein, wenn du nur über geringe weitere Einkünfte verfügst und der Freibetrag greift.

Einen speziellen Altersfreibetrag wie in Deutschland gibt es in Albanien nicht. Allerdings profitieren auch Rentner vom allgemeinen Grundfreibetrag.

3. Vermögensteuer

Albanien erhebt keine allgemeine Vermögensteuer. Das bedeutet: Dein Bankguthaben, deine Wertpapiere, dein Schmuck oder andere bewegliche Vermögenswerte werden nicht laufend besteuert.

Lediglich Immobilien unterliegen einer jährlichen Grundsteuer, die wir im Abschnitt Immobiliensteuer behandeln. Diese ist jedoch so niedrig, dass sie kaum als echte Vermögensteuer bezeichnet werden kann.

Für vermögende Auswanderer aus DACH-Ländern, die der deutschen Vermögensbesteuerungsdiskussion entfliehen möchten, bietet Albanien somit einen sicheren Hafen. Allerdings solltest du beachten, dass die Vermögenssicherheit und der Rechtsschutz in Albanien nicht auf dem Niveau westeuropäischer Länder sind.

4. Kapitalertragssteuer

Die Kapitalertragssteuer in Albanien beträgt einheitlich 15 % für alle Anlageformen. Das gilt für Zinsen, Dividenden, Kursgewinne aus Wertpapierverkäufen und andere Kapitalerträge.

Bei Dividenden von albanischen Gesellschaften wird eine Quellensteuer von 8 % einbehalten. Als steuerlich Ansässiger kannst du diese auf deine Einkommensteuerschuld anrechnen.

Zinsen aus albanischen Bankeinlagen unterliegen einer Quellensteuer von 15 %, die direkt von der Bank einbehalten wird. Damit ist die Steuerpflicht in der Regel abgegolten.

Für ausländische Kapitalerträge musst du selbst aktiv werden. Dividenden von deutschen Aktien, Zinsen aus österreichischen Anleihen oder Kursgewinne bei einem Schweizer Broker müssen in der albanischen Steuererklärung angegeben werden. Die im Ausland gezahlte Quellensteuer wird auf die albanische Steuer angerechnet, maximal jedoch bis zur Höhe der albanischen Steuer auf diese Einkünfte.

Meldepflichten für ausländische Konten und Depots existieren in Albanien nicht in der Form, wie sie in DACH-Ländern üblich sind. Dennoch gilt: Alle Einkünfte müssen deklariert werden. Der automatische Informationsaustausch (CRS) funktioniert auch in Richtung Albanien, sodass die Steuerbehörden prinzipiell von ausländischen Konten erfahren können.

5. Immobiliensteuer

Grundsteuer und jährliche Abgaben

Die jährliche Grundsteuer in Albanien ist bemerkenswert niedrig. Für Wohnimmobilien beträgt sie zwischen 0,05 und 0,3 % des Immobilienwerts, abhängig von der Lage. In Tirana und anderen größeren Städten gelten die höheren Sätze, in ländlichen Gebieten die niedrigeren.

Für eine Wohnung mit einem Wert von 100.000 Euro in Tirana würdest du also etwa 300 Euro jährlich an Grundsteuer zahlen. Im Vergleich zu deutschen Grundsteuern, die nach der Reform deutlich höher ausfallen können, ist das sehr günstig.

Gewerbliche Immobilien unterliegen höheren Steuersätzen von 0,2 bis 2 % des Werts.

Grunderwerbsteuer beim Kauf

Beim Kauf einer Immobilie fällt eine Grunderwerbsteuer an. Für Wohnimmobilien beträgt diese 2 % des Kaufpreises. Bei gewerblichen Immobilien sind 4 % fällig.

Diese Sätze sind im internationalen Vergleich moderat. In Deutschland variiert die Grunderwerbsteuer je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 %, in Österreich liegt sie bei 3,5 %.

