Warum ich es liebe, im Ausland zu leben
Ich habe schon ein paar Mal im Ausland gelebt und gearbeitet und möchte euch erzählen, welche Vorteile mir direkt aufgefallen sind, als ich ausgewandert bin, und welche euch wahrscheinlich im Laufe der Zeit bewusst werden, wenn ihr ins Ausland zieht.
Bürokratie ist immer eine Herausforderung
– oder vielleicht seid ihr auch überrascht, denn in einigen Ländern ist die Bürokratie auch nicht ganz so aufwendig wie in Deutschland. Beispielsweise habe ich als EU-Bürgerin in England außer der Beantragung einer Identifikationsnummer überhaupt keine weiteren Dokumente benötigt. Anders war es beispielsweise in Frankreich oder in Spanien. Diese Länder sind bereits für einen höheren Bürokratieaufwand bekannt.
Nachdem ich durch direkte Wohnungsbesichtigungen vor Ort sehr schnell für ein Zimmer in einer WG finden konnte (Termine hierfür kann man über Wohnungsportale oder gegebenenfalls persönlich vereinbaren), erklärten mir beispielsweise meine Mitbewohner, an welche Ämter ich mich wenden muss, um meinen Wohnsitz anzumelden, ein Bankkonto zu eröffnen, oder meinen Führerschein umschreiben zu lassen.
In Spanien musste ich meine Ausweisdokumente übersetzen lassen sowie Geburtsurkunde und Immatrikulationsbescheinigung. In meinem Hauptsitz in Deutschland habe ich mich dafür an ein Übersetzungsbüro gewendet. Die Mitarbeiter konnten mich dort sehr gut beraten, für welche Dokumente ich eine beglaubigte Übersetzung brauche, und für welche nicht.
Wo finde ich neue Freunde?
Falls ihr über euer Studium oder eure Arbeitsstelle keinen direkten Anschluss findet, könnt ihr euch über das Internet Aktivitäten oder Vereine suchen, denen ihr euch anschließen könnt.
Seht euch im Internet nach Treffen für Expats um, denn gerade in größeren Städten gibt es auch Gruppen, die sich beispielsweise zu einer Art Stammtisch in Kneipen treffen, was es euch ermöglicht, Gleichgesinnte für gemeinsame Unternehmungen zu finden.
Vielleicht möchtest du wenig Zeit verlieren, um dich besser in der Sprache des Landes zurechtzufinden. Dann wäre ein Sprachtandem mit einer Person, die sich für deine Sprache interessiert, die beste Lösung für dich.
Zugleich ist der Austausch in einem solchen Rahmen sehr inspirierend. Vielleicht hast du ein Hobby, das du so über einem neuen kulturellen Aspekt kennenlernst, oder jemand kennt ein paar praktische Tipps für dich, auf die du gar nicht gekommen wärst.
Man wird gelassener
Als Deutsche musste ich mich auch daran gewöhnen, dass das Leben auch dann noch weitergeht, wenn ein Problem nicht sofort gelöst wird, oder wenn nicht alles so gut organisiert und übersichtlich ist, wie bei uns. Dafür trifft man häufiger auf Menschen, die an der Bushaltestelle einen Smalltalk beginnen, oder mit einer ausführlichen Wegbeschreibung helfen, weil sie es nicht allzu eilig haben.
Auch musste ich lernen, dass in manchen Ländern andere Werte, wie zum Beispiel der familiäre Zusammenhalt eine größere Bedeutung haben als die Pünktlichkeit. In Italien kann diese ebenfalls nebensächlich sein, wenn man auf dem Weg zur Arbeit im Stau stand. Das ist dann eben das Gesetz der Natur.
Wie werden die Deutschen wahrgenommen?
Deutsche haben im Ausland sogar überraschenderweise einen sehr positiven Ruf. In meiner neuen Arbeitsstelle bekam ich einerseits einige neugierige Fragen, wie zum Beispiel dem Thema Oktoberfest gestellt, andererseits stellte ich fest, dass Unternehmen sehr gerne deutsche Auswanderer aufgrund ihrer „German efficiency“ einstellen.
Abgesehen davon, dass ihr für heitere Runden sorgen könnt, wenn sich andere Einheimische an der schweren Aussprache des Deutschen versuchen möchten, könnt ihr euch diesen Vorteil natürlich auch zu Nutze machen, indem ihr eure Dienste für Übersetzungsaufträge anbietet, falls ihr eine weitere Einnahmequelle sucht und beide Sprachen sicher genug beherrscht.
Zurück in Deutschland
Ein entscheidender Vorteil, der euch für immer bleiben wird, ist die Auslandserfahrung, die ihr in eurem Lebenslauf vorweisen könnt. Egal wie lange oder kurz diese war, auf eurer weiteren Jobsuche habt ihr mit euren dazugewonnenen Sprachkenntnisse immer einen Pluspunkt.
Persönlich genieße ich noch bis heute die kulturelle Bereicherung, die ich aus diesen besonderen Zeiten mitnehmen und in meinen Alltag integrieren konnte, wie zum Beispiel eine kulinarische Vielfalt in meiner Küche oder auch die Musik, die ich mich immer wieder in die Zeit der spanischen Festlichkeiten zurückversetzt und zum Tanzen einlädt.