Die Arbeitsplätze der meisten Menschen sind sich vermutlich relativ ähnlich: Man teilt sich mit den Kollegen ein Büro und hat in diesem einen eigenen Schreibtisch mit Computer sowie Telefon, an dem man die meiste Zeit des Tages verbringt. Die Vorstellung, mit einem Laptop auf dem Schoß, den Füßen im Sand und den Blick aufs blaue Meer gerichtet die tägliche Arbeit zu verrichten, ist für viele Angestellte nichts mehr als ein angenehmer Tagtraum zwischen Meetings und E-Mails. Dennoch gibt es tatsächlich viele Arbeitnehmer, die unter Palmen oder am Pool ihre Arbeit verrichten. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte digitale Nomaden. Was sie so besonders macht, wie man diesen Beruf ergreifen kann und welche Vorschriften man beim Broterwerb in den Reiseparadiesen dieser Welt beachten muss, erklären wir hier.
Digitale Nomaden – die „multilokalen“ Arbeitnehmer
Der Begriff lässt sich grundsätzlich auf alle Menschen anwenden, die vornehmlich mit Smartphone sowie Laptop ausgerüstet an verschiedenen Orten der Erde arbeiten. Da sie, was ihre Wirkungsstätte angeht, nirgendswo fest verwurzelt sind, spricht man auch von einem „multilokalen“ Leben. Damit sind digitale Nomaden nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Beruflich lassen sie sich immer dort nieder, wo es sie der Lust und Laune nach gerade hinzieht. Der Hauptwohnsitz bleibt in den meisten Fällen dennoch die deutsche Heimat. Die grundsätzliche Reisefreiheit dieses Erwerbstätigkeitskonzeptes ist beispielsweise für folgende Berufe sehr interessant, die durch die Digitalisierung längst nicht mehr zwingend an den Schreibtisch gebunden sind:
- Webseitenbetreiber
- Blogger
- Influencer
- Web- oder Grafikdesigner
- Autoren
- Fotografen
- Übersetzer
- Texter
- Journalisten
- Softwareentwickler
- Programmierer
Was muss man als digitaler Nomade mitbringen?
Zum einen natürlich die nötige, technische Ausstattung – schließlich muss man als Angestellter eines Unternehmens regelmäßig Kontakt zum eigenen Arbeitgeber herstellen können. Für Digitalnomaden, die vom Ausland ihr eigenes kleines Business verwalten, ist die Hardware das einzige Mittel überhaupt, um sich mit teilweise weitentfernten Kunden auszutauschen. Bevor es auf Achse geht, dürfen folgende Utensilien im Koffer nicht fehlen:
- Smartphone
- Laptop oder Tablet
- Surfstick oder mobiles Modem
Neben der technischen Grundversorgung gibt es aber auch einige Softwareanwendungen, die reisenden Arbeitnehmern oder Selbständigen im Ausland die Arbeit erleichtern:
- Wenn der Postbote nicht mehr klingelt: Für diesen Fall gibt es online mittlerweile viele Dienstleister, die Briefpost, Dokumente oder wichtige Dokumente scannen und via Cloud in einen digitalen Postkasten hochladen.
- Büroarbeit leicht gemacht: Buchhaltung, Warenwirtschaft oder Auftragsbearbeitung – all diese Aufgaben an einen deutschen Dienstleister auszulagern, wäre viel zu kompliziert. Stattdessen können digitale Nomaden ihre Büroarbeit mit einer entsprechenden Unternehmenssoftware (gesehen bei diesem Hersteller) im Handumdrehen selbst erledigen.
- Digital lautet das Zauberwort: Vor allem, wenn es um persönliche Unterschriften geht. Denn trotz kilometerweiter Entfernung, kann man mittlerweile mit der hilfreichen Anwendung „SignNow“ die eigene Signatur für offizielle Dokumente digital übermitteln – egal, wo man sich gerade befindet.
Welche rechtlichen Vorschriften muss man beachten?
Für Angestellte, die von ihrem Chef das Okay für ein Leben als digitaler Nomade bekommen haben, ändert sich nichts. Ihre Leistung wird ja nach wie vor bei einem deutschen Unternehmen erbracht. Deshalb fließen Abgaben und Abzüge automatisch an das heimische Steuersystem ab. Wer sich mit Wohnsitz in Deutschland als digitaler Nomade selbstständig macht, für den erfolgt die Besteuerung nach wie vor im Rahmen des heimischen Steuerrechts. Um nicht ins Visier der Steuerfahnder zu geraden, führt an einer Gewerbeanmeldung für digitale Nomaden kein Weg vorbei (Ausnahme: Freiberufler). Der abzuführende Steuersatz ist mit diesem Gewerbesteuer-Rechner ganz einfach zu ermitteln.
Digitale Nomaden müssen sich aber nicht nur an die gesetzlichen Bestimmungen ihres Heimatlandes halten. Im jeweiligen Zielland gibt es ebenfalls Vorschriften, die man unbedingt beachten sollte. Beispielsweise müssen Deutsche bei der Einreise in diese Länder ein gültiges Visum vorzeigen, das rechtzeitig beantragt werden muss. In einigen asiatischen sowie afrikanischen Staaten gilt für Ausländer zudem eine gesetzliche Impflicht, deren Nicht-Erfüllung die Einreise unmöglich macht.
Es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile
Zusammengefasst bietet das Leben als digitaler Nomade viele Vorteile. Man arbeitet dort, wo andere Urlaub machen, lernt neue Menschen sowie Kulturen kennen, und sammelt auf diese Weise einzigartige Erfahrungen, auf die man ein Leben lang zurückblicken kann. Auf der anderen Seite gehen mit dem Leben als digitaler Nomade ebenfalls viele Pflichten einher. Trotz des Lebens in einem entfernten Land, dürfen sowohl steuerliche als auch rechtliche Vorschriften des Heimatlandes nicht verletzt werden. Wer das Leben als digitaler Nomade also nicht nur als einen endlosen Urlaub versteht und gleichzeitig Respekt sowie Verständnis für die Kultur anderer Menschen mitbringt, findet in diesem Konzept eine erfüllende Lebensweise fernab vom manchmal eintönigen Büroalltag.