Wertzuwachssteuer beim Verkauf

Beim Verkauf einer Immobilie wird der Gewinn mit 15 % besteuert. Der Gewinn errechnet sich aus dem Verkaufspreis abzüglich der Anschaffungskosten und nachgewiesener Investitionen.

Eine Spekulationsfrist wie in Deutschland gibt es nicht. Auch selbst genutzte Immobilien sind beim Verkauf steuerpflichtig, wenn ein Gewinn erzielt wird.

Vermietungseinkünfte

Mieteinnahmen aus albanischen Immobilien werden mit 15 % besteuert. Absetzbar sind Instandhaltungskosten, Verwaltungskosten, Zinsen für Finanzierungen und Abschreibungen auf das Gebäude.

Die Abschreibung beträgt 5 % pro Jahr vom Gebäudewert. Bei einer Immobilie mit einem Gebäudewert von 80.000 Euro kannst du also 4.000 Euro jährlich abschreiben.

6. Erbschafts- und Schenkungssteuer

Albanien erhebt keine Erbschafts- oder Schenkungssteuer. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber Deutschland und Österreich, wo je nach Verwandtschaftsgrad und Vermögenshöhe Steuersätze von 7 bis 50 % anfallen können.

Allerdings gibt es wichtige internationale Aspekte zu beachten: Wenn du aus Deutschland erbst oder eine Schenkung aus Deutschland erhältst, kann Deutschland weiterhin Erbschafts- oder Schenkungssteuer erheben, wenn der Erblasser oder Schenker dort ansässig war oder wenn sich das Vermögen in Deutschland befindet.

Die deutsche erweiterte unbeschränkte Steuerpflicht gilt zudem für zehn Jahre nach dem Wegzug. Das bedeutet: Auch wenn du bereits in Albanien lebst, kann dein deutsches Erbe in Deutschland steuerpflichtig sein.

Bei Immobilien gilt grundsätzlich das Belegenheitsprinzip: Eine Immobilie in Deutschland wird nach deutschem Recht besteuert, eine in Albanien nach albanischem Recht (also gar nicht).

Die Schweiz erhebt Erbschaftssteuer auf kantonaler Ebene mit sehr unterschiedlichen Regelungen. Bei einem Erbfall mit Schweizer Bezug solltest du die spezifischen Regelungen des betreffenden Kantons prüfen.

7. Mehrwertsteuer und Umsatzsteuer

Der Regelsteuersatz der Mehrwertsteuer (TVSH – Tatimi mbi Vlerën e Shtuar) beträgt in Albanien 20 %. Ermäßigte Steuersätze von 6 % gelten für bestimmte Kategorien wie Hotelübernachtungen, Medikamente und Bücher.

Einige Waren und Dienstleistungen sind von der Mehrwertsteuer befreit, darunter Finanzdienstleistungen, Bildungsleistungen und medizinische Grundversorgung.

Die Kleinunternehmerregelung befreit Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 10 Millionen ALL (etwa 95.000 Euro) von der Mehrwertsteuerpflicht. Das bedeutet: Du musst keine Mehrwertsteuer auf deine Rechnungen aufschlagen und abführen, kannst aber auch keine Vorsteuer geltend machen.

Für Unternehmer, die die Umsatzgrenze überschreiten, gelten die üblichen Pflichten: Monatliche oder vierteljährliche Umsatzsteuervoranmeldungen, Ausstellung von Rechnungen mit ausgewiesener Mehrwertsteuer und Abführung der Zahllast an die Steuerbehörde.

Das Reverse-Charge-Verfahren findet Anwendung bei bestimmten Dienstleistungen von ausländischen Anbietern. Als albanisches Unternehmen musst du in diesen Fällen die Umsatzsteuer selbst berechnen und abführen.

8. Weitere relevante Steuern

Kfz-Steuer

Die jährliche Kfz-Steuer richtet sich nach dem Hubraum und dem Alter des Fahrzeugs. Für einen typischen Mittelklassewagen mit 1.600 ccm Hubraum liegt die jährliche Steuer bei etwa 10.000 bis 15.000 ALL (95 bis 145 Euro).

Elektrofahrzeuge sind von der Kfz-Steuer befreit – ein Anreiz für umweltfreundliche Mobilität.

Verbrauchsteuern

Auf Kraftstoffe, Alkohol und Tabak werden Verbrauchsteuern erhoben. Die Kraftstoffsteuer liegt bei etwa 50 ALL pro Liter (etwa 0,48 Euro), wobei Albanien im Vergleich zu DACH-Ländern deutlich günstiger ist.

Touristensteuer

Eine nationale Touristensteuer existiert nicht. Allerdings können Gemeinden lokale Abgaben erheben, die von Hotels eingezogen werden. In Tirana und beliebten Küstenorten ist dies üblich, die Beträge sind jedoch gering.

Umweltabgaben

Für bestimmte umweltschädliche Produkte und Verpackungen werden Umweltabgaben erhoben. Diese sind in die Produktpreise eingerechnet und betreffen dich als Endverbraucher nicht direkt.

9. Steueroptimierung für Auswanderer

Legale Gestaltungsmöglichkeiten

Albanien bietet mehrere Ansatzpunkte für eine legale Steueroptimierung. Der wichtigste: Die Wahl der richtigen Unternehmensform und die Nutzung der günstigen Steuersätze für kleine Unternehmen.

Mit einem Jahresumsatz unter 14 Millionen ALL (etwa 134.000 Euro) in bestimmten Sektoren wie IT-Dienstleistungen oder Beratung zahlst du nur 5 % Gewinnsteuer. Das ist einer der niedrigsten Steuersätze in Europa.

Timing des Umzugs

Das richtige Timing kann erhebliche Steuerersparnisse bringen. Idealerweise beendest du deine Steuerresidenz in Deutschland zum Jahresende und wirst zum Jahresanfang in Albanien ansässig. So vermeidest du eine anteilige Steuerpflicht in beiden Ländern.

Wenn du größere Kapitalerträge erwartest (etwa den Verkauf von Unternehmensanteilen), solltest du diese möglichst erst realisieren, wenn du bereits in Albanien steuerlich ansässig bist. Beachte jedoch die deutsche Wegzugsbesteuerung, die bei Unternehmensanteilen über 1 % bereits beim Umzug greift.

Günstige Unternehmensformen

Die albanische GmbH (Sh.p.k. – Shoqëri me Përgjegjësi të Kufizuar) ist die gebräuchlichste Form für ausländische Unternehmer. Das Mindeststammkapital beträgt nur 100 ALL (weniger als 1 Euro), die Gründung ist in wenigen Tagen möglich.

Für Einzelunternehmer bietet sich die Einzelfirma (Person Fizik) an, die noch einfacher zu gründen ist und bei kleinen Umsätzen vom 5 %-Satz profitieren kann.

Nutzung von Freibeträgen

Der Einkommensteuerfreibetrag von 50.000 ALL monatlich (etwa 480 Euro) ist nicht besonders hoch, kann aber bei der Gehaltsgestaltung eine Rolle spielen. Wenn du als Gesellschafter-Geschäftsführer dein eigenes Gehalt festlegst, kannst du diesen Freibetrag optimal nutzen.

Dividendenausschüttungen werden mit 8 % Quellensteuer belegt, während Gehälter dem progressiven Tarif bis 23 % unterliegen. Bei höheren Einkommen kann es daher günstiger sein, Gewinne in der Gesellschaft zu belassen oder als Dividende auszuschütten.

Holding-Strukturen

Albanien eignet sich aufgrund der moderaten Steuervorteile nicht als klassischer Holding-Standort. Die Beteiligungserträge werden nicht freigestellt wie etwa in den Niederlanden oder Luxemburg. Für rein operative Tätigkeiten kann eine albanische Gesellschaft jedoch sinnvoll sein.

10. Steuererklärung und Fristen

Abgabefristen

Die jährliche Einkommensteuererklärung muss bis zum 31. März des Folgejahres eingereicht werden. Für Unternehmen gilt dieselbe Frist für die Körperschaftsteuererklärung.

Die Mehrwertsteuer wird monatlich oder vierteljährlich erklärt, abhängig vom Umsatzvolumen. Die Frist ist jeweils der 14. des Folgemonats bzw. des Folgemonats nach Quartalsende.

Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer sind für Selbstständige vierteljährlich fällig, basierend auf dem Vorjahresergebnis.

Benötigte Unterlagen

Für die Steuererklärung benötigst du in der Regel Einkommensnachweise (Lohnbescheinigungen, Honorarabrechnungen), Belege über Kapitalerträge, Nachweise über ausländische Einkünfte und gezahlte ausländische Steuern, die Buchhaltungsunterlagen bei Selbstständigkeit sowie Belege über absetzbare Ausgaben.

Alle Unterlagen sollten mindestens fünf Jahre aufbewahrt werden.

Online-Portale

Die albanische Steuerbehörde (Drejtoria e Përgjithshme e Tatimeve) bietet ein Online-Portal für Steuererklärungen an: e-Albania (e-albania.al). Die Plattform ist auf Albanisch, eine englische Version existiert teilweise.

Für die Nutzung benötigst du eine albanische Steuernummer (NIPT für Unternehmen, NID für Privatpersonen) und einen elektronischen Zugang.

Notwendigkeit eines Steuerberaters

Für Auswanderer ist die Zusammenarbeit mit einem lokalen Steuerberater dringend empfohlen. Die Sprachbarriere, die Besonderheiten des albanischen Systems und die Komplexität internationaler Steuerfragen machen professionelle Hilfe nahezu unverzichtbar.

Die Kosten für einen Steuerberater in Tirana liegen bei etwa 50 bis 150 Euro pro Stunde. Für eine jährliche Steuererklärung als Selbstständiger solltest du mit 500 bis 1.500 Euro rechnen, je nach Komplexität.

Strafen bei Verspätung

Verspätete Steuererklärungen werden mit Strafen belegt. Bei der Einkommensteuererklärung drohen Säumniszuschläge von 0,06 % der Steuerschuld pro Tag. Die Mindeststrafe beträgt 10.000 ALL (etwa 95 Euro).

Bei vorsätzlicher Steuerhinterziehung drohen deutlich höhere Strafen bis hin zu Strafverfahren.

11. Sozialversicherungsbeiträge

Übersicht der Beiträge

Das albanische Sozialversicherungssystem umfasst Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Eine gesonderte Pflegeversicherung wie in Deutschland existiert nicht.

Die Beitragssätze für Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Jahr 2025:

Rentenversicherung: Arbeitnehmer 9,5 %, Arbeitgeber 15 %
Krankenversicherung: Arbeitnehmer 1,7 %, Arbeitgeber 1,7 %
Arbeitslosenversicherung: nur Arbeitgeber 0,6 %

Gesamtbelastung: Arbeitnehmer etwa 11,2 %, Arbeitgeber etwa 16,7 %

Beitragsbemessungsgrenze

Die Beiträge werden nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze erhoben. Diese liegt 2025 bei etwa 176.000 ALL monatlich (circa 1.700 Euro). Einkommen darüber ist beitragsfrei.

Das bedeutet: Auch bei sehr hohem Einkommen sind die Sozialversicherungsbeiträge gedeckelt – ein weiterer Vorteil gegenüber DACH-Ländern.

Selbstständige

Selbstständige zahlen Sozialversicherungsbeiträge auf Basis eines fiktiven Einkommens, das mindestens dem Mindestlohn entsprechen muss. Die Beiträge sind deutlich niedriger als in Deutschland.

Allerdings sind auch die Leistungen entsprechend begrenzt. Die albanische Krankenversicherung deckt nur die Grundversorgung in staatlichen Einrichtungen ab. Eine private Zusatzversicherung ist für Auswanderer aus DACH-Ländern dringend empfohlen.

Vergleich zur DACH-Region

Die Gesamtbelastung durch Sozialabgaben in Albanien liegt deutlich unter dem DACH-Niveau.

Ein Arbeitnehmer mit 3.000 Euro Bruttogehalt zahlt in Deutschland etwa 20 bis 21 % Sozialabgaben (etwa 630 Euro), in Albanien hingegen nur etwa 11 % (etwa 330 Euro) – und das auch nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze.

Wichtig: Die niedrigeren Beiträge bedeuten auch niedrigere Leistungen. Besonders die Altersvorsorge solltest du als Auswanderer privat absichern.

12. Vergleich zu Deutschland, Schweiz und Österreich

Tabellarischer Vergleich

Steuerart	Albanien	Deutschland	Österreich	Schweiz
Einkommensteuer (Spitzensatz)	23 %	45 %	55 %	11,5 bis 40 %
Körperschaftsteuer	15 %	ca. 30 %	25 %	12 bis 24 %
Kleine Unternehmen	5 %	wie oben	wie oben	wie oben
Kapitalertragssteuer	15 %	26,4 %	27,5 %	0 bis 40 %
Mehrwertsteuer	20 %	19 %	20 %	8,1 %
Grunderwerbsteuer	2 %	3,5 bis 6,5 %	3,5 %	0 bis 3,3 %
Erbschaftssteuer	0 %	7 bis 50 %	0 bis 60 %	0 bis 50 %
Vermögensteuer	0 %	0 %	0 %	0,1 bis 1 %

Beispielrechnungen

Beispiel 1: Angestellter mit 60.000 Euro Jahresbrutto

In Deutschland: Etwa 14.000 Euro Einkommensteuer und 11.000 Euro Sozialabgaben, Netto etwa 35.000 Euro.

In Albanien: Etwa 8.500 Euro Einkommensteuer und 4.000 Euro Sozialabgaben (unter Berücksichtigung der Beitragsbemessungsgrenze), Netto etwa 47.500 Euro.

Beispiel 2: Selbstständiger mit 100.000 Euro Gewinn

In Deutschland: Etwa 35.000 Euro Einkommensteuer plus Solidaritätszuschlag, Netto etwa 65.000 Euro.

In Albanien (Kleinunternehmerregime): Etwa 5.000 Euro Steuer (5 % Satz), Netto etwa 95.000 Euro.

Beispiel 3: Investor mit 50.000 Euro Dividenden

In Deutschland: Etwa 13.200 Euro Kapitalertragsteuer plus Solidaritätszuschlag.

In Albanien: Etwa 7.500 Euro (15 %).

Pro und Contra aus steuerlicher Sicht

Vorteile Albanien

Die deutlich niedrigeren Steuersätze für Einkommen und Unternehmensgewinne sind der offensichtlichste Vorteil. Keine Erbschafts- und Schenkungssteuer erleichtert die Vermögensübertragung. Die gedeckelten Sozialversicherungsbeiträge halten die Gesamtbelastung auch bei höheren Einkommen niedrig. Das einfache Steuersystem reduziert den Verwaltungsaufwand.

Nachteile und Risiken

Die politische und wirtschaftliche Stabilität erreicht nicht das Niveau der DACH-Länder. Die Infrastruktur, besonders im Gesundheitswesen, ist weniger entwickelt. Die Sprachbarriere erschwert den Umgang mit Behörden. Die Rechtssicherheit ist eingeschränkter als in Westeuropa. Die niedrigen Sozialabgaben bedeuten auch geringere Absicherung.

Fazit

Albanien bietet ein steuerlich attraktives Umfeld, das besonders für bestimmte Auswanderer-Typen interessant ist.

Für wen lohnt sich Albanien steuerlich?

Für digitale Nomaden und Freelancer mit internationalen Kunden, die vom 5 %-Regime profitieren können.
Für Unternehmer, die ein operatives Geschäft aufbauen und die niedrigen Unternehmenssteuern nutzen möchten.
Für vermögende Personen, die Erbschafts- und Schenkungssteuer vermeiden wollen.
Für Investoren mit Kapitalerträgen, die von der pauschalen 15 %-Steuer profitieren.

Für wen ist Albanien weniger geeignet?

Für Rentner mit deutschen gesetzlichen Renten, da diese weiterhin in Deutschland besteuert werden.
Für Menschen, die hohen Wert auf Rechtssicherheit und stabile Institutionen legen.
Für Familien, die erstklassige öffentliche Bildung und Gesundheitsversorgung erwarten.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst

Das albanische Steuersystem bietet mit maximal 23 % Einkommensteuer, 15 % Körperschaftsteuer und dem Sondersatz von 5 % für kleine Unternehmen echte Vorteile. Keine Vermögensteuer, keine Erbschaftssteuer und moderate Kapitalertragsteuern ergänzen das Bild.

Die Entscheidung für einen Umzug nach Albanien sollte jedoch nicht allein auf steuerlichen Erwägungen beruhen. Lebensqualität, persönliche Sicherheit, Gesundheitsversorgung und gesellschaftliches Umfeld spielen mindestens eine ebenso wichtige Rolle.

Empfehlung

Vor einem Umzug nach Albanien solltest du unbedingt professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Ein auf internationales Steuerrecht spezialisierter Berater kann deine persönliche Situation analysieren und optimale Strukturen entwickeln. Besonders die Wegzugsbesteuerung und die korrekte Beendigung der Steuerpflicht in DACH-Ländern erfordern sorgfältige Planung.

Ein Probeaufenthalt von einigen Monaten in Albanien ist ebenfalls empfehlenswert, um das Land und seine Eigenheiten kennenzulernen, bevor du endgültige Entscheidungen triffst.

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FAQ

Wie hoch ist die Einkommensteuer in Albanien?

Die Einkommensteuer ist progressiv gestaffelt mit Sätzen von 0 %, 13 % und 23 %. Einkommen bis etwa 480 Euro monatlich ist steuerfrei. Der Spitzensteuersatz von 23 % greift ab etwa 575 Euro monatlich.

Gibt es eine Wegzugsbesteuerung nach Albanien?

Deutschland erhebt bei Wegzug nach Albanien Wegzugsbesteuerung auf unrealisierte Wertsteigerungen von Unternehmensanteilen ab 1 % Beteiligung. Eine Stundung ist bei Wegzug in Nicht-EU-Länder wie Albanien nicht möglich.

Werden deutsche Renten in Albanien besteuert?

Gesetzliche Renten aus Deutschland werden nach dem Doppelbesteuerungsabkommen ausschließlich in Deutschland besteuert. Private Renten können in Albanien steuerpflichtig sein.

Brauche ich einen lokalen Steuerberater?

Ja, aufgrund der Sprachbarriere und der Komplexität internationaler Steuerfragen ist ein albanischer Steuerberater dringend empfohlen. Die Kosten liegen zwischen 500 und 1.500 Euro jährlich für eine Standard-Steuererklärung.

Gibt es ein Visum für digitale Nomaden?

Albanien hat bisher kein spezielles Digital-Nomad-Visum eingeführt. EU-Bürger können jedoch visumfrei einreisen und bis zu 90 Tage bleiben. Für längere Aufenthalte ist eine Aufenthaltserlaubnis erforderlich.

Wie werden Kryptowährungen besteuert?

Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen unterliegen der Kapitalertragssteuer von 15 %. Eine klare gesetzliche Regelung speziell für Kryptowährungen existiert noch nicht, die allgemeinen Regeln für Kapitalerträge werden angewendet.

Kann ich als Selbstständiger den 5 %-Steuersatz nutzen?

Ja, wenn dein Jahresumsatz unter 14 Millionen ALL (etwa 134.000 Euro) liegt und du in einem der qualifizierenden Sektoren tätig bist. IT-Dienstleistungen, Beratung und viele andere Freelancer-Tätigkeiten qualifizieren sich.

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Zuletzt aktualisiert: 30. Dezember 2025 von Jan Harmening (2005 ausgewandert)